Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

zu Wien aufschlagen, und durch einen Wink seiner Hand ganz Teutschland in eine demokratische Republik verwandeln durfte.

Während wir, die Landkarte auf dem Tische, uns über die weitere Regulierung unserer retrograden Bewegung mit einander besprachen, kamen Briefe von dem Prinzen an, mit der Nachricht, daß dey der großen Armee alles die Quer gehe, und daß die Aliirten aus Frankreich zurück zögen wie eine Heerde Schaafe, die der Wolf scheucht. Wir sollten nur in der Gegend des Oberrheins verweilen, und dann werde er den Winter über mit uns zusammen leben können. Allein in Frankfurt war unser Aufenthalt nichts weniger, als sicher, Küstine erschien mit einigen Wagen voll Bauernleitern vor Maynz. Die Narren meynten das seyen Sturmleitern, und weil beym Stürmen das Kind in Mutterleibe nicht verschont wird, so übergaben sie ihre Stadt. Kaum war die Kunde von diesem feigen Streiche in Frankfurt erschollen, als der General Neuwinger schon längst dem Mayn herauf kam, um auf den Wällen der Krönungsstadt des teutschen Kaisers, die Fahne

zu Wien aufschlagen, und durch einen Wink seiner Hand ganz Teutschland in eine demokratische Republik verwandeln durfte.

Während wir, die Landkarte auf dem Tische, uns über die weitere Regulierung unserer retrograden Bewegung mit einander besprachen, kamen Briefe von dem Prinzen an, mit der Nachricht, daß dey der großen Armee alles die Quer gehe, und daß die Aliirten aus Frankreich zurück zögen wie eine Heerde Schaafe, die der Wolf scheucht. Wir sollten nur in der Gegend des Oberrheins verweilen, und dann werde er den Winter über mit uns zusammen leben können. Allein in Frankfurt war unser Aufenthalt nichts weniger, als sicher, Küstine erschien mit einigen Wagen voll Bauernleitern vor Maynz. Die Narren meynten das seyen Sturmleitern, und weil beym Stürmen das Kind in Mutterleibe nicht verschont wird, so übergaben sie ihre Stadt. Kaum war die Kunde von diesem feigen Streiche in Frankfurt erschollen, als der General Neuwinger schon längst dem Mayn herauf kam, um auf den Wällen der Krönungsstadt des teutschen Kaisers, die Fahne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0199" n="199"/>
zu <hi rendition="#g">Wien</hi> aufschlagen, und durch einen Wink seiner Hand ganz <hi rendition="#g">Teutschland</hi> in eine demokratische Republik verwandeln durfte.</p>
        <p>Während wir, die Landkarte auf dem Tische, uns über die weitere Regulierung unserer retrograden Bewegung mit einander besprachen, kamen Briefe von dem Prinzen an, mit der Nachricht, daß dey der großen Armee alles die Quer gehe, und daß die Aliirten aus <hi rendition="#g">Frankreich</hi> zurück zögen wie eine Heerde Schaafe, die der Wolf scheucht. Wir sollten nur in der Gegend des <hi rendition="#g">Oberrheins</hi> verweilen, und dann werde er den Winter über mit uns zusammen leben können. Allein in <hi rendition="#g">Frankfurt</hi> war unser Aufenthalt nichts weniger, als sicher, <hi rendition="#g">Küstine</hi> erschien mit einigen Wagen voll Bauernleitern vor <hi rendition="#g">Maynz</hi>. Die Narren meynten das seyen Sturmleitern, und weil beym Stürmen das Kind in Mutterleibe nicht verschont wird, so übergaben sie ihre Stadt. Kaum war die Kunde von diesem feigen Streiche in <hi rendition="#g">Frankfurt</hi> erschollen, als der General <hi rendition="#g">Neuwinger</hi> schon längst dem <hi rendition="#g">Mayn</hi> herauf kam, um auf den Wällen der Krönungsstadt des teutschen Kaisers, die Fahne
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0199] zu Wien aufschlagen, und durch einen Wink seiner Hand ganz Teutschland in eine demokratische Republik verwandeln durfte. Während wir, die Landkarte auf dem Tische, uns über die weitere Regulierung unserer retrograden Bewegung mit einander besprachen, kamen Briefe von dem Prinzen an, mit der Nachricht, daß dey der großen Armee alles die Quer gehe, und daß die Aliirten aus Frankreich zurück zögen wie eine Heerde Schaafe, die der Wolf scheucht. Wir sollten nur in der Gegend des Oberrheins verweilen, und dann werde er den Winter über mit uns zusammen leben können. Allein in Frankfurt war unser Aufenthalt nichts weniger, als sicher, Küstine erschien mit einigen Wagen voll Bauernleitern vor Maynz. Die Narren meynten das seyen Sturmleitern, und weil beym Stürmen das Kind in Mutterleibe nicht verschont wird, so übergaben sie ihre Stadt. Kaum war die Kunde von diesem feigen Streiche in Frankfurt erschollen, als der General Neuwinger schon längst dem Mayn herauf kam, um auf den Wällen der Krönungsstadt des teutschen Kaisers, die Fahne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/199
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/199>, abgerufen am 24.11.2024.