Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Meynungen zum Vorschein, und die ärgerliche, thörigte Menschenvernunft erhebt sich über Gottes Wort, und meistert die Aussprüche der Kirche, des Pabstes und der heiligen Väter.

Ich wende mich an euch, ihr Fleischhacker, ihr Hufschmiede, ihr Sackträger, ihr Becker, ihr Bierbrauer, ihr Taglöhner, und an dich, du glaubige Heerde, aus dem ländlichen Schafstalle, - wie glücklich waret ihr bisher in eurer Dummheit? Ihr glichet dem Ochsen, der unter seinem Joche und bey der vollgefüllten Krippe ein recht behagliches Leben führt. Indem ihr unter Arbeit, Essen, Trinken, Begatten und Schlafen eure Zeit eintheilt, gehen eure Tage harmlos und stille dahin, und nur selten trübet ein herber Gram den Horizont eurer Herzen. Dünken euch auch manchmal die Lasten zu schwer, die euch eure christliche Obrigkeit auflegt, oder die Opfer zu groß, die ihr zur Erhaltung der Kirche reichen müßt, so tröstet ihr euch mit dem ewigen Lohne, den euch eure Priester dafür verheißen, und nie fällt es euch ein, an der Erfüllung dieser Verheißung zu zweifeln. Ihr nehmet alles an, was euch wiederfährt, als ob es so seyn müßte, und nie macht euch die Besorgniß bange, daß etwas nicht recht wäre, was eure Vorgesetzten

Meynungen zum Vorschein, und die ärgerliche, thörigte Menschenvernunft erhebt sich über Gottes Wort, und meistert die Aussprüche der Kirche, des Pabstes und der heiligen Väter.

Ich wende mich an euch, ihr Fleischhacker, ihr Hufschmiede, ihr Sackträger, ihr Becker, ihr Bierbrauer, ihr Taglöhner, und an dich, du glaubige Heerde, aus dem ländlichen Schafstalle, – wie glücklich waret ihr bisher in eurer Dummheit? Ihr glichet dem Ochsen, der unter seinem Joche und bey der vollgefüllten Krippe ein recht behagliches Leben führt. Indem ihr unter Arbeit, Essen, Trinken, Begatten und Schlafen eure Zeit eintheilt, gehen eure Tage harmlos und stille dahin, und nur selten trübet ein herber Gram den Horizont eurer Herzen. Dünken euch auch manchmal die Lasten zu schwer, die euch eure christliche Obrigkeit auflegt, oder die Opfer zu groß, die ihr zur Erhaltung der Kirche reichen müßt, so tröstet ihr euch mit dem ewigen Lohne, den euch eure Priester dafür verheißen, und nie fällt es euch ein, an der Erfüllung dieser Verheißung zu zweifeln. Ihr nehmet alles an, was euch wiederfährt, als ob es so seyn müßte, und nie macht euch die Besorgniß bange, daß etwas nicht recht wäre, was eure Vorgesetzten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="appendix" n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0276" n="276"/>
Meynungen zum Vorschein, und die ärgerliche, thörigte Menschenvernunft erhebt sich über Gottes Wort, und meistert die Aussprüche der Kirche, des Pabstes und der heiligen Väter.</p>
            <p>Ich wende mich an euch, ihr Fleischhacker, ihr Hufschmiede, ihr Sackträger, ihr Becker, ihr Bierbrauer, ihr Taglöhner, und an dich, du glaubige Heerde, aus dem ländlichen Schafstalle, &#x2013; wie glücklich waret ihr bisher in eurer Dummheit? Ihr glichet dem Ochsen, der unter seinem Joche und bey der vollgefüllten Krippe ein recht behagliches Leben führt. Indem ihr unter Arbeit, Essen, Trinken, Begatten und Schlafen eure Zeit eintheilt, gehen eure Tage harmlos und stille dahin, und nur selten trübet ein herber Gram den Horizont eurer Herzen. Dünken euch auch manchmal die Lasten zu schwer, die euch eure christliche Obrigkeit auflegt, oder die Opfer zu groß, die ihr zur Erhaltung der Kirche reichen müßt, so tröstet ihr euch mit dem ewigen Lohne, den euch eure Priester dafür verheißen, und nie fällt es euch ein, an der Erfüllung dieser Verheißung zu zweifeln. Ihr nehmet alles an, was euch wiederfährt, als ob es so seyn müßte, und nie macht euch die Besorgniß bange, daß etwas nicht recht wäre, was eure Vorgesetzten
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0276] Meynungen zum Vorschein, und die ärgerliche, thörigte Menschenvernunft erhebt sich über Gottes Wort, und meistert die Aussprüche der Kirche, des Pabstes und der heiligen Väter. Ich wende mich an euch, ihr Fleischhacker, ihr Hufschmiede, ihr Sackträger, ihr Becker, ihr Bierbrauer, ihr Taglöhner, und an dich, du glaubige Heerde, aus dem ländlichen Schafstalle, – wie glücklich waret ihr bisher in eurer Dummheit? Ihr glichet dem Ochsen, der unter seinem Joche und bey der vollgefüllten Krippe ein recht behagliches Leben führt. Indem ihr unter Arbeit, Essen, Trinken, Begatten und Schlafen eure Zeit eintheilt, gehen eure Tage harmlos und stille dahin, und nur selten trübet ein herber Gram den Horizont eurer Herzen. Dünken euch auch manchmal die Lasten zu schwer, die euch eure christliche Obrigkeit auflegt, oder die Opfer zu groß, die ihr zur Erhaltung der Kirche reichen müßt, so tröstet ihr euch mit dem ewigen Lohne, den euch eure Priester dafür verheißen, und nie fällt es euch ein, an der Erfüllung dieser Verheißung zu zweifeln. Ihr nehmet alles an, was euch wiederfährt, als ob es so seyn müßte, und nie macht euch die Besorgniß bange, daß etwas nicht recht wäre, was eure Vorgesetzten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/276
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/276>, abgerufen am 21.11.2024.