[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.für denjenigen ausgesetzt, der den Verfasser jenes lügenhaften Briefes angeben würde, dennoch war der gute Ruf des Abbe und der allgemein herrschende Glaube an die Unbescholtenheit seines Wandels bey der Mehrheit zernichtet. Das Publikum, das in einem so menschlichen Fehltritte um so weniger Wahrscheinlichkeit fand, je häufiger er begangen wird, und das denselben niemand leichter zutraut, als den jungen Herren, die in einem erzwungenen Cölibate leben, hielt die öffentliche Rechtfertigung des Verbrechens für ein eitles Blendwerk, und die scheinbare Beruhigung des beleidigten Ehemannes für ein Werk des Eigennutzes, der die Macht der Fürstinn fürchtete. Wir, die Genoßen des Obskuranten-Klubbs säumten dabey nicht, die Leute in diesem Glauben zu befestigen, und allerley Anekdoten auszustreuen, die zu diesem Zwecke dienlich waren. Der Fürst selbst war der Sache ganz gewiß. Er hatte Simperten in einem leichtsinnigen Tone gesagt: "So macht ihr's, ihr lüsterne Pfaffen! keine Jungfer und kein Weib ist vor euch sicher." Das ergötzte den Alten nicht wenig, und seine Freude würde vollkommen gewesen seyn, wenn er nur mit dem Beweise Eingang gefunden hätte, daß für denjenigen ausgesetzt, der den Verfasser jenes lügenhaften Briefes angeben würde, dennoch war der gute Ruf des Abbe und der allgemein herrschende Glaube an die Unbescholtenheit seines Wandels bey der Mehrheit zernichtet. Das Publikum, das in einem so menschlichen Fehltritte um so weniger Wahrscheinlichkeit fand, je häufiger er begangen wird, und das denselben niemand leichter zutraut, als den jungen Herren, die in einem erzwungenen Cölibate leben, hielt die öffentliche Rechtfertigung des Verbrechens für ein eitles Blendwerk, und die scheinbare Beruhigung des beleidigten Ehemannes für ein Werk des Eigennutzes, der die Macht der Fürstinn fürchtete. Wir, die Genoßen des Obskuranten-Klubbs säumten dabey nicht, die Leute in diesem Glauben zu befestigen, und allerley Anekdoten auszustreuen, die zu diesem Zwecke dienlich waren. Der Fürst selbst war der Sache ganz gewiß. Er hatte Simperten in einem leichtsinnigen Tone gesagt: „So macht ihr’s, ihr lüsterne Pfaffen! keine Jungfer und kein Weib ist vor euch sicher.“ Das ergötzte den Alten nicht wenig, und seine Freude würde vollkommen gewesen seyn, wenn er nur mit dem Beweise Eingang gefunden hätte, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="95"/> für denjenigen ausgesetzt, der den Verfasser jenes lügenhaften Briefes angeben würde, dennoch war der gute Ruf des Abbe und der allgemein herrschende Glaube an die Unbescholtenheit seines Wandels bey der Mehrheit zernichtet. Das Publikum, das in einem so menschlichen Fehltritte um so weniger <choice><sic>Wahrscheinlichlichkeit</sic><corr>Wahrscheinlichkeit</corr></choice> fand, je häufiger er begangen wird, und das denselben niemand leichter zutraut, als den jungen Herren, die in einem erzwungenen Cölibate leben, hielt die öffentliche Rechtfertigung des Verbrechens für ein eitles Blendwerk, und die scheinbare Beruhigung des beleidigten Ehemannes für ein Werk des Eigennutzes, der die Macht der Fürstinn fürchtete. Wir, die Genoßen des Obskuranten-Klubbs säumten dabey nicht, die Leute in diesem Glauben zu befestigen, und allerley Anekdoten auszustreuen, die zu diesem Zwecke dienlich waren. Der Fürst selbst war der Sache ganz gewiß. Er hatte <hi rendition="#g">Simperten</hi> in einem leichtsinnigen Tone gesagt: „So macht ihr’s, ihr lüsterne Pfaffen! keine Jungfer und kein Weib ist vor euch sicher.“ Das ergötzte den Alten nicht wenig, und seine Freude würde vollkommen gewesen seyn, <choice><sic>wenu</sic><corr>wenn</corr></choice> er nur mit dem Beweise Eingang gefunden hätte, daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0095]
für denjenigen ausgesetzt, der den Verfasser jenes lügenhaften Briefes angeben würde, dennoch war der gute Ruf des Abbe und der allgemein herrschende Glaube an die Unbescholtenheit seines Wandels bey der Mehrheit zernichtet. Das Publikum, das in einem so menschlichen Fehltritte um so weniger Wahrscheinlichkeit fand, je häufiger er begangen wird, und das denselben niemand leichter zutraut, als den jungen Herren, die in einem erzwungenen Cölibate leben, hielt die öffentliche Rechtfertigung des Verbrechens für ein eitles Blendwerk, und die scheinbare Beruhigung des beleidigten Ehemannes für ein Werk des Eigennutzes, der die Macht der Fürstinn fürchtete. Wir, die Genoßen des Obskuranten-Klubbs säumten dabey nicht, die Leute in diesem Glauben zu befestigen, und allerley Anekdoten auszustreuen, die zu diesem Zwecke dienlich waren. Der Fürst selbst war der Sache ganz gewiß. Er hatte Simperten in einem leichtsinnigen Tone gesagt: „So macht ihr’s, ihr lüsterne Pfaffen! keine Jungfer und kein Weib ist vor euch sicher.“ Das ergötzte den Alten nicht wenig, und seine Freude würde vollkommen gewesen seyn, wenn er nur mit dem Beweise Eingang gefunden hätte, daß
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