Pappenheim, Bertha u. a.: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt (Main), 1904.sind, und das sind vielleicht die wichtigsten, wird man andere Personen - Männer oder Frauen - suchen müssen und finden können, die das Amt eines "Subbibliothekars" gerne übernehmen. In den Baron Hirsch-Schulen könnte auch am Samstag und Sonntag ein Raum als Lesezimmer angewiesen werden. Bei dem ausgesprochenen Bildungsbedürfnis der jüdischen Jugend können diese kleinen Anfänge von Volksbibliotheken das beste Gegengewicht gegen den Straßen-"Korso" am Samstagnachmittag werden. Eine bedeutendere Ersparnis, vielleicht sogar die Möglichkeit einer baldigen Gründung dieser Zentralstelle für Volksbibliotheken kann dadurch erreicht werden, daß Interessenten für dieselben durch Sammelstellen in Deutschland Zeitschriften und Bücher an eine Zentralstelle in Galizien schicken, von wo aus die Organisierung der Versendung nach den verschiedenen Orten in nicht zu ferner Zeit beginnen könnte. Selbstverständlich müssen es gute Bücher, vollständige Jahrgänge von Zeitschriften und regelmäßige Zeitungssendungen und spezielle Abonnements sein. Redaktionen werden sich auf Ersuchen gerne bereit finden, Gratisexemplare zu liefern. Aber die Idee, auf gute Manier seine Makulatur abzustoßen, muß von vornherein ausgeschlossen bleiben. Der Beamte der Zentralstelle muß ein mit großer Vorsicht gewählter, taktvoller, gebildeter Mann sein; er hat eine sehr verantwortungsvolle Stelle, da er kontrolliert und bestimmt, welche geistige Nahrung dem Volke zugeführt wird. Er muß Kataloge anlegen, registrieren, was die Nebenstellen bekommen und verlangen, und stets darauf bedacht sein, im Wechsel und Austausch Anregung und Interesse in die Bücherverleihungen zu bringen. Von der Zentralstelle sollen auch Wanderredner ausgesucht werden, damit durch Vorträge populärwissenschaftlichen Inhalts geistiges Leben nach den kleinen Ortschaften gebracht werde. Unterstützt und lokal ausgebaut kann das Unternehmen auch durch die zionistischen Vereine werden, da ja an vielen Orten schon Sammelpunkte der strebsameren Elemente sich gebildet haben. Auch diesen Gedanken kann ich hier nur in Form einer Anregung bringen, deren Ausbau und Details sehr sorgfältig erwogen und ausgearbeitet werden müßte. Die galizische Jugend, die intelligent und bildungsfähig ist, wird sie mit Begeisterung aufnehmen, sind, und das sind vielleicht die wichtigsten, wird man andere Personen – Männer oder Frauen – suchen müssen und finden können, die das Amt eines „Subbibliothekars“ gerne übernehmen. In den Baron Hirsch-Schulen könnte auch am Samstag und Sonntag ein Raum als Lesezimmer angewiesen werden. Bei dem ausgesprochenen Bildungsbedürfnis der jüdischen Jugend können diese kleinen Anfänge von Volksbibliotheken das beste Gegengewicht gegen den Straßen-„Korso“ am Samstagnachmittag werden. Eine bedeutendere Ersparnis, vielleicht sogar die Möglichkeit einer baldigen Gründung dieser Zentralstelle für Volksbibliotheken kann dadurch erreicht werden, daß Interessenten für dieselben durch Sammelstellen in Deutschland Zeitschriften und Bücher an eine Zentralstelle in Galizien schicken, von wo aus die Organisierung der Versendung nach den verschiedenen Orten in nicht zu ferner Zeit beginnen könnte. Selbstverständlich müssen es gute Bücher, vollständige Jahrgänge von Zeitschriften und regelmäßige Zeitungssendungen und spezielle Abonnements sein. Redaktionen werden sich auf Ersuchen gerne bereit finden, Gratisexemplare zu liefern. Aber die Idee, auf gute Manier seine Makulatur abzustoßen, muß von vornherein ausgeschlossen bleiben. Der Beamte der Zentralstelle muß ein mit großer Vorsicht gewählter, taktvoller, gebildeter Mann sein; er hat eine sehr verantwortungsvolle Stelle, da er kontrolliert und bestimmt, welche geistige Nahrung dem Volke zugeführt wird. Er muß Kataloge anlegen, registrieren, was die Nebenstellen bekommen und verlangen, und stets darauf bedacht sein, im Wechsel und Austausch Anregung und Interesse in die Bücherverleihungen zu bringen. Von der Zentralstelle sollen auch Wanderredner ausgesucht werden, damit durch Vorträge populärwissenschaftlichen Inhalts geistiges Leben nach den kleinen Ortschaften gebracht werde. Unterstützt und lokal ausgebaut kann das Unternehmen auch durch die zionistischen Vereine werden, da ja an vielen Orten schon Sammelpunkte der strebsameren Elemente sich gebildet haben. Auch diesen Gedanken kann ich hier nur in Form einer Anregung bringen, deren Ausbau und Details sehr sorgfältig erwogen und ausgearbeitet werden müßte. Die galizische Jugend, die intelligent und bildungsfähig ist, wird sie mit Begeisterung aufnehmen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="61"/> sind, und das sind vielleicht die wichtigsten, wird man andere Personen – Männer oder Frauen – suchen müssen und finden können, die das Amt eines „Subbibliothekars“ gerne übernehmen.</p> <p>In den Baron Hirsch-Schulen könnte auch am Samstag und Sonntag ein Raum als Lesezimmer angewiesen werden. 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Aber die Idee, auf gute Manier seine Makulatur abzustoßen, muß von vornherein ausgeschlossen bleiben.</p> <p>Der Beamte der Zentralstelle muß ein mit großer Vorsicht gewählter, taktvoller, gebildeter Mann sein; er hat eine sehr verantwortungsvolle Stelle, da er kontrolliert und bestimmt, welche geistige Nahrung dem Volke zugeführt wird. Er muß Kataloge anlegen, registrieren, was die Nebenstellen bekommen und verlangen, und stets darauf bedacht sein, im Wechsel und Austausch Anregung und Interesse in die Bücherverleihungen zu bringen.</p> <p>Von der Zentralstelle sollen auch Wanderredner ausgesucht werden, damit durch Vorträge populärwissenschaftlichen Inhalts geistiges Leben nach den kleinen Ortschaften gebracht werde.</p> <p>Unterstützt und lokal ausgebaut kann das Unternehmen auch durch die zionistischen Vereine werden, da ja an vielen Orten schon Sammelpunkte der strebsameren Elemente sich gebildet haben.</p> <p>Auch diesen Gedanken kann ich hier nur in Form einer Anregung bringen, deren Ausbau und Details sehr sorgfältig erwogen und ausgearbeitet werden müßte. Die galizische Jugend, die intelligent und bildungsfähig ist, wird sie mit Begeisterung aufnehmen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0061]
sind, und das sind vielleicht die wichtigsten, wird man andere Personen – Männer oder Frauen – suchen müssen und finden können, die das Amt eines „Subbibliothekars“ gerne übernehmen.
In den Baron Hirsch-Schulen könnte auch am Samstag und Sonntag ein Raum als Lesezimmer angewiesen werden. Bei dem ausgesprochenen Bildungsbedürfnis der jüdischen Jugend können diese kleinen Anfänge von Volksbibliotheken das beste Gegengewicht gegen den Straßen-„Korso“ am Samstagnachmittag werden.
Eine bedeutendere Ersparnis, vielleicht sogar die Möglichkeit einer baldigen Gründung dieser Zentralstelle für Volksbibliotheken kann dadurch erreicht werden, daß Interessenten für dieselben durch Sammelstellen in Deutschland Zeitschriften und Bücher an eine Zentralstelle in Galizien schicken, von wo aus die Organisierung der Versendung nach den verschiedenen Orten in nicht zu ferner Zeit beginnen könnte.
Selbstverständlich müssen es gute Bücher, vollständige Jahrgänge von Zeitschriften und regelmäßige Zeitungssendungen und spezielle Abonnements sein. Redaktionen werden sich auf Ersuchen gerne bereit finden, Gratisexemplare zu liefern. Aber die Idee, auf gute Manier seine Makulatur abzustoßen, muß von vornherein ausgeschlossen bleiben.
Der Beamte der Zentralstelle muß ein mit großer Vorsicht gewählter, taktvoller, gebildeter Mann sein; er hat eine sehr verantwortungsvolle Stelle, da er kontrolliert und bestimmt, welche geistige Nahrung dem Volke zugeführt wird. Er muß Kataloge anlegen, registrieren, was die Nebenstellen bekommen und verlangen, und stets darauf bedacht sein, im Wechsel und Austausch Anregung und Interesse in die Bücherverleihungen zu bringen.
Von der Zentralstelle sollen auch Wanderredner ausgesucht werden, damit durch Vorträge populärwissenschaftlichen Inhalts geistiges Leben nach den kleinen Ortschaften gebracht werde.
Unterstützt und lokal ausgebaut kann das Unternehmen auch durch die zionistischen Vereine werden, da ja an vielen Orten schon Sammelpunkte der strebsameren Elemente sich gebildet haben.
Auch diesen Gedanken kann ich hier nur in Form einer Anregung bringen, deren Ausbau und Details sehr sorgfältig erwogen und ausgearbeitet werden müßte. Die galizische Jugend, die intelligent und bildungsfähig ist, wird sie mit Begeisterung aufnehmen,
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