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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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So dämmerten wir in süsser Behaglichkeit durch
die Strassen und neckten uns gegenseitig, indem
bald der eine oder der andere irgend einen
beliebigen stattlichen vorbeigehenden Herrn für
Goethe gehalten wissen wollte.

Aber eine sehr lebhafte Diskussion erhob
sich, als Paul die Absicht aussprach seine
Gegenwart von der morgenden Visite auszu-
schliessen. Er meinte, ich könne allein hinge-
hen, und er werde sich begnügen, wenn das
Glück gut sei, Goethen am Fenster oder vielleicht
im Schlossparke zu sehen. Davon wollte aber
meine Freundschaft durchaus nichts wissen und
ich drang in ihn mich zu begleiten.

Nein, sagte er, das geht durchaus nicht;
wenn ich in dem Briefe mitgenannt wäre,
wenn es etwa darin hiesse: die Ueberbringer
sind mein Sohn und dessen Freund, so könn-
ten wir beide, jeder den Brief an einem Ende
anfassend, wie ein paar Dioskuren oder Dop-
pelgänger zu ihm ins Zimmer treten, so aber
ist es unmöglich! Doch

"Am Glück des Freundes werd' ich mich erfreuen."

Warum unmöglich? Jch werde Dich gleich

So dämmerten wir in süsser Behaglichkeit durch
die Strassen und neckten uns gegenseitig, indem
bald der eine oder der andere irgend einen
beliebigen stattlichen vorbeigehenden Herrn für
Goethe gehalten wissen wollte.

Aber eine sehr lebhafte Diskussion erhob
sich, als Paul die Absicht aussprach seine
Gegenwart von der morgenden Visite auszu-
schliessen. Er meinte, ich könne allein hinge-
hen, und er werde sich begnügen, wenn das
Glück gut sei, Goethen am Fenster oder vielleicht
im Schlossparke zu sehen. Davon wollte aber
meine Freundschaft durchaus nichts wissen und
ich drang in ihn mich zu begleiten.

Nein, sagte er, das geht durchaus nicht;
wenn ich in dem Briefe mitgenannt wäre,
wenn es etwa darin hiesse: die Ueberbringer
sind mein Sohn und dessen Freund, so könn-
ten wir beide, jeder den Brief an einem Ende
anfassend, wie ein paar Dioskuren oder Dop-
pelgänger zu ihm ins Zimmer treten, so aber
ist es unmöglich! Doch

„Am Glück des Freundes werd’ ich mich erfreuen.“

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[18/0023] So dämmerten wir in süsser Behaglichkeit durch die Strassen und neckten uns gegenseitig, indem bald der eine oder der andere irgend einen beliebigen stattlichen vorbeigehenden Herrn für Goethe gehalten wissen wollte. Aber eine sehr lebhafte Diskussion erhob sich, als Paul die Absicht aussprach seine Gegenwart von der morgenden Visite auszu- schliessen. Er meinte, ich könne allein hinge- hen, und er werde sich begnügen, wenn das Glück gut sei, Goethen am Fenster oder vielleicht im Schlossparke zu sehen. Davon wollte aber meine Freundschaft durchaus nichts wissen und ich drang in ihn mich zu begleiten. Nein, sagte er, das geht durchaus nicht; wenn ich in dem Briefe mitgenannt wäre, wenn es etwa darin hiesse: die Ueberbringer sind mein Sohn und dessen Freund, so könn- ten wir beide, jeder den Brief an einem Ende anfassend, wie ein paar Dioskuren oder Dop- pelgänger zu ihm ins Zimmer treten, so aber ist es unmöglich! Doch „Am Glück des Freundes werd’ ich mich erfreuen.“ Warum unmöglich? Jch werde Dich gleich

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/23>, abgerufen am 09.11.2024.