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Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

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einem unbeschreiblichen Glanze der Milde von
ihrer Arbeit auf. Jch dachte an das, was
Goethe in den Wahlverwandtschaften von Otti-
liens Schönheit sagt: wer sie erblickt, den kann
nichts Uebles anwehen; er fühlt sich mit sich
selbst und mit der Welt in Uebereinstimmung.
(15, 54.)

Das ferne Aegypten und das noch fernere
Nubien schienen Frau von Wolzogen besonders
anzuziehen. Der Nil mit seinen Stromschnellen
und Krokodillen, die Wunderbauten der ägyp-
tischen Tempel, die unwirthbare Wüste mit
ihren Sandstürmen, die geduldigen Kameele und
die feurigen Araberrosse, die partriarchalische
Einfachheit des Beduinenlebens -- alles dies
wurde mit Wärme und Antheil durchgesprochen.
Jch richtete meine Mittheilungen, so viel es
anging, vorzugsweise an die blühende Hebe mir
gegenüber, und kam mir in Gedanken manch-
mal vor wie Othello, der die abentheuerlichen
Vorkommnisse eines bewegten Lebens vor sei-
ner Desdemona entfaltet.

Auf dem Heimwege liess ich meine Ent-
zückung über das herrliche Wesen gegen From-

einem unbeschreiblichen Glanze der Milde von
ihrer Arbeit auf. Jch dachte an das, was
Goethe in den Wahlverwandtschaften von Otti-
liens Schönheit sagt: wer sie erblickt, den kann
nichts Uebles anwehen; er fühlt sich mit sich
selbst und mit der Welt in Uebereinstimmung.
(15, 54.)

Das ferne Aegypten und das noch fernere
Nubien schienen Frau von Wolzogen besonders
anzuziehen. Der Nil mit seinen Stromschnellen
und Krokodillen, die Wunderbauten der ägyp-
tischen Tempel, die unwirthbare Wüste mit
ihren Sandstürmen, die geduldigen Kameele und
die feurigen Araberrosse, die partriarchalische
Einfachheit des Beduinenlebens — alles dies
wurde mit Wärme und Antheil durchgesprochen.
Jch richtete meine Mittheilungen, so viel es
anging, vorzugsweise an die blühende Hebe mir
gegenüber, und kam mir in Gedanken manch-
mal vor wie Othello, der die abentheuerlichen
Vorkommnisse eines bewegten Lebens vor sei-
ner Desdemona entfaltet.

Auf dem Heimwege liess ich meine Ent-
zückung über das herrliche Wesen gegen From-

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[54/0059] einem unbeschreiblichen Glanze der Milde von ihrer Arbeit auf. Jch dachte an das, was Goethe in den Wahlverwandtschaften von Otti- liens Schönheit sagt: wer sie erblickt, den kann nichts Uebles anwehen; er fühlt sich mit sich selbst und mit der Welt in Uebereinstimmung. (15, 54.) Das ferne Aegypten und das noch fernere Nubien schienen Frau von Wolzogen besonders anzuziehen. Der Nil mit seinen Stromschnellen und Krokodillen, die Wunderbauten der ägyp- tischen Tempel, die unwirthbare Wüste mit ihren Sandstürmen, die geduldigen Kameele und die feurigen Araberrosse, die partriarchalische Einfachheit des Beduinenlebens — alles dies wurde mit Wärme und Antheil durchgesprochen. Jch richtete meine Mittheilungen, so viel es anging, vorzugsweise an die blühende Hebe mir gegenüber, und kam mir in Gedanken manch- mal vor wie Othello, der die abentheuerlichen Vorkommnisse eines bewegten Lebens vor sei- ner Desdemona entfaltet. Auf dem Heimwege liess ich meine Ent- zückung über das herrliche Wesen gegen From-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/59>, abgerufen am 23.11.2024.