Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].zwar bis in mein spätes Alter hinauf, aber ihr Ruhm wird fast überstrahlt von den frischen Heldenthaten unseres Volkes 1866 bis 1871. Die inneren Erlebnisse, Kämpfe, Umwandlungen und Abklärungen der Menschenseele entziehn sich jeder Darstellung, die nicht an eine Selbstbespiegelung anstreift. Daher wird von subjektiven Empfindungen so wenig als möglich bei mir die Rede sein. Bei einem rastlos Vorwärtsstrebenden bleiben ohnehin die inneren Verpuppungen und allmäligen Entwicklungen dem eignen Verstande und Gefühle verborgen. Alles was dem Herzen an Entschließungen und Vorsätzen, an Angriffen, Niederlagen und Siegen zugetheilt wird, was es an Schmerzen duldet und an Entzückungen genießt, das zeigt sich mehr in der Gesamtwirkung auf den Karakter, als daß es sich in Worte fassen ließe. Meine Aufzeichnungen entstanden in diesen letzten Jahren, so oft Zeit und Lust es erlaubten. Es wird hin und wieder auf Vorkomnisse Bezug genommen, die von neueren Ereignissen bereits überholt sind. Ich habe es vorgezogen, durch eingeklammerte Jahreszahlen die Zeit der Abfassung anzugeben, als schließlich alles auf das letzte Niveau zu reduziren. Berlin, im März 1871. G. Parthey zwar bis in mein spätes Alter hinauf, aber ihr Ruhm wird fast überstrahlt von den frischen Heldenthaten unseres Volkes 1866 bis 1871. Die inneren Erlebnisse, Kämpfe, Umwandlungen und Abklärungen der Menschenseele entziehn sich jeder Darstellung, die nicht an eine Selbstbespiegelung anstreift. Daher wird von subjektiven Empfindungen so wenig als möglich bei mir die Rede sein. Bei einem rastlos Vorwärtsstrebenden bleiben ohnehin die inneren Verpuppungen und allmäligen Entwicklungen dem eignen Verstande und Gefühle verborgen. Alles was dem Herzen an Entschließungen und Vorsätzen, an Angriffen, Niederlagen und Siegen zugetheilt wird, was es an Schmerzen duldet und an Entzückungen genießt, das zeigt sich mehr in der Gesamtwirkung auf den Karakter, als daß es sich in Worte fassen ließe. Meine Aufzeichnungen entstanden in diesen letzten Jahren, so oft Zeit und Lust es erlaubten. Es wird hin und wieder auf Vorkomnisse Bezug genommen, die von neueren Ereignissen bereits überholt sind. Ich habe es vorgezogen, durch eingeklammerte Jahreszahlen die Zeit der Abfassung anzugeben, als schließlich alles auf das letzte Niveau zu reduziren. Berlin, im März 1871. G. Parthey <TEI> <text> <body> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0012" n="vi"/> zwar bis in mein spätes Alter hinauf, aber ihr Ruhm wird fast überstrahlt von den frischen Heldenthaten unseres Volkes 1866 bis 1871. </p><lb/> <p>Die inneren Erlebnisse, Kämpfe, Umwandlungen und Abklärungen der Menschenseele entziehn sich jeder Darstellung, die nicht an eine Selbstbespiegelung anstreift. Daher wird von subjektiven Empfindungen so wenig als möglich bei mir die Rede sein. Bei einem rastlos Vorwärtsstrebenden bleiben ohnehin die inneren Verpuppungen und allmäligen Entwicklungen dem eignen Verstande und Gefühle verborgen. </p><lb/> <p>Alles was dem Herzen an Entschließungen und Vorsätzen, an Angriffen, Niederlagen und Siegen zugetheilt wird, was es an Schmerzen duldet und an Entzückungen genießt, das zeigt sich mehr in der Gesamtwirkung auf den Karakter, als daß es sich in Worte fassen ließe. </p><lb/> <p>Meine Aufzeichnungen entstanden in diesen letzten Jahren, so oft Zeit und Lust es erlaubten. Es wird hin und wieder auf Vorkomnisse Bezug genommen, die von neueren Ereignissen bereits überholt sind. Ich habe es vorgezogen, durch eingeklammerte Jahreszahlen die Zeit der Abfassung anzugeben, als schließlich alles auf das letzte Niveau zu reduziren. </p><lb/> <p>Berlin, im März 1871.   G. Parthey</p> </div> </body> </text> </TEI> [vi/0012]
zwar bis in mein spätes Alter hinauf, aber ihr Ruhm wird fast überstrahlt von den frischen Heldenthaten unseres Volkes 1866 bis 1871.
Die inneren Erlebnisse, Kämpfe, Umwandlungen und Abklärungen der Menschenseele entziehn sich jeder Darstellung, die nicht an eine Selbstbespiegelung anstreift. Daher wird von subjektiven Empfindungen so wenig als möglich bei mir die Rede sein. Bei einem rastlos Vorwärtsstrebenden bleiben ohnehin die inneren Verpuppungen und allmäligen Entwicklungen dem eignen Verstande und Gefühle verborgen.
Alles was dem Herzen an Entschließungen und Vorsätzen, an Angriffen, Niederlagen und Siegen zugetheilt wird, was es an Schmerzen duldet und an Entzückungen genießt, das zeigt sich mehr in der Gesamtwirkung auf den Karakter, als daß es sich in Worte fassen ließe.
Meine Aufzeichnungen entstanden in diesen letzten Jahren, so oft Zeit und Lust es erlaubten. Es wird hin und wieder auf Vorkomnisse Bezug genommen, die von neueren Ereignissen bereits überholt sind. Ich habe es vorgezogen, durch eingeklammerte Jahreszahlen die Zeit der Abfassung anzugeben, als schließlich alles auf das letzte Niveau zu reduziren.
Berlin, im März 1871. G. Parthey
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