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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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in meiner Jugend noch nicht ganz aus dem Verkehr verschwunden, und wurden als Curiositäten vorgezeigt. Ephraim hatte nicht nur ein großes Vermögen erworben, sondern überdies nach Beendigung des Krieges vom Könige die Erlaubniß erhalten, sich an der Ecke des Mühlendammes ein Haus zu bauen. Dies geschah, und das durch seine Säulenstellung mit den darüber angebrachten Balkonen vor allen Nachbargebäuden ausgezeichnete Haus heißt nach allem Wechsel der Eigenthümer immer noch das Ephraimsche. Bei einem Spazierritte durch die Stadt kam der König einst in diese Gegend, hielt voll Verwunderung vor dem neuen Gebäude still, und sah durch den Thorweg die elegante gewundene Treppe mit dem eisernen Geländer. "Wem gehört das Haus!" - Dem Banquier Ephraim. - "Soll herkommen." - Ephraim erscheint voller Freude, und dankt für die hohe, ihm widerfahrene Ehre. - "Ich habe ihm erlaubt, sich ein Haus zu bauen, wie kann er sich unterstehn, mir ein Palais hieherzusetzen?" - Stammelnde Entschuldigung. - "Das ist ganz gegen die Abrede; von Rechtswegen müßte ich ihm das Palais wieder abnehmen, das er doch nur mit meinem Gelde gebaut hat. Doch mag es darum sein; aber das Potsdamer Militärwaisenhaus hat 40,000 Rthlr. zur ersten Hypothek darauf stehn. Schicke er mir den ausgefertigten Hypothekenschein, dann kann er das Palais behalten!"

in meiner Jugend noch nicht ganz aus dem Verkehr verschwunden, und wurden als Curiositäten vorgezeigt. Ephraim hatte nicht nur ein großes Vermögen erworben, sondern überdies nach Beendigung des Krieges vom Könige die Erlaubniß erhalten, sich an der Ecke des Mühlendammes ein Haus zu bauen. Dies geschah, und das durch seine Säulenstellung mit den darüber angebrachten Balkonen vor allen Nachbargebäuden ausgezeichnete Haus heißt nach allem Wechsel der Eigenthümer immer noch das Ephraimsche. Bei einem Spazierritte durch die Stadt kam der König einst in diese Gegend, hielt voll Verwunderung vor dem neuen Gebäude still, und sah durch den Thorweg die elegante gewundene Treppe mit dem eisernen Geländer. „Wem gehört das Haus!“ – Dem Banquier Ephraim. – „Soll herkommen.“ – Ephraim erscheint voller Freude, und dankt für die hohe, ihm widerfahrene Ehre. – „Ich habe ihm erlaubt, sich ein Haus zu bauen, wie kann er sich unterstehn, mir ein Palais hieherzusetzen?“ – Stammelnde Entschuldigung. – „Das ist ganz gegen die Abrede; von Rechtswegen müßte ich ihm das Palais wieder abnehmen, das er doch nur mit meinem Gelde gebaut hat. Doch mag es darum sein; aber das Potsdamer Militärwaisenhaus hat 40,000 Rthlr. zur ersten Hypothek darauf stehn. Schicke er mir den ausgefertigten Hypothekenschein, dann kann er das Palais behalten!“

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[147/0159] in meiner Jugend noch nicht ganz aus dem Verkehr verschwunden, und wurden als Curiositäten vorgezeigt. Ephraim hatte nicht nur ein großes Vermögen erworben, sondern überdies nach Beendigung des Krieges vom Könige die Erlaubniß erhalten, sich an der Ecke des Mühlendammes ein Haus zu bauen. Dies geschah, und das durch seine Säulenstellung mit den darüber angebrachten Balkonen vor allen Nachbargebäuden ausgezeichnete Haus heißt nach allem Wechsel der Eigenthümer immer noch das Ephraimsche. Bei einem Spazierritte durch die Stadt kam der König einst in diese Gegend, hielt voll Verwunderung vor dem neuen Gebäude still, und sah durch den Thorweg die elegante gewundene Treppe mit dem eisernen Geländer. „Wem gehört das Haus!“ – Dem Banquier Ephraim. – „Soll herkommen.“ – Ephraim erscheint voller Freude, und dankt für die hohe, ihm widerfahrene Ehre. – „Ich habe ihm erlaubt, sich ein Haus zu bauen, wie kann er sich unterstehn, mir ein Palais hieherzusetzen?“ – Stammelnde Entschuldigung. – „Das ist ganz gegen die Abrede; von Rechtswegen müßte ich ihm das Palais wieder abnehmen, das er doch nur mit meinem Gelde gebaut hat. Doch mag es darum sein; aber das Potsdamer Militärwaisenhaus hat 40,000 Rthlr. zur ersten Hypothek darauf stehn. Schicke er mir den ausgefertigten Hypothekenschein, dann kann er das Palais behalten!“

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/159>, abgerufen am 21.11.2024.