Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].dem wir bei ihm beide Theile von Idelers italiänischem Handbuche durchgemacht, ward Tasso's Gierusalemme im Zusammenhange gelesen. Davon fand ich in des Grosvaters Bibliothek mehr als eine Ausgabe, und wählte mir eine allerliebste Glasgower zum gewöhnlichen Gebrauch. Unter den übrigen italiänischen Klassikern standen freilich auch einige bändereiche Schreckbücher, Gozzi mit 12, Metastasio mit 16, Goldoni mit 17 Theilen. Auch für die englische Litteratur hatte Nicolai mit eben so viel Fleiß als Kenntniß gesammelt. Sie füllte in seiner Wohnstube die beiden Glasschränke neben der Vexirthür, und ich könnte noch jetzt die Stellen vieler einzelnen Werke angeben. Gern nahm ich Miltons Paradise lost und Goldsmiths Vicar in die Hand, aber Smollet mit 8, und Swift mit 17 Bänden kamen seltner an die Reihe; ich sah die Unmöglichkeit ein, sie ganz durchzulesen, und vor dem bloßen Naschen und Nippen hatte ich von Jugend auf eine unüberwindliche Abneigung. Shakespeare war in den beiden Ausgaben von Malone und von Steevens vorhanden, welche damals für die besten galten; noch lieber griffen wir zu den Uebersetzungen von Eschenburg und von Schlegel. Als ich später auf der Universität zu Heidelberg das Spanische lernte, um den Don Quixote in der Ursprache zu lesen, erwähnte der Lehrer einmal beiläufig, daß die beiden Theile der Originalausgabe von 1608 und 1615 selbst in Spanien zu den allergrösten bibliographischen Seltenheiten gehörten. Wer beschreibt mein freudiges Erstaunen, als ich bei meiner Rückkunft nach Berlin, neben der geschätzten modernen Ausgabe von Pellicer auch jene beiden Quartbände im altspanischen gleichzeitigen Einband in der Bibliothek des Grosvaters vorfand! dem wir bei ihm beide Theile von Idelers italiänischem Handbuche durchgemacht, ward Tasso’s Gierusalemme im Zusammenhange gelesen. Davon fand ich in des Grosvaters Bibliothek mehr als eine Ausgabe, und wählte mir eine allerliebste Glasgower zum gewöhnlichen Gebrauch. Unter den übrigen italiänischen Klassikern standen freilich auch einige bändereiche Schreckbücher, Gozzi mit 12, Metastasio mit 16, Goldoni mit 17 Theilen. Auch für die englische Litteratur hatte Nicolai mit eben so viel Fleiß als Kenntniß gesammelt. Sie füllte in seiner Wohnstube die beiden Glasschränke neben der Vexirthür, und ich könnte noch jetzt die Stellen vieler einzelnen Werke angeben. Gern nahm ich Miltons Paradise lost und Goldsmiths Vicar in die Hand, aber Smollet mit 8, und Swift mit 17 Bänden kamen seltner an die Reihe; ich sah die Unmöglichkeit ein, sie ganz durchzulesen, und vor dem bloßen Naschen und Nippen hatte ich von Jugend auf eine unüberwindliche Abneigung. Shakespeare war in den beiden Ausgaben von Malone und von Steevens vorhanden, welche damals für die besten galten; noch lieber griffen wir zu den Uebersetzungen von Eschenburg und von Schlegel. Als ich später auf der Universität zu Heidelberg das Spanische lernte, um den Don Quixote in der Ursprache zu lesen, erwähnte der Lehrer einmal beiläufig, daß die beiden Theile der Originalausgabe von 1608 und 1615 selbst in Spanien zu den allergrösten bibliographischen Seltenheiten gehörten. Wer beschreibt mein freudiges Erstaunen, als ich bei meiner Rückkunft nach Berlin, neben der geschätzten modernen Ausgabe von Pellicer auch jene beiden Quartbände im altspanischen gleichzeitigen Einband in der Bibliothek des Grosvaters vorfand! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="185"/> dem wir bei ihm beide Theile von Idelers italiänischem Handbuche durchgemacht, ward Tasso’s Gierusalemme im Zusammenhange gelesen. Davon fand ich in des Grosvaters Bibliothek mehr als eine Ausgabe, und wählte mir eine allerliebste Glasgower zum gewöhnlichen Gebrauch. Unter den übrigen italiänischen Klassikern standen freilich auch einige bändereiche Schreckbücher, Gozzi mit 12, Metastasio mit 16, Goldoni mit 17 Theilen. </p><lb/> <p>Auch für die englische Litteratur hatte Nicolai mit eben so viel Fleiß als Kenntniß gesammelt. Sie füllte in seiner Wohnstube die beiden Glasschränke neben der Vexirthür, und ich könnte noch jetzt die Stellen vieler einzelnen Werke angeben. Gern nahm ich Miltons Paradise lost und Goldsmiths Vicar in die Hand, aber Smollet mit 8, und Swift mit 17 Bänden kamen seltner an die Reihe; ich sah die Unmöglichkeit ein, sie ganz durchzulesen, und vor dem bloßen Naschen und Nippen hatte ich von Jugend auf eine unüberwindliche Abneigung. Shakespeare war in den beiden Ausgaben von Malone und von Steevens vorhanden, welche damals für die besten galten; noch lieber griffen wir zu den Uebersetzungen von Eschenburg und von Schlegel. </p><lb/> <p>Als ich später auf der Universität zu Heidelberg das Spanische lernte, um den Don Quixote in der Ursprache zu lesen, erwähnte der Lehrer einmal beiläufig, daß die beiden Theile der Originalausgabe von 1608 und 1615 selbst in Spanien zu den allergrösten bibliographischen Seltenheiten gehörten. 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dem wir bei ihm beide Theile von Idelers italiänischem Handbuche durchgemacht, ward Tasso’s Gierusalemme im Zusammenhange gelesen. Davon fand ich in des Grosvaters Bibliothek mehr als eine Ausgabe, und wählte mir eine allerliebste Glasgower zum gewöhnlichen Gebrauch. Unter den übrigen italiänischen Klassikern standen freilich auch einige bändereiche Schreckbücher, Gozzi mit 12, Metastasio mit 16, Goldoni mit 17 Theilen.
Auch für die englische Litteratur hatte Nicolai mit eben so viel Fleiß als Kenntniß gesammelt. Sie füllte in seiner Wohnstube die beiden Glasschränke neben der Vexirthür, und ich könnte noch jetzt die Stellen vieler einzelnen Werke angeben. Gern nahm ich Miltons Paradise lost und Goldsmiths Vicar in die Hand, aber Smollet mit 8, und Swift mit 17 Bänden kamen seltner an die Reihe; ich sah die Unmöglichkeit ein, sie ganz durchzulesen, und vor dem bloßen Naschen und Nippen hatte ich von Jugend auf eine unüberwindliche Abneigung. Shakespeare war in den beiden Ausgaben von Malone und von Steevens vorhanden, welche damals für die besten galten; noch lieber griffen wir zu den Uebersetzungen von Eschenburg und von Schlegel.
Als ich später auf der Universität zu Heidelberg das Spanische lernte, um den Don Quixote in der Ursprache zu lesen, erwähnte der Lehrer einmal beiläufig, daß die beiden Theile der Originalausgabe von 1608 und 1615 selbst in Spanien zu den allergrösten bibliographischen Seltenheiten gehörten. Wer beschreibt mein freudiges Erstaunen, als ich bei meiner Rückkunft nach Berlin, neben der geschätzten modernen Ausgabe von Pellicer auch jene beiden Quartbände im altspanischen gleichzeitigen Einband in der Bibliothek des Grosvaters vorfand!
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