Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tückische Marmor, den man als gar zu schwülstig und von der Simplicität des griechischen [fremdsprachliches Material], gar zu sehr abweichend verdammte. Aber den prachtvollen Bau des Vossischen Hexameter konnten auch die Gegner nicht abläugnen. Unter den Idyllen leuchtete "der siebzigste Geburtstag" hervor, der uns die ganze, oft zu breit gesponnene "Luise" in concentrirter Anmuth zu enthalten schien. Pauls Gesicht hatte gewöhnlich einen finstem Ausdruck wegen seines pechschwarzen dicht gekräuselten Haares und seiner buschigen Brauen, die ein paar dunkelbraune Augen beschatteten, aber in unseren frohen Stunden, deren es unendlich viele gab, erheiterten seine strengen Züge sich zu geistreicher Lebendigkeit. Er neigte ein wenig zur Mystik, und verehrte deshalb Werners Söhne des Thales; ich hatte von Anfang an Göthe gelesen, und fühlte mich angezogen von seiner Klarheit. Wie es wohl zu gehn pflegt, so kannte keiner recht genau den Liebling des anderen. Ich machte mich zuerst an die Söhne des Thales und erfreute mich an der trefflichen Zeichnung der Karaktere, an der edlen Sprache, an der Wärme des Gefühls, allein alles dies fand ich bei Göthe in noch höherem Maaße und ohne alle symbolisirenden Zuthaten. Wenn ich Paul fragte, was denn mit der langen wunderlichen Erzählung vom Baffometus eigentlich gemeint sei, so wußte er nichts darauf zu sagen, als daß er gehört habe, es seien Freimaurer-Geheimnisse dahinter verborgen. Damit war mir noch weniger gedient: denn von einer Poesie, die sich in Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tückische Marmor, den man als gar zu schwülstig und von der Simplicität des griechischen [fremdsprachliches Material], gar zu sehr abweichend verdammte. Aber den prachtvollen Bau des Vossischen Hexameter konnten auch die Gegner nicht abläugnen. Unter den Idyllen leuchtete „der siebzigste Geburtstag“ hervor, der uns die ganze, oft zu breit gesponnene „Luise“ in concentrirter Anmuth zu enthalten schien. Pauls Gesicht hatte gewöhnlich einen finstem Ausdruck wegen seines pechschwarzen dicht gekräuselten Haares und seiner buschigen Brauen, die ein paar dunkelbraune Augen beschatteten, aber in unseren frohen Stunden, deren es unendlich viele gab, erheiterten seine strengen Züge sich zu geistreicher Lebendigkeit. Er neigte ein wenig zur Mystik, und verehrte deshalb Werners Söhne des Thales; ich hatte von Anfang an Göthe gelesen, und fühlte mich angezogen von seiner Klarheit. Wie es wohl zu gehn pflegt, so kannte keiner recht genau den Liebling des anderen. Ich machte mich zuerst an die Söhne des Thales und erfreute mich an der trefflichen Zeichnung der Karaktere, an der edlen Sprache, an der Wärme des Gefühls, allein alles dies fand ich bei Göthe in noch höherem Maaße und ohne alle symbolisirenden Zuthaten. Wenn ich Paul fragte, was denn mit der langen wunderlichen Erzählung vom Baffometus eigentlich gemeint sei, so wußte er nichts darauf zu sagen, als daß er gehört habe, es seien Freimaurer-Geheimnisse dahinter verborgen. Damit war mir noch weniger gedient: denn von einer Poesie, die sich in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0199" n="187"/> </p><lb/> <p rendition="#c">Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tückische Marmor,</p><lb/> <p>den man als gar zu schwülstig und von der Simplicität des griechischen </p><lb/> <p rendition="#c"><gap reason="fm"/>,</p><lb/> <p>gar zu sehr abweichend verdammte. Aber den prachtvollen Bau des Vossischen Hexameter konnten auch die Gegner nicht abläugnen. Unter den Idyllen leuchtete „der siebzigste Geburtstag“ hervor, der uns die ganze, oft zu breit gesponnene „Luise“ in concentrirter Anmuth zu enthalten schien. </p><lb/> <p>Pauls Gesicht hatte gewöhnlich einen finstem Ausdruck wegen seines pechschwarzen dicht gekräuselten Haares und seiner buschigen Brauen, die ein paar dunkelbraune Augen beschatteten, aber in unseren frohen Stunden, deren es unendlich viele gab, erheiterten seine strengen Züge sich zu geistreicher Lebendigkeit. Er neigte ein wenig zur Mystik, und verehrte deshalb <hi rendition="#b">Werner</hi>s Söhne des Thales; ich hatte von Anfang an Göthe gelesen, und fühlte mich angezogen von seiner Klarheit. Wie es wohl zu gehn pflegt, so kannte keiner recht genau den Liebling des anderen. Ich machte mich zuerst an die Söhne des Thales und erfreute mich an der trefflichen Zeichnung der Karaktere, an der edlen Sprache, an der Wärme des Gefühls, allein alles dies fand ich bei Göthe in noch höherem Maaße und ohne alle symbolisirenden Zuthaten. Wenn ich Paul fragte, was denn mit der langen wunderlichen Erzählung vom Baffometus eigentlich gemeint sei, so wußte er nichts darauf zu sagen, als daß er gehört habe, es seien Freimaurer-Geheimnisse dahinter verborgen. Damit war mir noch weniger gedient: denn von einer Poesie, die sich in </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0199]
Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tückische Marmor,
den man als gar zu schwülstig und von der Simplicität des griechischen
_ ,
gar zu sehr abweichend verdammte. Aber den prachtvollen Bau des Vossischen Hexameter konnten auch die Gegner nicht abläugnen. Unter den Idyllen leuchtete „der siebzigste Geburtstag“ hervor, der uns die ganze, oft zu breit gesponnene „Luise“ in concentrirter Anmuth zu enthalten schien.
Pauls Gesicht hatte gewöhnlich einen finstem Ausdruck wegen seines pechschwarzen dicht gekräuselten Haares und seiner buschigen Brauen, die ein paar dunkelbraune Augen beschatteten, aber in unseren frohen Stunden, deren es unendlich viele gab, erheiterten seine strengen Züge sich zu geistreicher Lebendigkeit. Er neigte ein wenig zur Mystik, und verehrte deshalb Werners Söhne des Thales; ich hatte von Anfang an Göthe gelesen, und fühlte mich angezogen von seiner Klarheit. Wie es wohl zu gehn pflegt, so kannte keiner recht genau den Liebling des anderen. Ich machte mich zuerst an die Söhne des Thales und erfreute mich an der trefflichen Zeichnung der Karaktere, an der edlen Sprache, an der Wärme des Gefühls, allein alles dies fand ich bei Göthe in noch höherem Maaße und ohne alle symbolisirenden Zuthaten. Wenn ich Paul fragte, was denn mit der langen wunderlichen Erzählung vom Baffometus eigentlich gemeint sei, so wußte er nichts darauf zu sagen, als daß er gehört habe, es seien Freimaurer-Geheimnisse dahinter verborgen. Damit war mir noch weniger gedient: denn von einer Poesie, die sich in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |