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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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Freundlichkeit den Cicerone; er führte uns zu der Madonna von Rafael und zu andern Hauptwerken, aber im Ganzen muß ich bekennen, daß dieser erste Besuch gar keinen nachhaltigen Eindruck zurückließ. Erst in den folgenden Jahren nach öfterem Wiedersehn der Gallerie konnte sich ein Urtheil über die hier versammelten staunenswerthen Meisterwerke ausbilden; nach und nach wurde ich so einheimisch in den hohen Sälen, daß ich oft und gern den Cicerone machte. Nachdem ich die meisten europäischen Gallerien (außer Madrid und Petersburg) kennen gelernt, befestigte sich bei mir immer mehr die Ueberzeugung, daß die Dresdner Sammlung in ihrer Totalität an die Spitze aller übrigen zu stellen sei.

Ein Gang über die schöne massive Elbbrücke, rechts hin und rechts zurück, erschien uns von einer unendlichen Länge. Der Verkehr wurde hier durch Schildwachen geregelt, welche nicht erlaubten, daß jemand auf der linken Seite hinübergehe.

Weiter stromauf- und abwärts fanden sich, wie noch jetzt, kleine Barken zum Uebersetzen, deren Benutzung uns das gröste Vergnügen gewährte. Die träge schwarze Spree konnte mit der breiten raschflutenden Elbe gar keinen Vergleich aushalten. Mit Verwunderung betrachteten wir in der Nähe die aus der Tiefe aufsteigenden Strudel, die bald größere, bald kleinere Kreise und Ovale auf der Oberfläche bildend, in unaufhörlicher Wandlung dahinglitten. Als wir einst mit meinem Vater übersetzten, knüpfte dieser nach seiner freundlichen Art mit dem Schiffer ein Gespräch an, und fragte unter andern, ob denn das geringe Fährgeld ihn ernähre? Er erwiederte, seine Frau sei Scheuerweib im königlichen Schlosse; durch

Freundlichkeit den Cicerone; er führte uns zu der Madonna von Rafael und zu andern Hauptwerken, aber im Ganzen muß ich bekennen, daß dieser erste Besuch gar keinen nachhaltigen Eindruck zurückließ. Erst in den folgenden Jahren nach öfterem Wiedersehn der Gallerie konnte sich ein Urtheil über die hier versammelten staunenswerthen Meisterwerke ausbilden; nach und nach wurde ich so einheimisch in den hohen Sälen, daß ich oft und gern den Cicerone machte. Nachdem ich die meisten europäischen Gallerien (außer Madrid und Petersburg) kennen gelernt, befestigte sich bei mir immer mehr die Ueberzeugung, daß die Dresdner Sammlung in ihrer Totalität an die Spitze aller übrigen zu stellen sei.

Ein Gang über die schöne massive Elbbrücke, rechts hin und rechts zurück, erschien uns von einer unendlichen Länge. Der Verkehr wurde hier durch Schildwachen geregelt, welche nicht erlaubten, daß jemand auf der linken Seite hinübergehe.

Weiter stromauf- und abwärts fanden sich, wie noch jetzt, kleine Barken zum Uebersetzen, deren Benutzung uns das gröste Vergnügen gewährte. Die träge schwarze Spree konnte mit der breiten raschflutenden Elbe gar keinen Vergleich aushalten. Mit Verwunderung betrachteten wir in der Nähe die aus der Tiefe aufsteigenden Strudel, die bald größere, bald kleinere Kreise und Ovale auf der Oberfläche bildend, in unaufhörlicher Wandlung dahinglitten. Als wir einst mit meinem Vater übersetzten, knüpfte dieser nach seiner freundlichen Art mit dem Schiffer ein Gespräch an, und fragte unter andern, ob denn das geringe Fährgeld ihn ernähre? Er erwiederte, seine Frau sei Scheuerweib im königlichen Schlosse; durch

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[297/0309] Freundlichkeit den Cicerone; er führte uns zu der Madonna von Rafael und zu andern Hauptwerken, aber im Ganzen muß ich bekennen, daß dieser erste Besuch gar keinen nachhaltigen Eindruck zurückließ. Erst in den folgenden Jahren nach öfterem Wiedersehn der Gallerie konnte sich ein Urtheil über die hier versammelten staunenswerthen Meisterwerke ausbilden; nach und nach wurde ich so einheimisch in den hohen Sälen, daß ich oft und gern den Cicerone machte. Nachdem ich die meisten europäischen Gallerien (außer Madrid und Petersburg) kennen gelernt, befestigte sich bei mir immer mehr die Ueberzeugung, daß die Dresdner Sammlung in ihrer Totalität an die Spitze aller übrigen zu stellen sei. Ein Gang über die schöne massive Elbbrücke, rechts hin und rechts zurück, erschien uns von einer unendlichen Länge. Der Verkehr wurde hier durch Schildwachen geregelt, welche nicht erlaubten, daß jemand auf der linken Seite hinübergehe. Weiter stromauf- und abwärts fanden sich, wie noch jetzt, kleine Barken zum Uebersetzen, deren Benutzung uns das gröste Vergnügen gewährte. Die träge schwarze Spree konnte mit der breiten raschflutenden Elbe gar keinen Vergleich aushalten. Mit Verwunderung betrachteten wir in der Nähe die aus der Tiefe aufsteigenden Strudel, die bald größere, bald kleinere Kreise und Ovale auf der Oberfläche bildend, in unaufhörlicher Wandlung dahinglitten. Als wir einst mit meinem Vater übersetzten, knüpfte dieser nach seiner freundlichen Art mit dem Schiffer ein Gespräch an, und fragte unter andern, ob denn das geringe Fährgeld ihn ernähre? Er erwiederte, seine Frau sei Scheuerweib im königlichen Schlosse; durch

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/309>, abgerufen am 22.11.2024.