Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Von Schulgenossen, die später auch in größeren Kreisen bekannt wurden, nenne ich folgende: Benecke, nachher Professor an der Berliner Universität, und fruchtbarer philosophischer Schriftsteller. Mit diesem saß ich lange auf derselben Bank, und wir certirten um den ersten Platz. Die Zuneigung hörte jedoch auf, als ich eine gar zu große Selbstüberhebung bei ihm bemerkte. Er wurde von allen Mitschülern arg verspottet, als er einmal gesagt hatte: es giebt nur einen Gott, einen Schiller und einen Benecke! Sein Geruch war unangenehm. v. Bonsery, nachher Präsident des Kammergerichtes. Er wurde angestaunt, als er einst mit Sporenstiefeln aus der Reitbahn in die Schule zu kommen wagte. Bornemann, nachher Justizminister und Verfasser des klassischen Werkes über das Landrecht. Wir hielten sehr treu zusammen; ich zeichnete ihm kleine Hühner, Tauben, Hunde und andere Thiere, die er ausschnitt und aufklebte. Otto v. Gerlach, nachher Konsistorialrath und Erklärer des Neuen Testamentes. Er hieß wegen seiner Korpulenz "der dicke Otto" und war durch seine starke Stimme berühmt, die ihm später, als gefeierten Kanzelredner sehr zu Statten kam. Er hatte einen angenehmen Geruch. Gern, als Schauspieler ein Liebling des Berliner Publikums. Er verließ die Schule bald nachdem ich eingetreten war, und deklamirte beim Abschiede ein rührendes Gedicht mit solchem Ausdrucke und mit so herzgewinnender Stimme, daß beinahe die ganze Klasse weinte. Man erzählte von ihm, daß sein Vater, ein ausgezeichneter Bassist, den Hang zum Theater nicht gebilligt, der Sohn Von Schulgenossen, die später auch in größeren Kreisen bekannt wurden, nenne ich folgende: Benecke, nachher Professor an der Berliner Universität, und fruchtbarer philosophischer Schriftsteller. Mit diesem saß ich lange auf derselben Bank, und wir certirten um den ersten Platz. Die Zuneigung hörte jedoch auf, als ich eine gar zu große Selbstüberhebung bei ihm bemerkte. Er wurde von allen Mitschülern arg verspottet, als er einmal gesagt hatte: es giebt nur einen Gott, einen Schiller und einen Benecke! Sein Geruch war unangenehm. v. Bonsery, nachher Präsident des Kammergerichtes. Er wurde angestaunt, als er einst mit Sporenstiefeln aus der Reitbahn in die Schule zu kommen wagte. Bornemann, nachher Justizminister und Verfasser des klassischen Werkes über das Landrecht. Wir hielten sehr treu zusammen; ich zeichnete ihm kleine Hühner, Tauben, Hunde und andere Thiere, die er ausschnitt und aufklebte. Otto v. Gerlach, nachher Konsistorialrath und Erklärer des Neuen Testamentes. Er hieß wegen seiner Korpulenz „der dicke Otto“ und war durch seine starke Stimme berühmt, die ihm später, als gefeierten Kanzelredner sehr zu Statten kam. Er hatte einen angenehmen Geruch. Gern, als Schauspieler ein Liebling des Berliner Publikums. Er verließ die Schule bald nachdem ich eingetreten war, und deklamirte beim Abschiede ein rührendes Gedicht mit solchem Ausdrucke und mit so herzgewinnender Stimme, daß beinahe die ganze Klasse weinte. Man erzählte von ihm, daß sein Vater, ein ausgezeichneter Bassist, den Hang zum Theater nicht gebilligt, der Sohn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0099" n="87"/> </p><lb/> <p>Von Schulgenossen, die später auch in größeren Kreisen bekannt wurden, nenne ich folgende: </p><lb/> <p>Benecke, nachher Professor an der Berliner Universität, und fruchtbarer philosophischer Schriftsteller. Mit diesem saß ich lange auf derselben Bank, und wir certirten um den ersten Platz. Die Zuneigung hörte jedoch auf, als ich eine gar zu große Selbstüberhebung bei ihm bemerkte. Er wurde von allen Mitschülern arg verspottet, als er einmal gesagt hatte: es giebt nur einen Gott, einen Schiller und einen Benecke! Sein Geruch war unangenehm. </p><lb/> <p>v. Bonsery, nachher Präsident des Kammergerichtes. Er wurde angestaunt, als er einst mit Sporenstiefeln aus der Reitbahn in die Schule zu kommen wagte. </p><lb/> <p>Bornemann, nachher Justizminister und Verfasser des klassischen Werkes über das Landrecht. Wir hielten sehr treu zusammen; ich zeichnete ihm kleine Hühner, Tauben, Hunde und andere Thiere, die er ausschnitt und aufklebte. </p><lb/> <p>Otto v. Gerlach, nachher Konsistorialrath und Erklärer des Neuen Testamentes. Er hieß wegen seiner Korpulenz „der dicke Otto“ und war durch seine starke Stimme berühmt, die ihm später, als gefeierten Kanzelredner sehr zu Statten kam. Er hatte einen angenehmen Geruch. </p><lb/> <p>Gern, als Schauspieler ein Liebling des Berliner Publikums. Er verließ die Schule bald nachdem ich eingetreten war, und deklamirte beim Abschiede ein rührendes Gedicht mit solchem Ausdrucke und mit so herzgewinnender Stimme, daß beinahe die ganze Klasse weinte. Man erzählte von ihm, daß sein Vater, ein ausgezeichneter Bassist, den Hang zum Theater nicht gebilligt, der Sohn </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0099]
Von Schulgenossen, die später auch in größeren Kreisen bekannt wurden, nenne ich folgende:
Benecke, nachher Professor an der Berliner Universität, und fruchtbarer philosophischer Schriftsteller. Mit diesem saß ich lange auf derselben Bank, und wir certirten um den ersten Platz. Die Zuneigung hörte jedoch auf, als ich eine gar zu große Selbstüberhebung bei ihm bemerkte. Er wurde von allen Mitschülern arg verspottet, als er einmal gesagt hatte: es giebt nur einen Gott, einen Schiller und einen Benecke! Sein Geruch war unangenehm.
v. Bonsery, nachher Präsident des Kammergerichtes. Er wurde angestaunt, als er einst mit Sporenstiefeln aus der Reitbahn in die Schule zu kommen wagte.
Bornemann, nachher Justizminister und Verfasser des klassischen Werkes über das Landrecht. Wir hielten sehr treu zusammen; ich zeichnete ihm kleine Hühner, Tauben, Hunde und andere Thiere, die er ausschnitt und aufklebte.
Otto v. Gerlach, nachher Konsistorialrath und Erklärer des Neuen Testamentes. Er hieß wegen seiner Korpulenz „der dicke Otto“ und war durch seine starke Stimme berühmt, die ihm später, als gefeierten Kanzelredner sehr zu Statten kam. Er hatte einen angenehmen Geruch.
Gern, als Schauspieler ein Liebling des Berliner Publikums. Er verließ die Schule bald nachdem ich eingetreten war, und deklamirte beim Abschiede ein rührendes Gedicht mit solchem Ausdrucke und mit so herzgewinnender Stimme, daß beinahe die ganze Klasse weinte. Man erzählte von ihm, daß sein Vater, ein ausgezeichneter Bassist, den Hang zum Theater nicht gebilligt, der Sohn
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