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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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bei uns ein. Sie spielte artig Klavier und sang hübsche Liederchen, doch besaß sie nicht genug musikalische Bildung, um bei unsern Opern-Aufführungen mitzuwirken. Beide Brautleute wollten, ehe sie heiratheten, zum Christenthume übertreten. Sie wandten sich deshalb an den Probst Hanstein. Er unterrichtete sie einige Zeit, und ertheilte ihnen dann eine dreifache Weihe, bei der, auf Blochs Wunsch, nur meine Aeltern, meine Schwester und ich zugegen waren. Das junge Paar ward an einem Abende von Hanstein getauft, eingesegnet und getraut, worauf ein fröhlicher Hochzeitschmaus in unserem Hause die Feier beschloß. Paul empfand eine entschiedene Abneigung gegen Bloch, wie er behauptete, nur wegen seines specifisch nationalen Geruches. An der dreifachen Feier jenes Abends hatte ich durchaus nichts arges gefunden, Paul äußerte sich aber sehr spöttisch darüber, und meinte, es habe nur noch die Kindtaufe gefehlt.

Bloch versuchte noch einige merkantile Unternehmungen, die nicht recht gelingen wollten, bis das Glück ihn zum Geheimerath Rother, dem Präsidenten der Staatschuldentilgungskommission führte. Hier in der höheren Finanzwelt war Bloch an seinem Platze. Rother sah sehr bald ein, welchen fähigen Arbeiter er an Bloch besitze. Die schwierigsten kalkulatorischen Rechnungen vollendete Bloch mit der grösten Leichtigkeit, die subtilsten finanziellen Probleme wußte er bis zur Durchsichtigkeit klar zu machen. Durch rastlose Thätigkeit als Agent der Seehandlung stiegen seine jährlichen Einnahmen auf 16-20,000 Thhr. Seine Ehe blieb kinderlos. Nach 1848 ward er zum Präsidenten der Seehandlung ernannt; die Anlage der Eisenbahn von Berlin nach Hamburg verdankt man seiner Energie und

bei uns ein. Sie spielte artig Klavier und sang hübsche Liederchen, doch besaß sie nicht genug musikalische Bildung, um bei unsern Opern-Aufführungen mitzuwirken. Beide Brautleute wollten, ehe sie heiratheten, zum Christenthume übertreten. Sie wandten sich deshalb an den Probst Hanstein. Er unterrichtete sie einige Zeit, und ertheilte ihnen dann eine dreifache Weihe, bei der, auf Blochs Wunsch, nur meine Aeltern, meine Schwester und ich zugegen waren. Das junge Paar ward an einem Abende von Hanstein getauft, eingesegnet und getraut, worauf ein fröhlicher Hochzeitschmaus in unserem Hause die Feier beschloß. Paul empfand eine entschiedene Abneigung gegen Bloch, wie er behauptete, nur wegen seines specifisch nationalen Geruches. An der dreifachen Feier jenes Abends hatte ich durchaus nichts arges gefunden, Paul äußerte sich aber sehr spöttisch darüber, und meinte, es habe nur noch die Kindtaufe gefehlt.

Bloch versuchte noch einige merkantile Unternehmungen, die nicht recht gelingen wollten, bis das Glück ihn zum Geheimerath Rother, dem Präsidenten der Staatschuldentilgungskommission führte. Hier in der höheren Finanzwelt war Bloch an seinem Platze. Rother sah sehr bald ein, welchen fähigen Arbeiter er an Bloch besitze. Die schwierigsten kalkulatorischen Rechnungen vollendete Bloch mit der grösten Leichtigkeit, die subtilsten finanziellen Probleme wußte er bis zur Durchsichtigkeit klar zu machen. Durch rastlose Thätigkeit als Agent der Seehandlung stiegen seine jährlichen Einnahmen auf 16–20,000 Thhr. Seine Ehe blieb kinderlos. Nach 1848 ward er zum Präsidenten der Seehandlung ernannt; die Anlage der Eisenbahn von Berlin nach Hamburg verdankt man seiner Energie und

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bei uns ein. Sie spielte artig Klavier und sang hübsche Liederchen, doch besaß sie nicht genug musikalische Bildung, um bei unsern Opern-Aufführungen mitzuwirken. Beide Brautleute wollten, ehe sie heiratheten, zum Christenthume übertreten. Sie wandten sich deshalb an den Probst Hanstein. Er unterrichtete sie einige Zeit, und ertheilte ihnen dann eine dreifache Weihe, bei der, auf Blochs Wunsch, nur meine Aeltern, meine Schwester und ich zugegen waren. Das junge Paar ward an einem Abende von Hanstein getauft, eingesegnet und getraut, worauf ein fröhlicher Hochzeitschmaus in unserem Hause die Feier beschloß. Paul empfand eine entschiedene Abneigung gegen Bloch, wie er behauptete, nur wegen seines specifisch nationalen Geruches. An der dreifachen Feier jenes Abends hatte ich durchaus nichts arges gefunden, Paul äußerte sich aber sehr spöttisch darüber, und meinte, es habe nur noch die Kindtaufe gefehlt. </p><lb/>
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[173/0181] bei uns ein. Sie spielte artig Klavier und sang hübsche Liederchen, doch besaß sie nicht genug musikalische Bildung, um bei unsern Opern-Aufführungen mitzuwirken. Beide Brautleute wollten, ehe sie heiratheten, zum Christenthume übertreten. Sie wandten sich deshalb an den Probst Hanstein. Er unterrichtete sie einige Zeit, und ertheilte ihnen dann eine dreifache Weihe, bei der, auf Blochs Wunsch, nur meine Aeltern, meine Schwester und ich zugegen waren. Das junge Paar ward an einem Abende von Hanstein getauft, eingesegnet und getraut, worauf ein fröhlicher Hochzeitschmaus in unserem Hause die Feier beschloß. Paul empfand eine entschiedene Abneigung gegen Bloch, wie er behauptete, nur wegen seines specifisch nationalen Geruches. An der dreifachen Feier jenes Abends hatte ich durchaus nichts arges gefunden, Paul äußerte sich aber sehr spöttisch darüber, und meinte, es habe nur noch die Kindtaufe gefehlt. Bloch versuchte noch einige merkantile Unternehmungen, die nicht recht gelingen wollten, bis das Glück ihn zum Geheimerath Rother, dem Präsidenten der Staatschuldentilgungskommission führte. Hier in der höheren Finanzwelt war Bloch an seinem Platze. Rother sah sehr bald ein, welchen fähigen Arbeiter er an Bloch besitze. Die schwierigsten kalkulatorischen Rechnungen vollendete Bloch mit der grösten Leichtigkeit, die subtilsten finanziellen Probleme wußte er bis zur Durchsichtigkeit klar zu machen. Durch rastlose Thätigkeit als Agent der Seehandlung stiegen seine jährlichen Einnahmen auf 16–20,000 Thhr. Seine Ehe blieb kinderlos. Nach 1848 ward er zum Präsidenten der Seehandlung ernannt; die Anlage der Eisenbahn von Berlin nach Hamburg verdankt man seiner Energie und

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/181>, abgerufen am 21.11.2024.