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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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die wünschenswertheste Weise in die Geschichte des italiänischen Mittelalters einführten. Die von Factionen zerrissenen mächtigen Republiken zeigten sich in gar keinem günstigen Lichte. Wie sehr erschien uns Dantes Verlangen gerechtfertigt, daß dieser politischen Verwilderung durch eine mächtige Kaiserhand ein Ende gemacht werde. Als ich viele Jahre später Macchiavellis berühmte Storie fiorentine gelesen, glaubte ich darin den Schlüssel zu seinem berüchtigten Principe zu finden. Auch er will lieber Autokratie als Anarchie.

Seit den verunglückten Stunden bei Lilli war das englische ganz liegen geblieben; ich beschloß nun, Ernst zu machen, um den Shakspeare in der Ursprache zu lesen, den ich bisher nur in Eschenburgs und Schlegels Uebersetzungen genossen. Diesen Wunsch theilte Brassier nebst einigen anderen, und wir traten wieder zu einer Stunde zusammen. Für den besten englischen Lehrer galt Master Seymour, ein langer hagrer Mann von wenig Worten und ächt englischer Steifigkeit. Als jüngerer Sohn eines jüngeren Bruders aus dem gräflichen Geschlechte der Seymour trat er in den brittischen Seedienst, und erhielt als 14jähriger Seekadet in der Schlacht bei Trafalgar durch einen Schuß einen lahmen Fuß. Sein Unterricht bewegte sich in den gemessensten Formen, seine Aussprache war gut, und da die Grammatik fast gar keine Schwierigkeiten bot, so erklärten wir ihm bald unser Verlangen, zur Lesung der Schriftsteller, und namentlich des Shakspeare fortzuschreiten. Er zeigte sich hierüber etwas verwundert, und meinte, es gebe im englischen doch ganz andere Leute, die den veralteten Shakspeare weit überragten, z. B. den unsterblichen Dryden in seinem Trauerspiele Cato. Auch

die wünschenswertheste Weise in die Geschichte des italiänischen Mittelalters einführten. Die von Factionen zerrissenen mächtigen Republiken zeigten sich in gar keinem günstigen Lichte. Wie sehr erschien uns Dantes Verlangen gerechtfertigt, daß dieser politischen Verwilderung durch eine mächtige Kaiserhand ein Ende gemacht werde. Als ich viele Jahre später Macchiavellis berühmte Storie fiorentine gelesen, glaubte ich darin den Schlüssel zu seinem berüchtigten Principe zu finden. Auch er will lieber Autokratie als Anarchie.

Seit den verunglückten Stunden bei Lilli war das englische ganz liegen geblieben; ich beschloß nun, Ernst zu machen, um den Shakspeare in der Ursprache zu lesen, den ich bisher nur in Eschenburgs und Schlegels Uebersetzungen genossen. Diesen Wunsch theilte Brassier nebst einigen anderen, und wir traten wieder zu einer Stunde zusammen. Für den besten englischen Lehrer galt Master Seymour, ein langer hagrer Mann von wenig Worten und ächt englischer Steifigkeit. Als jüngerer Sohn eines jüngeren Bruders aus dem gräflichen Geschlechte der Seymour trat er in den brittischen Seedienst, und erhielt als 14jähriger Seekadet in der Schlacht bei Trafalgar durch einen Schuß einen lahmen Fuß. Sein Unterricht bewegte sich in den gemessensten Formen, seine Aussprache war gut, und da die Grammatik fast gar keine Schwierigkeiten bot, so erklärten wir ihm bald unser Verlangen, zur Lesung der Schriftsteller, und namentlich des Shakspeare fortzuschreiten. Er zeigte sich hierüber etwas verwundert, und meinte, es gebe im englischen doch ganz andere Leute, die den veralteten Shakspeare weit überragten, z. B. den unsterblichen Dryden in seinem Trauerspiele Cato. Auch

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[288/0296] die wünschenswertheste Weise in die Geschichte des italiänischen Mittelalters einführten. Die von Factionen zerrissenen mächtigen Republiken zeigten sich in gar keinem günstigen Lichte. Wie sehr erschien uns Dantes Verlangen gerechtfertigt, daß dieser politischen Verwilderung durch eine mächtige Kaiserhand ein Ende gemacht werde. Als ich viele Jahre später Macchiavellis berühmte Storie fiorentine gelesen, glaubte ich darin den Schlüssel zu seinem berüchtigten Principe zu finden. Auch er will lieber Autokratie als Anarchie. Seit den verunglückten Stunden bei Lilli war das englische ganz liegen geblieben; ich beschloß nun, Ernst zu machen, um den Shakspeare in der Ursprache zu lesen, den ich bisher nur in Eschenburgs und Schlegels Uebersetzungen genossen. Diesen Wunsch theilte Brassier nebst einigen anderen, und wir traten wieder zu einer Stunde zusammen. Für den besten englischen Lehrer galt Master Seymour, ein langer hagrer Mann von wenig Worten und ächt englischer Steifigkeit. Als jüngerer Sohn eines jüngeren Bruders aus dem gräflichen Geschlechte der Seymour trat er in den brittischen Seedienst, und erhielt als 14jähriger Seekadet in der Schlacht bei Trafalgar durch einen Schuß einen lahmen Fuß. Sein Unterricht bewegte sich in den gemessensten Formen, seine Aussprache war gut, und da die Grammatik fast gar keine Schwierigkeiten bot, so erklärten wir ihm bald unser Verlangen, zur Lesung der Schriftsteller, und namentlich des Shakspeare fortzuschreiten. Er zeigte sich hierüber etwas verwundert, und meinte, es gebe im englischen doch ganz andere Leute, die den veralteten Shakspeare weit überragten, z. B. den unsterblichen Dryden in seinem Trauerspiele Cato. Auch

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/296>, abgerufen am 23.11.2024.