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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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sich lange, ehe er einräumte, es könne wohl ein süddeutscher Deminutiv von Nachen sein. Beim Besteigen des Schwalbennestes wurden die Damen durch eine ungewöhnlich lange, schillernde Schlange erschreckt, die züngelnd zwischen uns durch über den Weg fuhr, aber Paul belehrte sie, daß dies Ereigniß Glück bedeute, und daß man auf der Burg von Athen eine heilige Schlange wie eine Art Stadtgöttin verehrt habe. Der grüne Vetter fügte die Versicherung hinzu, daß in Deutschland nur eine Art von Schlangen, die Kreuzotter giftig, und viel kleiner sei als die eben gesehene. Gegen Abend stellte sich denn auch der Mann mit dem Nächele richtig ein. Die Rückfahrt auf dem spiegelglatten Neckar, zwischen den grünen Uferbergen im stillen Glanze des Himmels ward durch mehrstimmigen Gesang gewürzt; der grüne Vetter war in der heitersten Laune und gab alle seine allerliebsten kleinen Volkslieder zum besten.



Die italiänische Gesellschaft löste sich zu Ostern 1820 auf, weil Dr. Wagner nach der Schweiz ging und Chandeau nicht in Betracht kam. Dafür erhielten wir Gelegenheit, uns im englischen zu vervollkomnen, indem Schlosser uns ganz unerwartet das freundliche Anerbieten machte, an zwei Abenden in der Woche den Milton bei ihm zu hören. Dies Gratiskolleg ward gratissime angenommen, und gewährte eben so viel Belehrung als Vergnügen. Zwei andere Studenten, die an diesen Vorträgen Theil nahmen, zeigten eine so abstoßende Sprödigkeit, daß wir bald den Versuch aufgaben, mit ihnen in nähere Beziehung zu treten.

Wir konnten hier wiederum Schlossers aus dem Innern strömende Kraft des Geistes bewundern. Er las uns den

sich lange, ehe er einräumte, es könne wohl ein süddeutscher Deminutiv von Nachen sein. Beim Besteigen des Schwalbennestes wurden die Damen durch eine ungewöhnlich lange, schillernde Schlange erschreckt, die züngelnd zwischen uns durch über den Weg fuhr, aber Paul belehrte sie, daß dies Ereigniß Glück bedeute, und daß man auf der Burg von Athen eine heilige Schlange wie eine Art Stadtgöttin verehrt habe. Der grüne Vetter fügte die Versicherung hinzu, daß in Deutschland nur eine Art von Schlangen, die Kreuzotter giftig, und viel kleiner sei als die eben gesehene. Gegen Abend stellte sich denn auch der Mann mit dem Nächele richtig ein. Die Rückfahrt auf dem spiegelglatten Neckar, zwischen den grünen Uferbergen im stillen Glanze des Himmels ward durch mehrstimmigen Gesang gewürzt; der grüne Vetter war in der heitersten Laune und gab alle seine allerliebsten kleinen Volkslieder zum besten.



Die italiänische Gesellschaft löste sich zu Ostern 1820 auf, weil Dr. Wagner nach der Schweiz ging und Chandeau nicht in Betracht kam. Dafür erhielten wir Gelegenheit, uns im englischen zu vervollkomnen, indem Schlosser uns ganz unerwartet das freundliche Anerbieten machte, an zwei Abenden in der Woche den Milton bei ihm zu hören. Dies Gratiskolleg ward gratissime angenommen, und gewährte eben so viel Belehrung als Vergnügen. Zwei andere Studenten, die an diesen Vorträgen Theil nahmen, zeigten eine so abstoßende Sprödigkeit, daß wir bald den Versuch aufgaben, mit ihnen in nähere Beziehung zu treten.

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[365/0373] sich lange, ehe er einräumte, es könne wohl ein süddeutscher Deminutiv von Nachen sein. Beim Besteigen des Schwalbennestes wurden die Damen durch eine ungewöhnlich lange, schillernde Schlange erschreckt, die züngelnd zwischen uns durch über den Weg fuhr, aber Paul belehrte sie, daß dies Ereigniß Glück bedeute, und daß man auf der Burg von Athen eine heilige Schlange wie eine Art Stadtgöttin verehrt habe. Der grüne Vetter fügte die Versicherung hinzu, daß in Deutschland nur eine Art von Schlangen, die Kreuzotter giftig, und viel kleiner sei als die eben gesehene. Gegen Abend stellte sich denn auch der Mann mit dem Nächele richtig ein. Die Rückfahrt auf dem spiegelglatten Neckar, zwischen den grünen Uferbergen im stillen Glanze des Himmels ward durch mehrstimmigen Gesang gewürzt; der grüne Vetter war in der heitersten Laune und gab alle seine allerliebsten kleinen Volkslieder zum besten. Die italiänische Gesellschaft löste sich zu Ostern 1820 auf, weil Dr. Wagner nach der Schweiz ging und Chandeau nicht in Betracht kam. Dafür erhielten wir Gelegenheit, uns im englischen zu vervollkomnen, indem Schlosser uns ganz unerwartet das freundliche Anerbieten machte, an zwei Abenden in der Woche den Milton bei ihm zu hören. Dies Gratiskolleg ward gratissime angenommen, und gewährte eben so viel Belehrung als Vergnügen. Zwei andere Studenten, die an diesen Vorträgen Theil nahmen, zeigten eine so abstoßende Sprödigkeit, daß wir bald den Versuch aufgaben, mit ihnen in nähere Beziehung zu treten. Wir konnten hier wiederum Schlossers aus dem Innern strömende Kraft des Geistes bewundern. Er las uns den

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/373>, abgerufen am 24.11.2024.