Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].kiste, ordneten was zu ordnen war, und beurlaubten uns von alle den Häusern, in denen wir so viele Freundschaft genossen. Der Schaffnerin Hepp sagte ich beim Abschiede, es sei so schön in Heidelberg, daß ich gewiß nächstens wiederkommen werde. Da lachte sie hell auf, und meinte, dasselbe hätten ihr alle die vielen Herren gesagt, die bei ihr im Hause gewohnt, und fast kein einziger habe Wort gehalten. Julchen und Emestine stimmten ihr bei in der Klage über die Wortbrüchigkeit der jungen Herren. Vergebens suchte ich unser Geschlecht gegen diesen Vorwurf zu vertheidigen. Gelle Se, Herr Doctor, fuhr die Schaffnerin fort, jetzt kommen Sie nach Berlin, jetzt erhalten Sie ein Amt, jetzt heirathen Sie, jetzt bekommen Sie Kinder, jetzt haben Sie keine Zeit mehr zum reisen. Ich versicherte ihr, daß ich sie nicht nur allein, sondern dermaleinst mit Frau und Kindern besuchen werde, und ich habe Wort gehalten. kiste, ordneten was zu ordnen war, und beurlaubten uns von alle den Häusern, in denen wir so viele Freundschaft genossen. Der Schaffnerin Hepp sagte ich beim Abschiede, es sei so schön in Heidelberg, daß ich gewiß nächstens wiederkommen werde. Da lachte sie hell auf, und meinte, dasselbe hätten ihr alle die vielen Herren gesagt, die bei ihr im Hause gewohnt, und fast kein einziger habe Wort gehalten. Julchen und Emestine stimmten ihr bei in der Klage über die Wortbrüchigkeit der jungen Herren. Vergebens suchte ich unser Geschlecht gegen diesen Vorwurf zu vertheidigen. Gelle Se, Herr Doctor, fuhr die Schaffnerin fort, jetzt kommen Sie nach Berlin, jetzt erhalten Sie ein Amt, jetzt heirathen Sie, jetzt bekommen Sie Kinder, jetzt haben Sie keine Zeit mehr zum reisen. Ich versicherte ihr, daß ich sie nicht nur allein, sondern dermaleinst mit Frau und Kindern besuchen werde, und ich habe Wort gehalten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0394" n="386"/> kiste, ordneten was zu ordnen war, und beurlaubten uns von alle den Häusern, in denen wir so viele Freundschaft genossen. Der Schaffnerin Hepp sagte ich beim Abschiede, es sei so schön in Heidelberg, daß ich gewiß nächstens wiederkommen werde. Da lachte sie hell auf, und meinte, dasselbe hätten ihr alle die vielen Herren gesagt, die bei ihr im Hause gewohnt, und fast kein einziger habe Wort gehalten. Julchen und Emestine stimmten ihr bei in der Klage über die Wortbrüchigkeit der jungen Herren. Vergebens suchte ich unser Geschlecht gegen diesen Vorwurf zu vertheidigen. Gelle Se, Herr Doctor, fuhr die Schaffnerin fort, jetzt kommen Sie nach Berlin, jetzt erhalten Sie ein Amt, jetzt heirathen Sie, jetzt bekommen Sie Kinder, jetzt haben Sie keine Zeit mehr zum reisen. </p><lb/> <p>Ich versicherte ihr, daß ich sie nicht nur allein, sondern dermaleinst mit Frau und Kindern besuchen werde, und ich habe Wort gehalten.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [386/0394]
kiste, ordneten was zu ordnen war, und beurlaubten uns von alle den Häusern, in denen wir so viele Freundschaft genossen. Der Schaffnerin Hepp sagte ich beim Abschiede, es sei so schön in Heidelberg, daß ich gewiß nächstens wiederkommen werde. Da lachte sie hell auf, und meinte, dasselbe hätten ihr alle die vielen Herren gesagt, die bei ihr im Hause gewohnt, und fast kein einziger habe Wort gehalten. Julchen und Emestine stimmten ihr bei in der Klage über die Wortbrüchigkeit der jungen Herren. Vergebens suchte ich unser Geschlecht gegen diesen Vorwurf zu vertheidigen. Gelle Se, Herr Doctor, fuhr die Schaffnerin fort, jetzt kommen Sie nach Berlin, jetzt erhalten Sie ein Amt, jetzt heirathen Sie, jetzt bekommen Sie Kinder, jetzt haben Sie keine Zeit mehr zum reisen.
Ich versicherte ihr, daß ich sie nicht nur allein, sondern dermaleinst mit Frau und Kindern besuchen werde, und ich habe Wort gehalten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |