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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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Klein, der sich längere Zeit in Paris aufgehalten, lobte ganz besonders die Konzerte des Konservatoriums, an dessen Spitze der berühmte Cherubini stand. Aber die Zuhörerplätze in dem nicht sehr geräumigen Saale waren fast alle in festen Händen, die Ankündigungen der in langen Zwischenräumen auftretenden Konzerte wurden in den Zeitungen gar zu leicht übersehn; wenn man sie auch nicht übersah und hinging, so waren keine Billets mehr zu haben. So geschah es denn, daß ich nicht einer der gerühmten Aufführungen beiwohnte, die später nach Cherubinis Tode viel von ihrer früheren Vollendung sollen verloren haben.

Eine große französische Oper: machte in jener Zeit viel Glück, aber noch mehr Beifall fand eine Parodie derselben: auf dem Theater der Porte Saint Martin. Ich wüßte darüber nur zu berichten, daß der Komiker Potier als Danaus durch sein furchtbares Gesichterschneiden das Publikum in einem beständigen Lachkrampfe erhielt. Man mußte übrigens die Stärke des Personales bewundern, über welches eine Bühne zweiten Ranges gebieten konnte. Alle funfzig Söhne des Aegyptus in schwefelgelben Röcken und himmelblauen Beinkleidern steigen mit ihren funfzig Bräuten am Arme aus einem Schiffe und singen einen ohrenzerreißenden Chor vom Glücke der Liebe. Die Hochzeit wird gefeiert, wobei die funfzig Bräutigams mit Weingläsern in der Hand auf der Bühne herumtaumeln. Es erfolgt der neun und vierzigmalige Bettsprung, zwar nur als transparentes Nebelbild im Hintergrunde, aber immer drastisch genug, während im Vordergrunde Hypermnestra und Lynkeus sich ewige Liebe schwören.


Klein, der sich längere Zeit in Paris aufgehalten, lobte ganz besonders die Konzerte des Konservatoriums, an dessen Spitze der berühmte Cherubini stand. Aber die Zuhörerplätze in dem nicht sehr geräumigen Saale waren fast alle in festen Händen, die Ankündigungen der in langen Zwischenräumen auftretenden Konzerte wurden in den Zeitungen gar zu leicht übersehn; wenn man sie auch nicht übersah und hinging, so waren keine Billets mehr zu haben. So geschah es denn, daß ich nicht einer der gerühmten Aufführungen beiwohnte, die später nach Cherubinis Tode viel von ihrer früheren Vollendung sollen verloren haben.

Eine große französische Oper: ‹Les Danaiïdes› machte in jener Zeit viel Glück, aber noch mehr Beifall fand eine Parodie derselben: ‹Les petites Danaïdes› auf dem Theater der Porte Saint Martin. Ich wüßte darüber nur zu berichten, daß der Komiker Potier als Danaus durch sein furchtbares Gesichterschneiden das Publikum in einem beständigen Lachkrampfe erhielt. Man mußte übrigens die Stärke des Personales bewundern, über welches eine Bühne zweiten Ranges gebieten konnte. Alle funfzig Söhne des Aegyptus in schwefelgelben Röcken und himmelblauen Beinkleidern steigen mit ihren funfzig Bräuten am Arme aus einem Schiffe und singen einen ohrenzerreißenden Chor vom Glücke der Liebe. Die Hochzeit wird gefeiert, wobei die funfzig Bräutigams mit Weingläsern in der Hand auf der Bühne herumtaumeln. Es erfolgt der neun und vierzigmalige Bettsprung, zwar nur als transparentes Nebelbild im Hintergrunde, aber immer drastisch genug, während im Vordergrunde Hypermnestra und Lynkeus sich ewige Liebe schwören.


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[451/0459] Klein, der sich längere Zeit in Paris aufgehalten, lobte ganz besonders die Konzerte des Konservatoriums, an dessen Spitze der berühmte Cherubini stand. Aber die Zuhörerplätze in dem nicht sehr geräumigen Saale waren fast alle in festen Händen, die Ankündigungen der in langen Zwischenräumen auftretenden Konzerte wurden in den Zeitungen gar zu leicht übersehn; wenn man sie auch nicht übersah und hinging, so waren keine Billets mehr zu haben. So geschah es denn, daß ich nicht einer der gerühmten Aufführungen beiwohnte, die später nach Cherubinis Tode viel von ihrer früheren Vollendung sollen verloren haben. Eine große französische Oper: ‹Les Danaiïdes› machte in jener Zeit viel Glück, aber noch mehr Beifall fand eine Parodie derselben: ‹Les petites Danaïdes› auf dem Theater der Porte Saint Martin. Ich wüßte darüber nur zu berichten, daß der Komiker Potier als Danaus durch sein furchtbares Gesichterschneiden das Publikum in einem beständigen Lachkrampfe erhielt. Man mußte übrigens die Stärke des Personales bewundern, über welches eine Bühne zweiten Ranges gebieten konnte. Alle funfzig Söhne des Aegyptus in schwefelgelben Röcken und himmelblauen Beinkleidern steigen mit ihren funfzig Bräuten am Arme aus einem Schiffe und singen einen ohrenzerreißenden Chor vom Glücke der Liebe. Die Hochzeit wird gefeiert, wobei die funfzig Bräutigams mit Weingläsern in der Hand auf der Bühne herumtaumeln. Es erfolgt der neun und vierzigmalige Bettsprung, zwar nur als transparentes Nebelbild im Hintergrunde, aber immer drastisch genug, während im Vordergrunde Hypermnestra und Lynkeus sich ewige Liebe schwören.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/459>, abgerufen am 24.11.2024.