Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].einen Begriff von den Kleidertrachten des 16. Jahrhunderts gaben. Kam an die städtische Gallerie in Hannover. Von den neueren Bildern erregte vor allen ein Oelbild des hochbegabten Schick die Aufmerksamkeit der Beschauer: Christus den Kelch segnend, halbe Figur; rechts und links je ein kniender Engel mit einer Fackel; an Reinheit der Zeichnung, Vortrefflichkeit der Ausführung und geistiger Tiefe ein wahrhaft raphaelisches Bild. Ist noch im Besitze des Sohnes von Kohlrausch in Hannover. Von Schick sah man ferner in einem Rund ein Bildniß der Ministerin von Humboldt, die ihren ältesten Sohn Theodor auf den Knien hält. Der Knabe mit einer einfachen römischen Tunica bekleidet, ist bereits 10 oder 12 Jahr alt, mithin viel zu groß, um sich auf dem Schooße wiegen zu lassen; die Malerei von großer Klarheit und Durchsichtigkeit befindet sich in Tegel. Ein Brustbild von Kohlrausch, von Schick gemalt, war nicht besonders glücklich in der Auffassung, aber ungemein kräftig in der Farbe. Es gehört jetzt meinem Bruder Moritz. Zu meinen liebsten Blättern gehörte eine Kreidezeichnung nach A. Carstens von Böndel mit vieler Sorgfalt ausgeführt, und von Schick retouchirt: das goldne Zeitalter. Hier konnte man nicht genug die Schönheit der Figuren, die fließende Harmonie der Linien, die ungesuchte Grazie der Stellungen bewundern. Ist jetzt in meinem Besitz. Loth mit seinen Töchtern, Oelbild von Joseph Koch, war ausgezeichnet durch die Tüchtigkeit der Komposition, die korrekte Zeichnung und die sorgfältige Ausführung. Diese Eigenschaften versöhnten mit dem verfänglichen einen Begriff von den Kleidertrachten des 16. Jahrhunderts gaben. Kam an die städtische Gallerie in Hannover. Von den neueren Bildern erregte vor allen ein Oelbild des hochbegabten Schick die Aufmerksamkeit der Beschauer: Christus den Kelch segnend, halbe Figur; rechts und links je ein kniender Engel mit einer Fackel; an Reinheit der Zeichnung, Vortrefflichkeit der Ausführung und geistiger Tiefe ein wahrhaft raphaelisches Bild. Ist noch im Besitze des Sohnes von Kohlrausch in Hannover. Von Schick sah man ferner in einem Rund ein Bildniß der Ministerin von Humboldt, die ihren ältesten Sohn Theodor auf den Knien hält. Der Knabe mit einer einfachen römischen Tunica bekleidet, ist bereits 10 oder 12 Jahr alt, mithin viel zu groß, um sich auf dem Schooße wiegen zu lassen; die Malerei von großer Klarheit und Durchsichtigkeit befindet sich in Tegel. Ein Brustbild von Kohlrausch, von Schick gemalt, war nicht besonders glücklich in der Auffassung, aber ungemein kräftig in der Farbe. Es gehört jetzt meinem Bruder Moritz. Zu meinen liebsten Blättern gehörte eine Kreidezeichnung nach A. Carstens von Böndel mit vieler Sorgfalt ausgeführt, und von Schick retouchirt: das goldne Zeitalter. Hier konnte man nicht genug die Schönheit der Figuren, die fließende Harmonie der Linien, die ungesuchte Grazie der Stellungen bewundern. Ist jetzt in meinem Besitz. Loth mit seinen Töchtern, Oelbild von Joseph Koch, war ausgezeichnet durch die Tüchtigkeit der Komposition, die korrekte Zeichnung und die sorgfältige Ausführung. Diese Eigenschaften versöhnten mit dem verfänglichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="66"/> einen Begriff von den Kleidertrachten des 16. Jahrhunderts gaben. Kam an die städtische Gallerie in Hannover. </p><lb/> <p>Von den neueren Bildern erregte vor allen ein Oelbild des hochbegabten Schick die Aufmerksamkeit der Beschauer: Christus den Kelch segnend, halbe Figur; rechts und links je ein kniender Engel mit einer Fackel; an Reinheit der Zeichnung, Vortrefflichkeit der Ausführung und geistiger Tiefe ein wahrhaft raphaelisches Bild. Ist noch im Besitze des Sohnes von Kohlrausch in Hannover. </p><lb/> <p>Von Schick sah man ferner in einem Rund ein Bildniß der Ministerin von Humboldt, die ihren ältesten Sohn Theodor auf den Knien hält. Der Knabe mit einer einfachen römischen Tunica bekleidet, ist bereits 10 oder 12 Jahr alt, mithin viel zu groß, um sich auf dem Schooße wiegen zu lassen; die Malerei von großer Klarheit und Durchsichtigkeit befindet sich in Tegel. </p><lb/> <p>Ein Brustbild von Kohlrausch, von Schick gemalt, war nicht besonders glücklich in der Auffassung, aber ungemein kräftig in der Farbe. Es gehört jetzt meinem Bruder Moritz. </p><lb/> <p>Zu meinen liebsten Blättern gehörte eine Kreidezeichnung nach A. Carstens von Böndel mit vieler Sorgfalt ausgeführt, und von Schick retouchirt: das goldne Zeitalter. Hier konnte man nicht genug die Schönheit der Figuren, die fließende Harmonie der Linien, die ungesuchte Grazie der Stellungen bewundern. Ist jetzt in meinem Besitz. </p><lb/> <p>Loth mit seinen Töchtern, Oelbild von Joseph Koch, war ausgezeichnet durch die Tüchtigkeit der Komposition, die korrekte Zeichnung und die sorgfältige Ausführung. Diese Eigenschaften versöhnten mit dem verfänglichen </p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0074]
einen Begriff von den Kleidertrachten des 16. Jahrhunderts gaben. Kam an die städtische Gallerie in Hannover.
Von den neueren Bildern erregte vor allen ein Oelbild des hochbegabten Schick die Aufmerksamkeit der Beschauer: Christus den Kelch segnend, halbe Figur; rechts und links je ein kniender Engel mit einer Fackel; an Reinheit der Zeichnung, Vortrefflichkeit der Ausführung und geistiger Tiefe ein wahrhaft raphaelisches Bild. Ist noch im Besitze des Sohnes von Kohlrausch in Hannover.
Von Schick sah man ferner in einem Rund ein Bildniß der Ministerin von Humboldt, die ihren ältesten Sohn Theodor auf den Knien hält. Der Knabe mit einer einfachen römischen Tunica bekleidet, ist bereits 10 oder 12 Jahr alt, mithin viel zu groß, um sich auf dem Schooße wiegen zu lassen; die Malerei von großer Klarheit und Durchsichtigkeit befindet sich in Tegel.
Ein Brustbild von Kohlrausch, von Schick gemalt, war nicht besonders glücklich in der Auffassung, aber ungemein kräftig in der Farbe. Es gehört jetzt meinem Bruder Moritz.
Zu meinen liebsten Blättern gehörte eine Kreidezeichnung nach A. Carstens von Böndel mit vieler Sorgfalt ausgeführt, und von Schick retouchirt: das goldne Zeitalter. Hier konnte man nicht genug die Schönheit der Figuren, die fließende Harmonie der Linien, die ungesuchte Grazie der Stellungen bewundern. Ist jetzt in meinem Besitz.
Loth mit seinen Töchtern, Oelbild von Joseph Koch, war ausgezeichnet durch die Tüchtigkeit der Komposition, die korrekte Zeichnung und die sorgfältige Ausführung. Diese Eigenschaften versöhnten mit dem verfänglichen
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