Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].Komponisten Spontini kennen, und berief ihn als Generalmusikdirektor nach Berlin. Spontini hatte sich durch seine Vestalin bereits einen ehrenvollen Namen erworben, und man hoffte, daß er auf diesem Wege weiter fortschreiten werde, allein es trat bei ihm der eigenthümliche Fall ein, daß seine erste Oper die beste blieb, und daß alle folgenden: Cortez, Olympia, Alcidor etc. sehr weit dahinter zurückstanden. Seine Feinde ersannen daher das alberne Märchen, die Vestalin sei gar nicht von ihm, sondern er habe sie einem jungen, früh verstorbenen Komponisten abgekauft. Mit der Berufung Spontinis war es aber keineswegs auf eine Wiederherstellung der italiänischen Oper abgesehn; vielmehr wurden alle seine Werke deutsch gegeben. Er arbeitete mit zwei Theaterdichtern; ein Franzose machte den Text zum komponiren, und ein Deutscher die Uebersetzung für das Theater. Als Musikdirektor war es Spontini frei gestellt, jede beliebige Oper zu dirigiren, aber nach einigen misglückten Versuchen mit Mozartschen Werken, bei denen er ganz falsche Tempi nahm, hatte er richtigen Takt genug, auf seine eignen Opern sich zu beschränken. Diese wurden mit einer Vollendung in Gesang, Orchester, Ballet und Dekorationen aufgeführt, wie sie nicht leicht wieder vorkommen möchte. Während seiner fast 30jährigen Wirksamkeit in Berlin fand Spontini an dem Kritiker Ludwig Rellstab einen hartnäckigen Gegner, dessen fortgesetzte Opposition gegen den mächtigen, vom Könige auf alle Weise begünstigten Musikdirektor dem Berliner Publikum lange Zeit zur Unterhaltung und Belehrung gereichte. Rellstab tadelte mit Recht die allzustarke Instrumentirung der Spontinischen Opern. Während bei Mozart und Gluck die Instrumente Komponisten Spontini kennen, und berief ihn als Generalmusikdirektor nach Berlin. Spontini hatte sich durch seine Vestalin bereits einen ehrenvollen Namen erworben, und man hoffte, daß er auf diesem Wege weiter fortschreiten werde, allein es trat bei ihm der eigenthümliche Fall ein, daß seine erste Oper die beste blieb, und daß alle folgenden: Cortez, Olympia, Alcidor etc. sehr weit dahinter zurückstanden. Seine Feinde ersannen daher das alberne Märchen, die Vestalin sei gar nicht von ihm, sondern er habe sie einem jungen, früh verstorbenen Komponisten abgekauft. Mit der Berufung Spontinis war es aber keineswegs auf eine Wiederherstellung der italiänischen Oper abgesehn; vielmehr wurden alle seine Werke deutsch gegeben. Er arbeitete mit zwei Theaterdichtern; ein Franzose machte den Text zum komponiren, und ein Deutscher die Uebersetzung für das Theater. Als Musikdirektor war es Spontini frei gestellt, jede beliebige Oper zu dirigiren, aber nach einigen misglückten Versuchen mit Mozartschen Werken, bei denen er ganz falsche Tempi nahm, hatte er richtigen Takt genug, auf seine eignen Opern sich zu beschränken. Diese wurden mit einer Vollendung in Gesang, Orchester, Ballet und Dekorationen aufgeführt, wie sie nicht leicht wieder vorkommen möchte. Während seiner fast 30jährigen Wirksamkeit in Berlin fand Spontini an dem Kritiker Ludwig Rellstab einen hartnäckigen Gegner, dessen fortgesetzte Opposition gegen den mächtigen, vom Könige auf alle Weise begünstigten Musikdirektor dem Berliner Publikum lange Zeit zur Unterhaltung und Belehrung gereichte. Rellstab tadelte mit Recht die allzustarke Instrumentirung der Spontinischen Opern. Während bei Mozart und Gluck die Instrumente <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="81"/> Komponisten Spontini kennen, und berief ihn als Generalmusikdirektor nach Berlin. Spontini hatte sich durch seine Vestalin bereits einen ehrenvollen Namen erworben, und man hoffte, daß er auf diesem Wege weiter fortschreiten werde, allein es trat bei ihm der eigenthümliche Fall ein, daß seine erste Oper die beste blieb, und daß alle folgenden: Cortez, Olympia, Alcidor etc. sehr weit dahinter zurückstanden. Seine Feinde ersannen daher das alberne Märchen, die Vestalin sei gar nicht von ihm, sondern er habe sie einem jungen, früh verstorbenen Komponisten abgekauft. Mit der Berufung Spontinis war es aber keineswegs auf eine Wiederherstellung der italiänischen Oper abgesehn; vielmehr wurden alle seine Werke deutsch gegeben. Er arbeitete mit zwei Theaterdichtern; ein Franzose machte den Text zum komponiren, und ein Deutscher die Uebersetzung für das Theater. Als Musikdirektor war es Spontini frei gestellt, jede beliebige Oper zu dirigiren, aber nach einigen misglückten Versuchen mit Mozartschen Werken, bei denen er ganz falsche Tempi nahm, hatte er richtigen Takt genug, auf seine eignen Opern sich zu beschränken. Diese wurden mit einer Vollendung in Gesang, Orchester, Ballet und Dekorationen aufgeführt, wie sie nicht leicht wieder vorkommen möchte. </p><lb/> <p>Während seiner fast 30jährigen Wirksamkeit in Berlin fand Spontini an dem Kritiker Ludwig Rellstab einen hartnäckigen Gegner, dessen fortgesetzte Opposition gegen den mächtigen, vom Könige auf alle Weise begünstigten Musikdirektor dem Berliner Publikum lange Zeit zur Unterhaltung und Belehrung gereichte. Rellstab tadelte mit Recht die allzustarke Instrumentirung der Spontinischen Opern. Während bei Mozart und Gluck die Instrumente </p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0089]
Komponisten Spontini kennen, und berief ihn als Generalmusikdirektor nach Berlin. Spontini hatte sich durch seine Vestalin bereits einen ehrenvollen Namen erworben, und man hoffte, daß er auf diesem Wege weiter fortschreiten werde, allein es trat bei ihm der eigenthümliche Fall ein, daß seine erste Oper die beste blieb, und daß alle folgenden: Cortez, Olympia, Alcidor etc. sehr weit dahinter zurückstanden. Seine Feinde ersannen daher das alberne Märchen, die Vestalin sei gar nicht von ihm, sondern er habe sie einem jungen, früh verstorbenen Komponisten abgekauft. Mit der Berufung Spontinis war es aber keineswegs auf eine Wiederherstellung der italiänischen Oper abgesehn; vielmehr wurden alle seine Werke deutsch gegeben. Er arbeitete mit zwei Theaterdichtern; ein Franzose machte den Text zum komponiren, und ein Deutscher die Uebersetzung für das Theater. Als Musikdirektor war es Spontini frei gestellt, jede beliebige Oper zu dirigiren, aber nach einigen misglückten Versuchen mit Mozartschen Werken, bei denen er ganz falsche Tempi nahm, hatte er richtigen Takt genug, auf seine eignen Opern sich zu beschränken. Diese wurden mit einer Vollendung in Gesang, Orchester, Ballet und Dekorationen aufgeführt, wie sie nicht leicht wieder vorkommen möchte.
Während seiner fast 30jährigen Wirksamkeit in Berlin fand Spontini an dem Kritiker Ludwig Rellstab einen hartnäckigen Gegner, dessen fortgesetzte Opposition gegen den mächtigen, vom Könige auf alle Weise begünstigten Musikdirektor dem Berliner Publikum lange Zeit zur Unterhaltung und Belehrung gereichte. Rellstab tadelte mit Recht die allzustarke Instrumentirung der Spontinischen Opern. Während bei Mozart und Gluck die Instrumente
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1)
(2014-01-07T13:04:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |