Das Ansehn des Mondes bietet uns mehrere Flekken dar, welche die Alten für eine Spiegelung hielten. Plutarch sagt, dass der Mond uns die Gestalt der Erde und das Bild unserer Meere zurükwürfe; dieselbe Meinung hat sich, sonderbar genug, bei den Persern, Indern und Arabern erhalten. Der persische Gesandte in Paris, der mich zuweilen besuchte, und dem ich durch ein ziemlich star- kes Fernrohr den Mond und eine Mondkarte daneben zeigte, sagte mir, das sei alles vergebne Mühe: denn man sehe im Monde nichts weiter als Persien, einen Theil von Indien und Arabien.
Die Flekken im Monde hielt man lange Zeit für Meere, Kepler für Höhen: man bemerkte auch, dass die Ebnen durch Berge ver- bunden sind. Wasser ist gewis nicht auf dem Monde: denn die klein- sten Theile der Flächen, welche man für Meere hält, liegen nicht in einer Ebne, sondern über- und untereinander. HerrKunowsky hat eine schöne Zeichnung vom Mare crisium (?) gemacht, vorauf man dies am deutlichsten sieht: einzelne Stellen sind schwärzlich. Caesar und Boscovich (?) fast ganz schwarz.
Schon Galilei war auf die Berge im Monde aufmerksam geworden für deren Messung es 3 Mittel giebt, von denen aber nur eins sicher ist. 1, man beobachtet an der Gränze des erleuchteten und dunkeln Theiles, die einzelnen leuchtenden Punkte im dunkeln
Das Ansehn des Mondes bietet uns mehrere Flekken dar, welche die Alten für eine Spiegelung hielten. Plutarch sagt, dass der Mond uns die Gestalt der Erde und das Bild unserer Meere zurükwürfe; dieselbe Meinung hat sich, sonderbar genug, bei den Persern, Indern und Arabern erhalten. Der persische Gesandte in Paris, der mich zuweilen besuchte, und dem ich durch ein ziemlich star- kes Fernrohr den Mond und eine Mondkarte daneben zeigte, sagte mir, das sei alles vergebne Mühe: denn man sehe im Monde nichts weiter als Persien, einen Theil von Indien und Arabien.
Die Flekken im Monde hielt man lange Zeit für Meere, Kepler für Höhen: man bemerkte auch, dass die Ebnen durch Berge ver- bunden sind. Wasser ist gewis nicht auf dem Monde: denn die klein- sten Theile der Flächen, welche man für Meere hält, liegen nicht in einer Ebne, sondern über- und untereinander. HerrKunowsky hat eine schöne Zeichnung vom Mare crisium (?) gemacht, vorauf man dies am deutlichsten sieht: einzelne Stellen sind schwärzlich. Caesar und Boscovich (?) fast ganz schwarz.
Schon Galilei war auf die Berge im Monde aufmerksam geworden für deren Messung es 3 Mittel giebt, von denen aber nur eins sicher ist. 1, man beobachtet an der Gränze des erleuchteten und dunkeln Theiles, die einzelnen leuchtenden Punkte im dunkeln
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="22"><pbfacs="#f0234"n="115v"/><p>Das <hirendition="#u">Ansehn des Mondes</hi> bietet uns mehrere Flekken dar, welche<lb/>
die Alten für eine Spiegelung hielten. <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118595237 http://d-nb.info/gnd/118595237">Plutarch</persName> sagt, dass der<lb/>
Mond uns die Gestalt der Erde und das Bild unserer Meere<lb/>
zurükwürfe; dieselbe Meinung hat sich, sonderbar genug, bei den<lb/>
Persern, <delrendition="#s">Indern und Arabern</del> erhalten. Der persische Gesandte in<lb/>
Paris, der mich zuweilen besuchte, und dem ich durch ein ziemlich star-<lb/>
kes Fernrohr den Mond und eine Mondkarte daneben zeigte, sagte<lb/>
mir, das sei alles vergebne Mühe: denn man sehe im Monde nichts<lb/><addplace="left">weiter </add>als Persien, einen Theil von Indien und Arabien.</p><lb/><p>Die <hirendition="#u">Flekken</hi> im Monde hielt man lange Zeit für Meere, <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118561448 http://d-nb.info/gnd/118561448">Kepler</persName><lb/>
für Höhen: man bemerkte auch, dass die Ebnen durch Berge ver-<lb/>
bunden sind. Wasser ist gewis nicht auf dem Monde: denn die klein-<lb/>
sten Theile der Flächen, welche man für Meere hält, liegen nicht<lb/>
in einer Ebne, sondern <choice><orig>über</orig><regresp="#CT">über-</reg></choice> und untereinander. <choice><abbr>Hr.</abbr><expanresp="#CT">Herr</expan></choice><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-136214908 http://d-nb.info/gnd/136214908">Kunowsky</persName> hat<lb/>
eine schöne Zeichnung vom Mare crisium <metamark>(?)</metamark> gemacht, vorauf<lb/>
man dies am deutlichsten sieht: einzelne Stellen sind schwärzlich.<lb/>
Caesar und Boscovich <metamark>(?)</metamark> fast ganz schwarz.</p><lb/><p>Schon <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118537229 http://d-nb.info/gnd/118537229">Galilei</persName> war auf die <hirendition="#u">Berge</hi> im Monde aufmerksam geworden<lb/>
für deren Messung es 3 Mittel giebt, von denen aber nur eins<lb/>
sicher ist. 1, man beobachtet an der Gränze des erleuchteten und<lb/>
dunkeln Theiles, die einzelnen leuchtenden Punkte im dunkeln<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[115v/0234]
Das Ansehn des Mondes bietet uns mehrere Flekken dar, welche
die Alten für eine Spiegelung hielten. Plutarch sagt, dass der
Mond uns die Gestalt der Erde und das Bild unserer Meere
zurükwürfe; dieselbe Meinung hat sich, sonderbar genug, bei den
Persern, erhalten. Der persische Gesandte in
Paris, der mich zuweilen besuchte, und dem ich durch ein ziemlich star-
kes Fernrohr den Mond und eine Mondkarte daneben zeigte, sagte
mir, das sei alles vergebne Mühe: denn man sehe im Monde nichts
weiter als Persien, einen Theil von Indien und Arabien.
Die Flekken im Monde hielt man lange Zeit für Meere, Kepler
für Höhen: man bemerkte auch, dass die Ebnen durch Berge ver-
bunden sind. Wasser ist gewis nicht auf dem Monde: denn die klein-
sten Theile der Flächen, welche man für Meere hält, liegen nicht
in einer Ebne, sondern über und untereinander. Hr. Kunowsky hat
eine schöne Zeichnung vom Mare crisium (?) gemacht, vorauf
man dies am deutlichsten sieht: einzelne Stellen sind schwärzlich.
Caesar und Boscovich (?) fast ganz schwarz.
Schon Galilei war auf die Berge im Monde aufmerksam geworden
für deren Messung es 3 Mittel giebt, von denen aber nur eins
sicher ist. 1, man beobachtet an der Gränze des erleuchteten und
dunkeln Theiles, die einzelnen leuchtenden Punkte im dunkeln
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 115v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/234>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.