den Unterschied in der Erwärmung und Erkältung der Luft: daher ist es ganz gewis, dass die Begründung der Meteorologie als Wis- senschaft von den Tropen ausgehn solte, weil hier die wenigsten Perturbazionen statt finden; man mithin leichter auf die Geseze wird kommen können. So lange man versucht, aus dem nördlichen Theile der gemässigten Zone die Geseze der Meteorologie zu finden: so wird man schwerlich zu einem erwünschten Resultat kommen: dabei mus man noch bedenken, dass unter den Tropen nur ein ganz u[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]nbedeutender Wechsel der Jahreszeiten Statt findet.
Für die Tropen läst sich als Resultat aussprechen, dass zwischen Tag d und Nacht der Temperatur-Unterschied in der Luft 6-7 mal grösser als im Meere, und dies ist selbst für das Palmenklima der Fall. Früher glaubte man, dass die Temperatur des Meeres an der Oberfläche sich gar nicht verändere, und ich selbst fiel mit vielen andern Reisenden in diesen Irthum, obgleich ich Beobachtungen darüber anstelte. Neuer- dings hat aber John Davy von Ceylon zurükkommend, sich viel damit beschäftigt: auch Duperrey und Freycinet bei der Erdum- seglung. Sie fanden, dass der Unterschied vom Tage zur Nacht höchstens 1/2-3/4° R. an der Oberfläche beträgt. - Mein Freund, der Capitän WelfordWilson, welcher die erste Reise mit dem
den Unterschied in der Erwärmung und Erkältung der Luft: daher ist es ganz gewis, dass die Begründung der Meteorologie als Wis- senschaft von den Tropen ausgehn solte, weil hier die wenigsten Perturbazionen statt finden; man mithin leichter auf die Geseze wird kommen können. So lange man versucht, aus dem nördlichen Theile der gemässigten Zone die Geseze der Meteorologie zu finden: so wird man schwerlich zu einem erwünschten Resultat kommen: dabei mus man noch bedenken, dass unter den Tropen nur ein ganz u[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]nbedeutender Wechsel der Jahreszeiten Statt findet.
Für die Tropen läst sich als Resultat aussprechen, dass zwischen Tag d und Nacht der ⎡Temperatur-Unterschied in der Luft 6–7 mal grösser als im Meere, und dies ist selbst für das Palmenklima der Fall. Früher glaubte man, dass die Temperatur des Meeres ⎡an der Oberfläche sich gar nicht verändere, und ich selbst fiel mit vielen andern Reisenden in diesen Irthum, obgleich ich Beobachtungen darüber anstelte. Neuer- dings hat aber John Davy von Ceylon zurükkommend, sich viel damit beschäftigt: auch Duperrey und Freycinet bei der Erdum- seglung. Sie fanden, dass der Unterschied vom Tage zur Nacht höchstens ½–¾° R. an der Oberfläche beträgt. – Mein Freund, der Capitän WelfordWilson, welcher die erste Reise mit dem
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="42"><p><pbfacs="#f0510"n="253v"/>
den Unterschied in der Erwärmung und Erkältung der Luft: daher<lb/>
ist es ganz gewis, dass die Begründung der Meteorologie als Wis-<lb/>
senschaft von den Tropen ausgehn solte, weil hier die wenigsten<lb/>
Perturbazionen statt finden; man mithin leichter auf die Geseze<lb/>
wird kommen können. So lange man versucht, aus dem nördlichen<lb/>
Theile der gemässigten Zone die Geseze der Meteorologie zu finden:<lb/>
so wird man schwerlich zu einem erwünschten Resultat kommen:<lb/>
dabei mus man noch bedenken, dass unter den Tropen nur ein<lb/>
ganz u<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="2"/></del><addplace="across">nb</add></subst>edeutender Wechsel der Jahreszeiten Statt findet.</p><lb/><p>Für die Tropen läst sich als Resultat aussprechen, dass zwischen<lb/>
Tag <delrendition="#s">d</del> und Nacht der <metamark/><choice><orig><addplace="superlinear">Temperatur </add>Unterschied</orig><regresp="#CT"><addplace="superlinear">Temperatur-</add>Unterschied</reg></choice> in der Luft 6–7 mal grösser<lb/>
als im Meere, und dies ist selbst für das Palmenklima der Fall.<lb/>
Früher glaubte man, dass die Temperatur des Meeres <addplace="superlinear"><metamark/>an der Oberfläche </add>sich gar nicht<lb/>
verändere, und ich selbst fiel mit vielen andern Reisenden in<lb/>
diesen Irthum, obgleich ich Beobachtungen darüber anstelte. Neuer-<lb/>
dings hat aber <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117626708 http://d-nb.info/gnd/117626708">John Davy</persName> von Ceylon zurükkommend, sich viel<lb/>
damit beschäftigt: auch <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117663476 http://d-nb.info/gnd/117663476">Duperrey</persName> und <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-124760295 http://d-nb.info/gnd/124760295">Freycinet</persName> bei der Erdum-<lb/>
seglung. Sie fanden, dass der Unterschied vom Tage zur Nacht<lb/>
höchstens ½–¾° R. an der Oberfläche beträgt. – Mein Freund,<lb/>
der Capitän <persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117581283 http://d-nb.info/gnd/117581283"><subst><delrendition="#s">Welford</del><addplace="intralinear">Wilson</add></subst></persName>, <choice><sic>welche</sic><corrresp="#CT">welcher</corr></choice> die erste Reise mit dem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[253v/0510]
den Unterschied in der Erwärmung und Erkältung der Luft: daher
ist es ganz gewis, dass die Begründung der Meteorologie als Wis-
senschaft von den Tropen ausgehn solte, weil hier die wenigsten
Perturbazionen statt finden; man mithin leichter auf die Geseze
wird kommen können. So lange man versucht, aus dem nördlichen
Theile der gemässigten Zone die Geseze der Meteorologie zu finden:
so wird man schwerlich zu einem erwünschten Resultat kommen:
dabei mus man noch bedenken, dass unter den Tropen nur ein
ganz unbedeutender Wechsel der Jahreszeiten Statt findet.
Für die Tropen läst sich als Resultat aussprechen, dass zwischen
Tag und Nacht der Temperatur Unterschied in der Luft 6–7 mal grösser
als im Meere, und dies ist selbst für das Palmenklima der Fall.
Früher glaubte man, dass die Temperatur des Meeres an der Oberfläche sich gar nicht
verändere, und ich selbst fiel mit vielen andern Reisenden in
diesen Irthum, obgleich ich Beobachtungen darüber anstelte. Neuer-
dings hat aber John Davy von Ceylon zurükkommend, sich viel
damit beschäftigt: auch Duperrey und Freycinet bei der Erdum-
seglung. Sie fanden, dass der Unterschied vom Tage zur Nacht
höchstens ½–¾° R. an der Oberfläche beträgt. – Mein Freund,
der Capitän Wilson, welcher die erste Reise mit dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 253v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/510>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.