aufwärts alle Klimate übereinandergelagert sind, so dass man unter denselben Breitengraden die abweichendsten Erzeugnisse der Thier- und Pflanzenwelt finden kann, so sind im Meere alle Klimate für die Fische abwärts untereinander gelagert.
Die besten Beobachtungen über die Temperatur in der Tiefe hat Captain Sabine gemacht. In den antillischen Meeren fand er an der Oberfläche +221/2 R. in einer Tiefe von 7000 Fus 4,4° R. wobei er sehr genau das Schwimmen des Seiles pp. in Anschlag gebracht hatte. (Er machte seine Beobachtungen meist beim Cap S. Antonio.) Hieraus ergiebt sich also 70 Fus für 1° R. In der Luft mus man 600 Fus aufsteigen, ehe das Thermometer um 1° sinkt. Aus dem Abnehmen der Temperatur im Meere wolte Perron schliessen, dass im Grunde des Meeres sich Eis befinden müsse: al- lein dagegen spricht die höchst merkwürdige Eigenschaft des Wassers, dass es bei +41/2° seine gröste Dichtigkeit erlangt: also ist klar, dass kein Eis, sondern Wasser von 41/2° R. Dichtig- keit die unterste Stelle im Meere einnehmen mus. Ich weis sehr wohl, dass Graf Rumford gegen diese Meinung Versuche mit einer gesättigten Salzauflösung angeführt hat: allein ohne damit etwas zu beweisen: denn noch neuerlich ist die Sache durch die
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aufwärts alle Klimate übereinandergelagert sind, so dass man unter denselben Breitengraden die abweichendsten Erzeugnisse der Thier- und Pflanzenwelt finden kann, so sind im Meere alle Klimate für die Fische abwärts untereinander gelagert.
Die besten Beobachtungen über die Temperatur in der Tiefe hat Captain Sabine gemacht. In den antillischen Meeren fand er an der Oberfläche +22½ R. in einer Tiefe von 7000 Fus 4,4° R. wobei er sehr genau das Schwimmen des Seiles pp. in Anschlag gebracht hatte. (Er machte seine Beobachtungen meist beim Cap S. Antonio.) Hieraus ergiebt sich also 70 Fus für 1° R. In der Luft mus man 600 Fus aufsteigen, ehe das Thermometer um 1° sinkt. Aus dem Abnehmen der Temperatur im Meere wolte Perron schliessen, dass im Grunde des Meeres sich Eis befinden müsse: al- lein dagegen spricht die höchst merkwürdige Eigenschaft des Wassers, dass es bei +4½° seine gröste Dichtigkeit erlangt: also ist klar, dass kein Eis, sondern Wasser von 4½° R. Dichtig- keit die unterste Stelle im Meere einnehmen mus. Ich weis sehr wohl, dass Graf Rumford gegen diese Meinung Versuche mit einer gesättigten Salzauflösung angeführt hat: allein ohne damit etwas zu beweisen: denn noch neuerlich ist die Sache durch die
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65.
aufwärts alle Klimate übereinandergelagert sind, so dass man
unter denselben Breitengraden die abweichendsten Erzeugnisse
der Thier- und Pflanzenwelt finden kann, so sind im Meere
alle Klimate für die Fische abwärts untereinander gelagert.
Die besten Beobachtungen über die Temperatur in der Tiefe
hat Captain Sabine gemacht. In den antillischen Meeren fand
er an der Oberfläche +22½ R. in einer Tiefe von 7000 Fus 4,4° R.
wobei er sehr genau das Schwimmen des Seiles pp in Anschlag
gebracht hatte. (Er machte seine Beobachtungen meist beim Cap
S. Antonio.) Hieraus ergiebt sich also 70 Fus für 1° R. In der
Luft mus man 600 Fus aufsteigen, ehe das Thermometer um 1°
sinkt. Aus dem Abnehmen der Temperatur im Meere wolte Perron
schliessen, dass im Grunde des Meeres sich Eis befinden müsse: al-
lein dagegen spricht die höchst merkwürdige Eigenschaft des
Wassers, dass es bei +4½° seine gröste Dichtigkeit erlangt:
also ist klar, dass kein Eis, sondern Wasser von 4½° R. Dichtig-
keit die unterste Stelle im Meere einnehmen mus. Ich weis
sehr wohl, dass Graf Rumford gegen diese Meinung Versuche mit
einer gesättigten Salzauflösung angeführt hat: allein ohne damit
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 258r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/519>, abgerufen am 22.11.2024.
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