Der grosse Physiker und Chemiker Berzelius theilt die Meinung des Grafen Rumford, dass in der Tiefe sich Eis finde: es scheint aber nicht, als ob er eigne Versuche darüber angestelt habe. Dieser Gegenstand verdiente wohl, von neuem wieder vorgenommen zu werden.
Von den Sandbänken.
Als Benjamin Franklin die Bank von New Foundland befuhr, sah er, dass die Matrosen öfter die Hand in das Wasser stekten, um an der Temperatur-abnahme zu bemerken, ob man sich der Bank nä- here. Diese Wahrnehmung machte ihn zuerst darauf aufmerksam, wie es möglich sei, durch das Thermometer die Nähe von Untiefen zu bestimmen. Bänke indessen, auf denen eine schnelle Strömung Statt findet, erkälten sich sehr wenig, weil hier das Wasser nicht Zeit hat, sich mit den unteren kälteren Schichten zu mischen. Gewöhnlich liegt über den Bänken eine Nebelschicht: da nämlich die Wasserdünste, sobald sie mit der kälteren Luft der Bank in Berührung kommen, sich niederschlagen: so entstehn Wolken; und dies ist sehr wichtig für die Schiffahrt: denn an ihnen sehn die Schiffer schon von fern die Gefahr. Daher ist man auch bei den lezten wissenschaftlichen Reisen mehr darauf bedacht gewesen, die Tem- peratur der Oberfläche zu erforschen. Freycinet und Duperrey haben eine besondere Aufmerksamkeit auf diese Untersuchungen ge-
Der grosse Physiker und Chemiker Berzelius theilt die Meinung des Grafen Rumford, dass in der Tiefe sich Eis finde: es scheint aber nicht, als ob er eigne Versuche darüber angestelt habe. Dieser Gegenstand verdiente wohl, von neuem wieder vorgenommen zu werden.
Von den Sandbänken.
Als Benjamin Franklin die Bank von New Foundland befuhr, sah er, dass die Matrosen öfter die Hand in das Wasser stekten, um an der Temperatur-abnahme zu bemerken, ob man sich der Bank nä- here. Diese Wahrnehmung machte ihn zuerst darauf aufmerksam, wie es möglich sei, durch das Thermometer die Nähe von Untiefen zu bestimmen. Bänke indessen, auf denen eine schnelle Strömung Statt findet, erkälten sich sehr wenig, weil hier das Wasser nicht Zeit hat, sich mit den unteren kälteren Schichten zu mischen. Gewöhnlich liegt über den Bänken eine Nebelschicht: da nämlich die Wasserdünste, sobald sie mit der kälteren Luft der Bank in Berührung kommen, sich niederschlagen: so entstehn Wolken; und dies ist sehr wichtig für die Schiffahrt: denn an ihnen sehn die Schiffer schon von fern die Gefahr. Daher ist man auch bei den lezten wissenschaftlichen Reisen mehr darauf bedacht gewesen, die Tem- peratur der Oberfläche zu erforschen. Freycinet und Duperrey haben eine besondere Aufmerksamkeit auf diese Untersuchungen ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="43"><p><pbfacs="#f0521"n="259r"/>
Der grosse Physiker und Chemiker <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118510185 http://d-nb.info/gnd/118510185">Berzelius</persName> theilt die Meinung des Grafen<lb/><persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118750372 http://d-nb.info/gnd/118750372">Rumford</persName>, dass in der Tiefe sich Eis finde: es scheint aber nicht, als ob<lb/>
er eigne Versuche darüber angestelt habe. Dieser Gegenstand verdiente<lb/>
wohl, von neuem wieder vorgenommen zu werden.</p><lb/><p><hirendition="#u">Von den Sandbänken.</hi></p><lb/><p>Als <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534912 http://d-nb.info/gnd/118534912">Benjamin Franklin</persName> die Bank von New Foundland befuhr, sah<lb/>
er, dass die Matrosen öfter die Hand in das Wasser stekten, um an<lb/>
der Temperatur-abnahme zu bemerken, ob man sich der Bank nä-<lb/>
here. Diese Wahrnehmung machte ihn zuerst darauf aufmerksam,<lb/>
wie es möglich sei, durch das Thermometer die Nähe von Untiefen<lb/>
zu bestimmen. Bänke indessen, auf denen eine schnelle Strömung<lb/>
Statt findet, erkälten sich sehr wenig, weil hier das Wasser nicht<lb/>
Zeit hat, sich mit den unteren kälteren Schichten zu mischen.<lb/>
Gewöhnlich liegt über den Bänken eine Nebelschicht: da nämlich<lb/>
die Wasserdünste, sobald sie mit der kälteren Luft der Bank<lb/>
in Berührung kommen, sich niederschlagen: so entstehn Wolken;<lb/>
und dies ist sehr wichtig für die Schiffahrt: denn an ihnen sehn die<lb/>
Schiffer schon von fern die Gefahr. Daher ist man auch bei den<lb/>
lezten wissenschaftlichen Reisen mehr darauf bedacht gewesen, die Tem-<lb/>
peratur der Oberfläche zu erforschen. <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-124760295 http://d-nb.info/gnd/124760295">Freycinet</persName> und <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117663476 http://d-nb.info/gnd/117663476">Duperrey</persName> haben<lb/>
eine besondere Aufmerksamkeit auf diese Untersuchungen ge-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[259r/0521]
Der grosse Physiker und Chemiker Berzelius theilt die Meinung des Grafen
Rumford, dass in der Tiefe sich Eis finde: es scheint aber nicht, als ob
er eigne Versuche darüber angestelt habe. Dieser Gegenstand verdiente
wohl, von neuem wieder vorgenommen zu werden.
Von den Sandbänken.
Als Benjamin Franklin die Bank von New Foundland befuhr, sah
er, dass die Matrosen öfter die Hand in das Wasser stekten, um an
der Temperatur-abnahme zu bemerken, ob man sich der Bank nä-
here. Diese Wahrnehmung machte ihn zuerst darauf aufmerksam,
wie es möglich sei, durch das Thermometer die Nähe von Untiefen
zu bestimmen. Bänke indessen, auf denen eine schnelle Strömung
Statt findet, erkälten sich sehr wenig, weil hier das Wasser nicht
Zeit hat, sich mit den unteren kälteren Schichten zu mischen.
Gewöhnlich liegt über den Bänken eine Nebelschicht: da nämlich
die Wasserdünste, sobald sie mit der kälteren Luft der Bank
in Berührung kommen, sich niederschlagen: so entstehn Wolken;
und dies ist sehr wichtig für die Schiffahrt: denn an ihnen sehn die
Schiffer schon von fern die Gefahr. Daher ist man auch bei den
lezten wissenschaftlichen Reisen mehr darauf bedacht gewesen, die Tem-
peratur der Oberfläche zu erforschen. Freycinet und Duperrey haben
eine besondere Aufmerksamkeit auf diese Untersuchungen ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 259r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/521>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.