zu sehr mit den übrigen nicht-entzündlichen Bestandtheilen versezt ist. Eben so unhaltbar ist die Annahme, dass eine grosse Schicht von Wasserstof an der Gränze unserer Athmosphäre gelagert sei, wohin sie vermöge ihrer Leichtigkeit habe steigen müssen. In den grösten Höhen zu denen man sich erhoben, würde man alsdann ein wenig Wasserstof antreffen, der sich mit den untern Schichten gemengt: allein Gay Lussac, der sich bis zu 17000 Fus erhob fand nicht das mindeste davon. Aber schon durch die auf- und absteigenden Luftströme würde uns etwas davon zugekommen sein.
Es ist merkwürdig, an wie grosse Verschiedenheiten im Luftdrukke die menschliche Natur sich gewöhnen kann. Wenn der gewöhnliche Druk 28 Zoll im Barometer beträgt: so ist es vorgekommen, dass er auf grossen Höhen bis 131/2 Zoll ver- ringert worden ist, unter der Taucherglokke dagegen bis 60 und 64 Zoll verstärkt. Von beiden Extremen habe ich die Erfahrung gemacht. Wenn die Menschen vom Meere nach den Hochebnen von Quito hinaufsteigen, wo der Barometerdruk von 28 auf 20 Zoll vermindert wird: so bemerkt man, dass sie nach anhalten- dem Sprechen eine Beklemmung auf der Brust empfinden;
zu sehr mit den übrigen nicht-entzündlichen Bestandtheilen versezt ist. Eben so unhaltbar ist die Annahme, dass eine grosse Schicht von Wasserstof an der Gränze unserer Athmosphäre gelagert sei, wohin sie vermöge ihrer Leichtigkeit habe steigen müssen. In den grösten Höhen zu denen man sich erhoben, würde man alsdann ein wenig Wasserstof antreffen, der sich mit den untern Schichten gemengt: allein Gay Lussac, der sich bis zu 17000 Fus erhob fand nicht das mindeste davon. Aber schon durch die auf- und absteigenden Luftströme würde uns etwas davon zugekommen sein.
Es ist merkwürdig, an wie grosse Verschiedenheiten im Luftdrukke die menschliche Natur sich gewöhnen kann. Wenn der gewöhnliche Druk 28 Zoll im Barometer beträgt: so ist es vorgekommen, dass er auf grossen Höhen bis 13½ Zoll ver- ringert worden ist, unter der Taucherglokke dagegen bis 60 und 64 Zoll verstärkt. Von beiden Extremen habe ich die Erfahrung gemacht. Wenn die Menschen vom Meere nach den Hochebnen von Quito hinaufsteigen, wo der Barometerdruk von 28 auf 20 Zoll vermindert wird: so bemerkt man, dass sie nach anhalten- dem Sprechen eine Beklemmung auf der Brust empfinden;
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zu sehr mit den übrigen nicht-entzündlichen Bestandtheilen
versezt ist. Eben so unhaltbar ist die Annahme, dass eine grosse
Schicht von Wasserstof an der Gränze unserer Athmosphäre
gelagert sei, wohin sie vermöge ihrer Leichtigkeit habe steigen
müssen. In den grösten Höhen zu denen man sich erhoben,
würde man alsdann ein wenig Wasserstof antreffen, der sich
mit den untern Schichten gemengt: allein Gay Lussac, der sich
bis zu 17000 Fus erhob fand nicht das mindeste davon. Aber
schon durch die auf- und absteigenden Luftströme würde
uns etwas davon zugekommen sein.
Es ist merkwürdig, an wie grosse Verschiedenheiten im
Luftdrukke die menschliche Natur sich gewöhnen kann. Wenn
der gewöhnliche Druk 28 Zoll im Barometer beträgt: so ist es
vorgekommen, dass er auf grossen Höhen bis 13½ Zoll ver-
ringert worden ist, unter der Taucherglokke dagegen bis 60 und 64
Zoll verstärkt. Von beiden Extremen habe ich die Erfahrung
gemacht. Wenn die Menschen vom Meere nach den Hochebnen
von Quito hinaufsteigen, wo der Barometerdruk von 28 auf
20 Zoll vermindert wird: so bemerkt man, dass sie nach anhalten-
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 266v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/536>, abgerufen am 22.11.2024.
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