wo der Wechsel der Jahreszeiten nicht so heftig ist, als bei uns, nent man die Regenzeit den Winter, und die Zeit des heitern Himmels den Sommer, welcher grade in den Dezem- ber fält. Das Anfangen der Regenzeit fält mit dem Aufhören der östlichen Passatwinde zusammen. Bis zu dieser Zeit bleibt der Himmel fast ganz wolkenlos; und das einzige Wasser zur Nahrung der Thiere ist in den Pflanzen. Das Parenchyma der Pflanzen, besonders der Melo- cacten hat die Eigenschaft, dass es das in der Luft suspen- dirte Wassergas an sich saugt: dies wissen die Pferde und Esel durch einen sonderbaren Instinkt, und suchen mit ihren Hufen die Stacheln dieser melonenartigen Früchte wegzu- schlagen, um sich des Wasser zu bemeistern: oft verwunden sie sich dabei, und bleiben lahm. In Caracas sind in den 5-6 Sommermonaten die Wolken so selten, dass ein über dem Zenith hinziehendes Gewölk das Tagesgespräch der Stadt wird; dann aber, wenn die Regenzeit bevorsteht, verändert sich die Bläue des Himmels vom tiefen Indigo zu einem
71.
wo der Wechsel der Jahreszeiten nicht so heftig ist, als bei uns, nent man die Regenzeit den Winter, und die Zeit des heitern Himmels den Sommer, welcher grade in den Dezem- ber fält. Das Anfangen der Regenzeit fält mit dem Aufhören der östlichen Passatwinde zusammen. Bis zu dieser Zeit bleibt der Himmel fast ganz wolkenlos; und das einzige Wasser zur Nahrung der Thiere ist in den Pflanzen. Das Parenchyma der Pflanzen, besonders der Melo- cacten hat die Eigenschaft, dass es das in der Luft suspen- dirte Wassergas an sich saugt: dies wissen die Pferde und Esel durch einen sonderbaren Instinkt, und suchen mit ihren Hufen die Stacheln dieser melonenartigen Früchte wegzu- schlagen, um sich des Wasser zu bemeistern: oft verwunden sie sich dabei, und bleiben lahm. In Caracas sind in den 5–6 Sommermonaten die Wolken so selten, dass ein über dem Zenith hinziehendes Gewölk das Tagesgespräch der Stadt wird; dann aber, wenn die Regenzeit bevorsteht, verändert sich die Bläue des Himmels vom tiefen Indigo zu einem
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wo der Wechsel der Jahreszeiten nicht so heftig ist, als bei
uns, nent man die Regenzeit den Winter, und die Zeit des
heitern Himmels den Sommer, welcher grade in den Dezem-
ber fält. Das Anfangen der Regenzeit fält mit dem
Aufhören der östlichen Passatwinde zusammen. Bis zu
dieser Zeit bleibt der Himmel fast ganz wolkenlos; und
das einzige Wasser zur Nahrung der Thiere ist in den
Pflanzen. Das Parenchyma der Pflanzen, besonders der Melo-
cacten hat die Eigenschaft, dass es das in der Luft suspen-
dirte Wassergas an sich saugt: dies wissen die Pferde und
Esel durch einen sonderbaren Instinkt, und suchen mit ihren
Hufen die Stacheln dieser melonenartigen Früchte wegzu-
schlagen, um sich des Wasser zu bemeistern: oft verwunden
sie sich dabei, und bleiben lahm. In Caracas sind in den
5–6 Sommermonaten die Wolken so selten, dass ein über
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 282r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/567>, abgerufen am 22.11.2024.
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