Sage, dass die Braminen aus den Norden hergekommen seien. Bei den Chaldaeern und hHellenen sind alle Religion-geheimnisse aus dem Norden herabgekommen. Sonderbare mythische Personen finden wir in Amerika vom Norden kommend, und im Osten und Westen der Andeskette Reiche stiftend. Man ist so weit gegangen, hierin eine Anspielun Kentnis der magnetischen nach Norden wir- kenden Kräfte finden zu wollen. Pythagoras kehrte zu den Hyper- boraeern zurük, Pindar führt an, dass man den wilden Oelbaum an den Quellen des Ister fand. Ich erinre noch an den kaukasi- schen Prometheus, endlich an Zamolxis, welchen Herodotanals eine Gottheit, die Pythagoräer als einen Sklaven darstellen, und welchen zulezt der Kirchenvater Origenes unter den Druiden nent.
Wir dürfen daher das Gefühl von der Einheit der Natur bei allen wilden Völkern voraussezen, welches sie in dendie Namen von mythischen Personen und Heroen einkleideten: ebendeshalb ist auch die epische Poesie am frühsten ausgebildet worden: auch grosse Naturkentnisse im einzelnen mögen bei ihnen verbreitet gewesen sein; auf keinen Fall können wir ihnen eine Erkentnis der Natureinheit zutrauen. Wir wollen daher die Druiden nicht um ihre bunten Glasstükke beneiden, welche wahrscheinlich nichts anderes gewesen sind, als Knöpfe, eben so wenig wie die Etrusker um ihre elektrischen Kentnisse. -
Sage, dass die Braminen aus den Norden hergekommen seien. Bei den Chaldaeern und hHellenen sind alle Religion-geheimnisse aus dem Norden herabgekommen. Sonderbare mythische Personen finden wir in Amerika vom Norden kommend, und im Osten und Westen der Andeskette Reiche stiftend. Man ist so weit gegangen, hierin eine Anspielun Kentnis der magnetischen nach Norden wir- kenden Kräfte finden zu wollen. Pythagoras kehrte zu den Hyper- boraeern zurük, Pindar führt an, dass man den wilden Oelbaum an den Quellen des Ister fand. Ich erinre noch an den kaukasi- schen Prometheus, endlich an Zamolxis, welchen Herodotanals eine Gottheit, die Pythagoräer als einen Sklaven darstellen, und welchen zulezt der Kirchenvater Origenes unter den Druiden nent.
Wir dürfen daher das Gefühl von der Einheit der Natur bei allen wilden Völkern voraussezen, welches sie in dendie Namen von mythischen Personen und Heroen einkleideten: ebendeshalb ist auch die epische Poesie am frühsten ausgebildet worden: auch grosse Naturkentnisse im einzelnen mögen bei ihnen verbreitet gewesen sein; auf keinen Fall können wir ihnen eine Erkentnis der Natureinheit zutrauen. Wir wollen daher die Druiden nicht um ihre bunten Glasstükke beneiden, welche wahrscheinlich nichts anderes gewesen sind, als Knöpfe, eben so wenig wie die Etrusker um ihre elektrischen Kentnisse. –
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="5"><p><pbfacs="#f0060"n="28v"/>
Sage, dass die Braminen aus den Norden hergekommen seien.<lb/>
Bei den Chaldaeern und <subst><delrendition="#ow">h</del><addplace="across">H</add></subst>ellenen sind alle Religion-geheimnisse<lb/>
aus dem Norden herabgekommen. Sonderbare mythische Personen<lb/>
finden wir in Amerika vom Norden kommend, und im Osten und<lb/>
Westen der Andeskette Reiche stiftend. Man ist so weit gegangen,<lb/>
hierin eine <delrendition="#s">Anspielun</del> Kentnis der magnetischen nach Norden wir-<lb/>
kenden Kräfte finden zu wollen. <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118597248 http://d-nb.info/gnd/118597248">Pythagoras</persName> kehrte zu den Hyper-<lb/>
boraeern zurük, <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118594427 http://d-nb.info/gnd/118594427">Pindar</persName> führt an, dass man den wilden Oelbaum<lb/>
an den Quellen des Ister fand. Ich erinre noch an den kaukasi-<lb/>
schen Prometheus, endlich an Zamolxis, welchen <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118549855 http://d-nb.info/gnd/118549855">Herodot</persName><subst><delrendition="#ow">an</del><addplace="across">als</add></subst><lb/>
eine Gottheit, die Pythagoräer als einen Sklaven darstellen, und<lb/>
welchen zulezt der Kirchenvater <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118590235 http://d-nb.info/gnd/118590235">Origenes</persName> unter den Druiden nent.</p><lb/><p>Wir dürfen daher das <hirendition="#u">Gefühl</hi> von der Einheit der Natur bei allen<lb/>
wilden Völkern voraussezen, welches sie in <subst><delrendition="#ow">den</del><addplace="across">die</add></subst> Namen von mythischen<lb/>
Personen und Heroen einkleideten: ebendeshalb ist auch die epische<lb/>
Poesie am frühsten ausgebildet worden: auch grosse Naturkentnisse<lb/>
im einzelnen mögen bei ihnen verbreitet gewesen sein; auf keinen<lb/>
Fall können wir ihnen eine <hirendition="#u">Erkentnis</hi> der Natureinheit zutrauen.<lb/>
Wir wollen daher die Druiden nicht um ihre bunten Glasstükke<lb/>
beneiden, welche wahrscheinlich nichts anderes gewesen sind, als<lb/>
Knöpfe, eben so wenig wie die Etrusker um ihre elektrischen<lb/>
Kentnisse. –</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[28v/0060]
Sage, dass die Braminen aus den Norden hergekommen seien.
Bei den Chaldaeern und Hellenen sind alle Religion-geheimnisse
aus dem Norden herabgekommen. Sonderbare mythische Personen
finden wir in Amerika vom Norden kommend, und im Osten und
Westen der Andeskette Reiche stiftend. Man ist so weit gegangen,
hierin eine Kentnis der magnetischen nach Norden wir-
kenden Kräfte finden zu wollen. Pythagoras kehrte zu den Hyper-
boraeern zurük, Pindar führt an, dass man den wilden Oelbaum
an den Quellen des Ister fand. Ich erinre noch an den kaukasi-
schen Prometheus, endlich an Zamolxis, welchen Herodot als
eine Gottheit, die Pythagoräer als einen Sklaven darstellen, und
welchen zulezt der Kirchenvater Origenes unter den Druiden nent.
Wir dürfen daher das Gefühl von der Einheit der Natur bei allen
wilden Völkern voraussezen, welches sie in die Namen von mythischen
Personen und Heroen einkleideten: ebendeshalb ist auch die epische
Poesie am frühsten ausgebildet worden: auch grosse Naturkentnisse
im einzelnen mögen bei ihnen verbreitet gewesen sein; auf keinen
Fall können wir ihnen eine Erkentnis der Natureinheit zutrauen.
Wir wollen daher die Druiden nicht um ihre bunten Glasstükke
beneiden, welche wahrscheinlich nichts anderes gewesen sind, als
Knöpfe, eben so wenig wie die Etrusker um ihre elektrischen
Kentnisse. –
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 28v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/60>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.