also die Natur zu erwachen anfängt. [Über diese Erscheinung habe ich viele Untersuchungen angestellt, und bemerkt, dass die Wärme schnell steigen mus, wenn das Erwachen der Pflan- zen sich zeigen soll: meistens mus die mittlere Temperatur sich auf +5 bi 6° erheben, doch blühen die Pfirsichen schon bei +41/2°: die Birken schlagen aus, wenn die mittlereTemperatur des Monates +83/4° R. ist, und dies ist in Rom der März, in Berlin der Mai, in Upsal der Juli. Im südlichen Frankreich haben 270 aufeinander folgende Tage eine mittlereTemperatur von +9°, in Petersburg nur 120:] - Die Gerste wächst da, wo nur 90 Tage eine mittlereTemperatur von +7° haben. - Die Kartoffel braucht noch weniger, da der- jenige ihrer Theile, den wir zur Nahrung brauchennehmen, ein unterirdischer ist, und vor der Kälte geschüzt steht.
Noch anschaulicher werden diese Temperaturverhältnisse, wenn man die mittlereTemperatur zweier aufeinander folgender Monate ver- gleicht, und das Maximum davon aufsucht: der gröste Unterschied fält bei uns zwischen den März und April: er beträgt 41/2° R.: der zwischen April und May nur 3,2°: mehr gegen Norden wird das Verhältnis ganz anders: in Peters-
77.
also die Natur zu erwachen anfängt. [Über diese Erscheinung habe ich viele Untersuchungen angestellt, und bemerkt, dass die Wärme schnell steigen mus, wenn das Erwachen der Pflan- zen sich zeigen soll: meistens mus die mittlere Temperatur sich auf +5 bi 6° erheben, doch blühen die Pfirsichen schon bei +4½°: die Birken schlagen aus, wenn die mittlereTemperatur des Monates +8¾° R. ist, und dies ist in Rom der März, in Berlin der Mai, in Upsal der Juli. Im südlichen Frankreich haben 270 aufeinander folgende Tage eine mittlereTemperatur von +9°, in Petersburg nur 120:] – Die Gerste wächst da, wo nur 90 Tage eine mittlereTemperatur von +7° haben. – Die Kartoffel braucht noch weniger, da der- jenige ihrer Theile, den wir zur Nahrung brauchennehmen, ein unterirdischer ist, und vor der Kälte geschüzt steht.
Noch anschaulicher werden diese Temperaturverhältnisse, wenn man die mittlereTemperatur zweier aufeinander folgender Monate ver- gleicht, und das Maximum davon aufsucht: der gröste Unterschied fält bei uns zwischen den März und April: er beträgt 4½° R.: der zwischen April und May nur 3,2°: mehr gegen Norden wird das Verhältnis ganz anders: in Peters-
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[307r/0617]
77.
also die Natur zu erwachen anfängt. [Über diese Erscheinung
habe ich viele Untersuchungen angestellt, und bemerkt, dass
die Wärme schnell steigen mus, wenn das Erwachen der Pflan-
zen sich zeigen soll: meistens mus die mittlere Temp. sich auf
+5 bi 6° erheben, doch blühen die Pfirsichen schon bei +4½°:
die Birken schlagen aus, wenn die mittl. T. des Monates +8¾° R.
ist, und dies ist in Rom der März, in Berlin der Mai, in
Upsal der Juli. Im südlichen Frankreich haben 270 aufeinander
folgende Tage eine mittl. T. von +9°, in Petersburg nur 120:]
– Die Gerste wächst da, wo nur 90 Tage eine mittl. T. von
+7° haben. – Die Kartoffel braucht noch weniger, da der-
jenige ihrer Theile, den wir zur Nahrung nehmen,
ein unterirdischer ist, und vor der Kälte geschüzt steht.
Noch anschaulicher werden diese Temp.verhältnisse, wenn
man die mittl. T. zweier aufeinander folgender Monate ver-
gleicht, und das Maximum davon aufsucht: der gröste
Unterschied fält bei uns zwischen den März und April: er
beträgt 4½° R.: der zwischen April und May nur 3,2°: mehr
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 307r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/617>, abgerufen am 22.11.2024.
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