Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

fig in der Geschichte erwähnt, am ältesten ist eine Andeutung in
den chinesischen Annalen. Bekant ist der Steinfall von Aegos-
potamos, der des Numa, viele Fälle unter den Khalifen, bekant:
dass mongolische Fürsten aus Meteorsteinen sich Dolche und Schwerd-
ter klingen machen liessen: dennoch wolt[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]e niemand an die Sache
glauben, bis Chladni 1794 Licht über diese Erscheinungen verbrei-
tete. Noch 1751 als das bischöfliche Kollegium in Agram in
Kroazien über 2 Steinmassen, die vor den Augen vieler Menschen
vom Himmel gefallen waren, nach dem Zeugenverhör, eine völlig
beglaubigte, juristische Urkunde darüber abfassen lies, und
die Steine samt der Schrift nach Wien schikte, wolte niemand
etwas davon wissen, ja der Abbee Stütz ? welcher darüber
schrieb, sagt: er zweifle, dass jemand eine solche Fabel glauben
werde. - Ich war selbst in Paris, als Pictet in der Akademie
von Chladni's Bemühungen und den Steinfällen in Indien Be-
richt abstattete, und die ganze Akademie lächelte ungläubig:
aber sonderbar genug, in demselben Monat, 26. April 1803 ereig-
nete sich in Frankreich selbst einer der grösten Steinfälle bei
Aigues ? im Dep. de l'Orme:, wo über 2000 Steine auf einer
Fläche von 2 Quadratmeilen niederfielen. Biot wurde von der

fig in der Geschichte erwähnt, am ältesten ist eine Andeutung in
den chinesischen Annalen. Bekant ist der Steinfall von Aegos-
potamos, der des Numa, viele Fälle unter den Khalifen, bekant:
dass mongolische Fürsten aus Meteorsteinen sich Dolche und Schwerd-
ter klingen machen liessen: dennoch wolt[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]e niemand an die Sache
glauben, bis Chladni 1794 Licht über diese Erscheinungen verbrei-
tete. Noch 1751 als das bischöfliche Kollegium in Agram in
Kroazien über 2 Steinmassen, die vor den Augen vieler Menschen
vom Himmel gefallen waren, nach dem Zeugenverhör, eine völlig
beglaubigte, juristische Urkunde darüber abfassen lies, und
die Steine samt der Schrift nach Wien schikte, wolte niemand
etwas davon wissen, ja der Abbée Stütz ? welcher darüber
schrieb, sagt: er zweifle, dass jemand eine solche Fabel glauben
werde. – Ich war selbst in Paris, als Pictet in der Akademie
von Chladni’s Bemühungen und den Steinfällen in Indien Be-
richt abstattete, und die ganze Akademie lächelte ungläubig:
aber sonderbar genug, in demselben Monat, 26. April 1803 ereig-
nete sich in Frankreich selbst einer der grösten Steinfälle bei
Aigues ? im Dép. de l’Orme:, wo über 2000 Steine auf einer
Fläche von 2 Quadratmeilen niederfielen. Biot wurde von der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="53">
          <p><pb facs="#f0668" n="332v"/>
fig in der Geschichte erwähnt, am ältesten ist eine Andeutung in<lb/>
den chinesischen Annalen. Bekant ist der Steinfall von Aegos-<lb/>
potamos, der des <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-122673093 http://d-nb.info/gnd/122673093">Numa</persName>, viele Fälle unter den Khalifen, bekant:<lb/>
dass mongolische Fürsten aus Meteorsteinen sich Dolche und Schwerd-<lb/>
ter klingen machen liessen: dennoch wolt<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/></del><add place="across">e</add></subst> niemand an die Sache<lb/>
glauben, bis <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118520490 http://d-nb.info/gnd/118520490">Chladni</persName> 1794 Licht über diese Erscheinungen verbrei-<lb/>
tete. Noch 1751 als das bischöfliche Kollegium in Agram in<lb/>
Kroazien über 2 Steinmassen, die vor den Augen vieler Menschen<lb/>
vom Himmel gefallen waren, nach dem Zeugenverhör, eine völlig<lb/>
beglaubigte, juristische Urkunde darüber abfassen lies, und<lb/>
die Steine samt der Schrift nach Wien schikte, wolte niemand<lb/>
etwas davon wissen, ja der Abbée <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100827845 http://d-nb.info/gnd/100827845">Stütz</persName> <metamark>?</metamark> welcher darüber<lb/>
schrieb, sagt: er zweifle, dass jemand eine solche Fabel glauben<lb/>
werde. &#x2013; Ich war selbst in Paris, als <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11948496X http://d-nb.info/gnd/11948496X">Pictet</persName> in der Akademie<lb/>
von <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118520490 http://d-nb.info/gnd/118520490">Chladni</persName>&#x2019;s Bemühungen und den Steinfällen in Indien Be-<lb/>
richt abstattete, und die ganze Akademie lächelte ungläubig:<lb/>
aber sonderbar genug, in demselben Monat, 26. April 1803 ereig-<lb/>
nete sich in Frankreich selbst einer der grösten Steinfälle bei<lb/>
Aigues <metamark>?</metamark> im Dép. de l&#x2019;Orme<subst><del rendition="#ow">:</del><add place="across">,</add></subst> wo über 2000 Steine auf einer<lb/>
Fläche von 2 Quadratmeilen niederfielen. <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11618860X http://d-nb.info/gnd/11618860X">Biot</persName> wurde von der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332v/0668] fig in der Geschichte erwähnt, am ältesten ist eine Andeutung in den chinesischen Annalen. Bekant ist der Steinfall von Aegos- potamos, der des Numa, viele Fälle unter den Khalifen, bekant: dass mongolische Fürsten aus Meteorsteinen sich Dolche und Schwerd- ter klingen machen liessen: dennoch wolte niemand an die Sache glauben, bis Chladni 1794 Licht über diese Erscheinungen verbrei- tete. Noch 1751 als das bischöfliche Kollegium in Agram in Kroazien über 2 Steinmassen, die vor den Augen vieler Menschen vom Himmel gefallen waren, nach dem Zeugenverhör, eine völlig beglaubigte, juristische Urkunde darüber abfassen lies, und die Steine samt der Schrift nach Wien schikte, wolte niemand etwas davon wissen, ja der Abbée Stütz ? welcher darüber schrieb, sagt: er zweifle, dass jemand eine solche Fabel glauben werde. – Ich war selbst in Paris, als Pictet in der Akademie von Chladni’s Bemühungen und den Steinfällen in Indien Be- richt abstattete, und die ganze Akademie lächelte ungläubig: aber sonderbar genug, in demselben Monat, 26. April 1803 ereig- nete sich in Frankreich selbst einer der grösten Steinfälle bei Aigues ? im Dép. de l’Orme, wo über 2000 Steine auf einer Fläche von 2 Quadratmeilen niederfielen. Biot wurde von der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/668
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 332v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/668>, abgerufen am 22.11.2024.