immer ein Getöse bis auf 18 Meilen weit, das oft dem Kanonendonner, oft dem Kleingewehrfeuer ähnlich ist. Beim Fall sind die Steine heis, versengen aber nicht einmal das Gras. Berzelius schlos daraus sehr scharfsinnig, dass das Innere der Massen durch die Verglasung nicht gelitten habe, auch fand Herrv. Schreibers in Wien, dass der Schwefelkies darin unverändert sei: daher gehört die hohe Tempe- ratur nur der äusseren Masse an. Im Jahre 1810 fiel ein Meteor- stein auf ein amerikanisches Schiff; (wenn man die Ausdehnung des atlantischen Ozeans und die winzige Kleinheit des Schiffes bedenkt: so gehört dies zu den ungeheuersten Zufällen, die man sich denken kann;) schlug das Verdek durch, schwärzte aber nicht einmal das Holz, obgleich man ihn sehr heis fand.
Ihr Vorkommen ist völlig unabhängig von den Jahreszeiten, auch ihre Richtung nicht bestimt: man hat nichts periodisches dabei finden können, eben so wenig hängen sie mit den Nordlich- tern und Sonnenflekken zusammen, wie man wohl sonst angenom- men hat. Schreibers in Wien warf die Frage auf, wie viel Steinfälle überhaupt vorkommen mögen, und fand nach der Wahrscheinlichkeits- rechnung, dass indem er, freilich unsicher genug, vom bekanten auf das unbekante schlos, dass in 2000 Jahren 100,000 Steine herab- gekommen sein mögen: aufin einem Jahre ungefähr 2500.
immer ein Getöse bis auf 18 Meilen weit, das oft dem Kanonendonner, oft dem Kleingewehrfeuer ähnlich ist. Beim Fall sind die Steine heis, versengen aber nicht einmal das Gras. Berzelius schlos daraus sehr scharfsinnig, dass das Innere der Massen durch die Verglasung nicht gelitten habe, auch fand Herrv. Schreibers in Wien, dass der Schwefelkies darin unverändert sei: daher gehört die hohe Tempe- ratur nur der äusseren Masse an. Im Jahre 1810 fiel ein Meteor- stein auf ein amerikanisches Schiff; (wenn man die Ausdehnung des atlantischen Ozeans und die winzige Kleinheit des Schiffes bedenkt: so gehört dies zu den ungeheuersten Zufällen, die man sich denken kann;) schlug das Verdek durch, schwärzte aber nicht einmal das Holz, obgleich man ihn sehr heis fand.
Ihr Vorkommen ist völlig unabhängig von den Jahreszeiten, auch ihre Richtung nicht bestimt: man hat nichts periodisches dabei finden können, eben so wenig hängen sie mit den Nordlich- tern und Sonnenflekken zusammen, wie man wohl sonst angenom- men hat. Schreibers in Wien warf die Frage auf, wie viel Steinfälle überhaupt vorkommen mögen, und fand nach der Wahrscheinlichkeits- rechnung, dass indem er, freilich unsicher genug, vom bekanten auf das unbekante schlos, dass in 2000 Jahren 100,000 Steine herab- gekommen sein mögen: aufin einem Jahre ungefähr 2500.
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Schwefelkies darin unverändert sei: daher gehört die hohe Tempe-
ratur nur der äusseren Masse an. Im Jahre 1810 fiel Meteor-
stein auf ein amerikanisches Schiff; (wenn man die Ausdehnung
des atlantischen Ozeans und die winzige Kleinheit des Schiffes
bedenkt: so gehört dies zu den ungeheuersten Zufällen, die man
sich denken kann;) schlug das Verdek durch, schwärzte aber nicht
einmal das Holz, obgleich man ihn sehr heis fand.
Ihr Vorkommen ist völlig unabhängig von den Jahreszeiten,
auch ihre Richtung nicht bestimt: man hat nichts periodisches
dabei finden können, eben so wenig hängen sie mit den Nordlich-
tern und Sonnenflekken zusammen, wie man wohl sonst angenom-
men hat. Schreibers in Wien warf die Frage auf, wie viel Steinfälle
überhaupt vorkommen mögen, und fand nach der Wahrscheinlichkeits-
rechnung, indem er, freilich unsicher genug, vom bekanten auf
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 335v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/674>, abgerufen am 22.11.2024.
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