Standortes, wohl aber durch temporäre Wärme. HerrRoulin, Professor in Bogota, machte mit seiner Familie und vielen Dienstboten eine Reise über das Gebirge, und prüfte von 400 zu 400 Toisen Höhe den Puls der ganzen Geselschaft, aber sobald man sich nur etwas vom Steigen erholt hatte, war keine Veränderung zu bemerken, und er fand dasselbe, was Bonpland auch in Quito wahrgenommen hatte. (Über Roulin's Reise SieheMagendie Journal de Physiologie.)
Wie gros die Hize sei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] welche der Mensch ertragen könne, zeigen uns schon die Dampfbäder, in Mexiko Themaskalen ? genant, doch hat man auch andre Versuche. Schon 1764 sperte der Naturforscher Tilet? ein Mädchen 10 Minuten in einen Ofen von 105° R. wo Kar- toffeln neben ihr siedeten, ohne dass es ihrer Gesundheit schadete.
In England machten Banks, Solander, Blakstone und der Captain Phips? (nachher Lord Mulgrave, der von seiner arktischen Expedizion wo er 30° R. in der Kälte ausgehalten, nach England in das Schwiz- bad ging) an sich selbst Versuche, und sperten sich mehrere Minu- ten in einen Ofen von 102° R. Sie musten in hölzernen Schuhen gehn, Eier wurden in 15 Minuten hart, und Wasser war im höchsten Sieden: dennoch fühlten sie diese hohe Wärme nicht: ihre thierische Wärme wurde nicht um 1,5° R. vermehrt, die Pulsschläge nahmen
Standortes, wohl aber durch temporäre Wärme. HerrRoulin, Professor in Bogotá, machte mit seiner Familie und vielen Dienstboten eine Reise über das Gebirge, und prüfte von 400 zu 400 Toisen Höhe den Puls der ganzen Geselschaft, aber sobald man sich nur etwas vom Steigen erholt hatte, war keine Veränderung zu bemerken, und er fand dasselbe, was Bonpland auch in Quito wahrgenommen hatte. (Über Roulin’s Reise SieheMagendie Journal de Physiologie.)
Wie gros die Hize sei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] welche der Mensch ertragen könne, zeigen uns schon die Dampfbäder, in Mexiko Themaskalen ? genant, doch hat man auch andre Versuche. Schon 1764 sperte der Naturforscher Tilet? ein Mädchen 10 Minuten in einen Ofen von 105° R. wo Kar- toffeln neben ihr siedeten, ohne dass es ihrer Gesundheit schadete.
In England machten Banks, Solander, Blakstone und der Captain Phips? (nachher Lord Mulgrave, der von seiner arktischen Expedizion wo er −30° R. in der Kälte ausgehalten, nach England in das Schwiz- bad ging) an sich selbst Versuche, und sperten sich mehrere Minu- ten in einen Ofen von 102° R. Sie musten in hölzernen Schuhen gehn, Eier wurden in 15 Minuten hart, und Wasser war im höchsten Sieden: dennoch fühlten sie diese hohe Wärme nicht: ihre thierische Wärme wurde nicht um 1,5° R. vermehrt, die Pulsschläge nahmen
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[378r/0759]
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Puls der ganzen Geselschaft, aber sobald man sich nur etwas vom
Steigen erholt hatte, war keine Veränderung zu bemerken, und er fand
dasselbe, was Bonpland auch in Quito wahrgenommen hatte. (Über
Roulin’s Reise S. Magendie Journal de Physiologie.)
Wie gros die Hize sei welche der Mensch ertragen könne, zeigen
uns schon die Dampfbäder, in Mexiko Themaskalen ? genant, doch
hat man auch andre Versuche. Schon 1764 sperte der Naturforscher
Tilet ? ein Mädchen 10 Minuten in einen Ofen von 105° R. wo Kar-
toffeln neben ihr siedeten, ohne dass es ihrer Gesundheit schadete.
In England machten Banks, Solander, Blakstone und der Captain
Phips ? (nachher Lord Mulgrave, der von seiner arktischen Expedizion
wo er −30° R. in der Kälte ausgehalten, nach England in das Schwiz-
bad ging) an sich selbst Versuche, und sperten sich mehrere Minu-
ten in einen Ofen von 102° R. Sie musten in hölzernen Schuhen gehn,
Eier wurden in 15 Minuten hart, und Wasser war im höchsten Sieden:
dennoch fühlten sie diese hohe Wärme nicht: ihre thierische
Wärme wurde nicht um 1,5° R. vermehrt, die Pulsschläge nahmen
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 378r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/759>, abgerufen am 22.11.2024.
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