ders den Klassikern gewidmet war. Durchaus ungegründet ist die Be- hauptung, dass das Studium der klassischen Autoren, von dem der Natur abgehalten habe, vielmehr wurden dadurch viele einzelne Kentnisse erneuert.
Schon im Jahre 1003 waren skandinavische Schiffer nach Neu- fundland gekommen, wo sie eine Art Weinstok (der Vitis vinifera bis zum Verwechseln ähnlich) gefunden hatten: im Jahr 1390 be- suchten die Gebrüder Zeenjeinen grossen Kontinent, und obgleich ihre Nachrichten über die einzelnen Länder sehr dunkel sind, so kann man doch mit Gewisheit aussprechen, dass sie einen Theil der vereinigten Staaten müssen gesehn haben. Früher hatte der Venezianer Marco Polo viel zur Umwälzung in den naturhistorischen Ideen beigetragen, indem er nicht nur die nördlichen Theile von Asien bereiste, son- dern auch seinen Rükweg durch das Tropenklima von Sumatra und Java nahm; aber was ist der Einflus einzelner Reisenden im Vergleich mit dem Leben, man könte sagen, ganzer Völker, der Spanier & Por- tugiesen, welche nach Amerika hinüberzogen.
Die Entdekkung von Amerika mus zu einer Zeit, wo von den azo- rischen Inseln an bis nach Ostasien in der alten Welt noch so vieles unbekant war, von derselben Wichtigkeit gewesen sein, als ob wir jezt, bei unserm Stande der Wissenschaft, die abgekehrte Seite des Mondes entdekten.
ders den Klassikern gewidmet war. Durchaus ungegründet ist die Be- hauptung, dass das Studium der klassischen Autoren, von dem der Natur abgehalten habe, vielmehr wurden dadurch viele einzelne Kentnisse erneuert.
Schon im Jahre 1003 waren skandinavische Schiffer nach Neu- fundland gekommen, wo sie eine Art Weinstok (der Vitis vinifera bis zum Verwechseln ähnlich) gefunden hatten: im Jahr 1390 be- suchten die Gebrüder Zeenjeinen grossen Kontinent, und o⎡bgleich ihre Nachrichten über die einzelnen Länder sehr dunkel sind, so kann man doch mit Gewisheit aussprechen, dass sie einen Theil der vereinigten Staaten müssen gesehn haben. Früher hatte der Venezianer Marco Polo viel zur Umwälzung in den naturhistorischen Ideen beigetragen, indem er nicht nur die nördlichen Theile von Asien bereiste, son- dern auch seinen Rükweg durch das Tropenklima von Sumatra und Java nahm; aber was ist der Einflus einzelner Reisenden im Vergleich mit dem Leben, man könte sagen, ganzer Völker, der Spanier & Por- tugiesen, welche nach Amerika hinüberzogen.
Die Entdekkung von Amerika mus zu einer Zeit, wo von den azo- rischen Inseln an bis nach Ostasien in der alten Welt noch so vieles unbekant war, von derselben Wichtigkeit gewesen sein, als ob wir jezt, bei unserm Stande der Wissenschaft, die abgekehrte Seite des Mondes entdekten.
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ders den Klassikern gewidmet war. Durchaus ungegründet ist die Be-
hauptung, dass das Studium der klassischen Autoren, von dem der
Natur abgehalten habe, vielmehr wurden dadurch viele einzelne
Kentnisse erneuert.
Schon im Jahre 1003 waren skandinavische Schiffer nach Neu-
fundland gekommen, wo sie eine Art Weinstok (der Vitis vinifera
bis zum Verwechseln ähnlich) gefunden hatten: im Jahr 1390 be-
suchten die Gebrüder Zeen einen grossen Kontinent, und obgleich ihre
Nachrichten über die einzelnen Länder sehr dunkel sind, so kann man
doch mit Gewisheit aussprechen, dass sie einen Theil der vereinigten
Staaten müssen gesehn haben. Früher hatte der Venezianer Marco
Polo viel zur Umwälzung in den naturhistorischen Ideen beigetragen,
indem er nicht nur die nördlichen Theile von Asien bereiste, son-
dern auch seinen Rükweg durch das Tropenklima von Sumatra und
Java nahm; aber was ist der Einflus einzelner Reisenden im Vergleich
mit dem Leben, man könte sagen, ganzer Völker, der Spanier & Por-
tugiesen, welche nach Amerika hinüberzogen.
Die Entdekkung von Amerika mus zu einer Zeit, wo von den azo-
rischen Inseln an bis nach Ostasien in der alten Welt noch so vieles
unbekant war, von derselben Wichtigkeit gewesen sein, als ob wir
jezt, bei unserm Stande der Wissenschaft, die abgekehrte Seite des
Mondes entdekten.
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 38v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/80>, abgerufen am 23.11.2024.
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