Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den neuen Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen grossen ununterbrochenen Kontinent, in dem unter dem Aequatore, ewiger Schnee auf den Bergen lag: (die Himalayaberge und die Mondberge kante man noch nicht) dies führte auf eine genauere Bestimmung der unteren Schneegränze in den verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relativen Höhe über dem Meere unterscheiden lernte. Man fand verschiedene Pflanzen- und Thierformen nach dem Verhält- nis der Höhe und Breite: ja es kam zu sehr wunderlichen Diskussionen über die Entstehung der grossen reissenden Thiere. Man sah ein abgeschlossenes System von Völkern in Amerika, die zwar unter sich sehr verschieden, doch durch den eigenthümlichen Bau der Bakkenknochen, noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Ana- logie der Sprachen verbunden sind. Man bemerkte, dass grade in den heisseren Gegenden die Amerikaner blasser sind, in den höher gelegenen kälteren dagegen schwärzer: man warf die Frage auf, warum es in Amerika keine Ne-
Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den neuen Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen grossen ununterbrochenen Kontinent, in dem unter dem Aequatore, ewiger Schnee auf den Bergen lag: (die Himalayaberge und die Mondberge kante man noch nicht) dies führte auf eine genauere Bestimmung der ⎡unteren Schneegränze in den verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relativen Höhe über dem Meere unterscheiden lernte. Man fand verschiedene Pflanzen- und Thierformen nach dem Verhält- nis der Höhe und Breite: ja es kam zu sehr wunderlichen Diskussionen über die Entstehung der grossen reissenden Thiere. Man sah ein abgeschlossenes System von Völkern in Amerika, die zwar unter sich sehr verschieden, doch durch den eigenthümlichen Bau der Bakkenknochen, noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Ana- logie der Sprachen verbunden sind. Man bemerkte, dass grade in den heisseren Gegenden die Amerikaner blasser sind, in den höher gelegenen kälteren dagegen schwärzer: man warf die Frage auf, warum es in Amerika keine Ne-
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="7"><pbfacs="#f0082"n="39v"/><p>Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den neuen<lb/>
Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen grossen<lb/>
ununterbrochenen Kontinent, in dem unter dem Aequator<unclearreason="illegible"cert="high"resp="#CT">e</unclear>,<lb/>
ewiger Schnee auf den Bergen lag: (die Himalayaberge<lb/>
und die Mondberge kante man noch nicht) dies führte<lb/>
auf eine genauere Bestimmung der <addplace="superlinear"><metamark/>unteren </add>Schneegränze in den<lb/>
verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relativen<lb/>
Höhe über dem Meere unterscheiden lernte. Man fand<lb/>
verschiedene Pflanzen- und Thierformen nach dem Verhält-<lb/>
nis der Höhe und Breite: ja es kam zu sehr wunderlichen<lb/>
Diskussionen über die Entstehung der grossen reissenden<lb/>
Thiere. Man sah ein abgeschlossenes System von Völkern<lb/>
in Amerika, die zwar unter sich sehr verschieden, doch<lb/>
durch den eigenthümlichen Bau der Bakkenknochen,<lb/>
noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Ana-<lb/>
logie der Sprachen verbunden sind. Man bemerkte, dass<lb/>
grade in den heisseren Gegenden die Amerikaner blasser<lb/>
sind, in den höher gelegenen kälteren dagegen schwärzer:<lb/>
man warf die Frage auf, warum es in Amerika keine Ne-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[39v/0082]
Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den neuen
Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen grossen
ununterbrochenen Kontinent, in dem unter dem Aequatore,
ewiger Schnee auf den Bergen lag: (die Himalayaberge
und die Mondberge kante man noch nicht) dies führte
auf eine genauere Bestimmung der unteren Schneegränze in den
verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relativen
Höhe über dem Meere unterscheiden lernte. Man fand
verschiedene Pflanzen- und Thierformen nach dem Verhält-
nis der Höhe und Breite: ja es kam zu sehr wunderlichen
Diskussionen über die Entstehung der grossen reissenden
Thiere. Man sah ein abgeschlossenes System von Völkern
in Amerika, die zwar unter sich sehr verschieden, doch
durch den eigenthümlichen Bau der Bakkenknochen,
noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Ana-
logie der Sprachen verbunden sind. Man bemerkte, dass
grade in den heisseren Gegenden die Amerikaner blasser
sind, in den höher gelegenen kälteren dagegen schwärzer:
man warf die Frage auf, warum es in Amerika keine Ne-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 39v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/82>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.