Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.FORTIFICATION 22. Des Kriegs-Herrns Person sol allenthalben in guter Obacht gehalten/ werden/ und sich nicht leichtlich in Gefahr begeben/ weil dieselbe bey der Armee gleichsam die Seele ist/ und das Vnglück niemals näher als wenn das Haupt darnider lieget. 23. Es ist besser einer belägerten Festung gantz keinen Succurs versprechen/ als denselben zusagen und nicht halten/ weil es die Belägerte verzagt machet und leicht lich Anlaß zum Accordiren giebet. 24. Wenn bey der Armee ein Schrecken vor des Feindes Macht einreissen wil/ muß man dasselbe durch Zusammenruffung der Officirer bey Zeiten dämpfen/ und den Soldaten einen Muth machen. 25. Wenn Vnterthanen zum Krieg gewehnet und wohl exerciret sind/ ist mit denselben zuvorläßiger wider den Feind zugehen/ als mit fremden außländischen Völckern 26. Seinen Feind bey der Nacht angehen und zum Schlagen auffodern ist ge- fährlich/ vornemlich aber wo man des Orts Gelegenheit nicht recht innen hat. 27. Es ist ein grosser Vortheil/ wenn man den Feind unvorsehens mit newen inventionibus und unbekanten Machinis angehet/ weil er sich so geschwind nicht darein finden und contra stellen kan. 28. Wenn sich ein Kriegs-Heer uff sein Volck recht verlassen wil/ muß er dasselbe mit Trewen meinen/ und ihm nothdürfftig Vnterhalt schaffen/ denn dadurch ge- winnet er die Gemüther/ und erhelt nicht allein den Leib/ sondern auch den Wil- len und das Hertze. 29. So bald sich der Feind einer Festung im Lande bemächtiget/ müssen die nechst
FORTIFICATION 22. Des Kriegs-Herꝛns Perſon ſol allenthalben in guter Obacht gehalten/ werden/ und ſich nicht leichtlich in Gefahr begeben/ weil dieſelbe bey der Armee gleichſam die Seele iſt/ und das Vngluͤck niemals naͤher als wenn das Haupt darnider lieget. 23. Es iſt beſſer einer belaͤgerten Feſtung gantz keinen Succurs verſprechen/ als denſelben zuſagen und nicht halten/ weil es die Belaͤgerte verzagt machet und leicht lich Anlaß zum Accordiren giebet. 24. Wenn bey der Armee ein Schrecken vor des Feindes Macht einreiſſen wil/ muß man daſſelbe durch Zuſammenruffung der Officirer bey Zeiten daͤmpfen/ und den Soldaten einen Muth machen. 25. Wenn Vnterthanen zum Krieg gewehnet und wohl exerciret ſind/ iſt mit denſelben zuvorlaͤßiger wider den Feind zugehen/ als mit fremden außlaͤndiſchen Voͤlckern 26. Seinen Feind bey der Nacht angehen und zum Schlagen auffodern iſt ge- faͤhrlich/ vornemlich aber wo man des Orts Gelegenheit nicht recht innen hat. 27. Es iſt ein groſſer Vortheil/ wenn man den Feind unvorſehens mit newen inventionibus und unbekanten Machinis angehet/ weil er ſich ſo geſchwind nicht darein finden und contra ſtellen kan. 28. Weñ ſich ein Kriegs-Heer uff ſein Volck recht verlaſſen wil/ muß er daſſelbe mit Trewen meinen/ und ihm nothduͤrfftig Vnterhalt ſchaffen/ deñ dadurch ge- winnet er die Gemuͤther/ und erhelt nicht allein den Leib/ ſondern auch den Wil- len und das Hertze. 29. So bald ſich der Feind einer Feſtung im Lande bemaͤchtiget/ muͤſſen die nechſt
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FORTIFICATION
22. Des Kriegs-Herꝛns Perſon ſol allenthalben in guter Obacht gehalten/
werden/ und ſich nicht leichtlich in Gefahr begeben/ weil dieſelbe bey der Armee
gleichſam die Seele iſt/ und das Vngluͤck niemals naͤher als wenn das Haupt
darnider lieget.
23. Es iſt beſſer einer belaͤgerten Feſtung gantz keinen Succurs verſprechen/ als
denſelben zuſagen und nicht halten/ weil es die Belaͤgerte verzagt machet und
leicht lich Anlaß zum Accordiren giebet.
24. Wenn bey der Armee ein Schrecken vor des Feindes Macht einreiſſen wil/
muß man daſſelbe durch Zuſammenruffung der Officirer bey Zeiten daͤmpfen/
und den Soldaten einen Muth machen.
25. Wenn Vnterthanen zum Krieg gewehnet und wohl exerciret ſind/ iſt mit
denſelben zuvorlaͤßiger wider den Feind zugehen/ als mit fremden außlaͤndiſchen
Voͤlckern
26. Seinen Feind bey der Nacht angehen und zum Schlagen auffodern iſt ge-
faͤhrlich/ vornemlich aber wo man des Orts Gelegenheit nicht recht innen hat.
27. Es iſt ein groſſer Vortheil/ wenn man den Feind unvorſehens mit newen
inventionibus und unbekanten Machinis angehet/ weil er ſich ſo geſchwind nicht
darein finden und contra ſtellen kan.
28. Weñ ſich ein Kriegs-Heer uff ſein Volck recht verlaſſen wil/ muß er daſſelbe
mit Trewen meinen/ und ihm nothduͤrfftig Vnterhalt ſchaffen/ deñ dadurch ge-
winnet er die Gemuͤther/ und erhelt nicht allein den Leib/ ſondern auch den Wil-
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