Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.FORTIFICATION 16. Es ist besser man gewehne sein Kriegs-Volck bald im Anfang zur Arbeit und Vngemach zu leiden/ als wenn es Anfangs des Müssiggangs und der Vp- pigkeit gewohnet/ hernacher aber allererst an die Arbeit gehen sol. 37. Jm Kriege sol man bey vorfallender Gefahr niemals gantz verzagen/ und allen Muth fallen lassen/ weil sich das Glück offt endert da sichs am gefährlichs[te]n anläßet/ wo sichs aber am Hertze und Zuthun ermangeln läßet/ da muß noth- wendig alles verlohren gehen. 38. Wenn der Feind geschlagen und in die Flucht gebracht wird/ sol man den- selben ohn einigen Verzug verfolgen/ und denen Soldaten nicht verstatten ehe Beute zu machen biß sie den Feind gäntzlich erleget. 39. Seinen Feind sol man auffs eylfertigste anfallen als es immer müglich/ und ihme nicht Zeit laffen seine Macht und Hülffe zusammen zubringen. 40. Wenn ein grosser Herr im Krieg ein rationalle und lobwürdige That be- gehet/ hat er nicht Vrsache sich daran zu kehren/ ob es gleich nicht jederman lobet/ und ihm deßwegen von etlichen Vbel nachgeredet wird. 41. Wenn man eine große Stadt einnimt/ sol den Jnwonern kein Gewehr gelaßen werden/ zumal wo sie zuvor zum Streit gewehnet und mit dem Gewehr umgehen können. 42. Durch stete gewisse Kundschafft wird oft im Kriege mehr/ als mit der Faust verrichtet. 43. Es ist besser man besteche etliche mit Geld zu Kundschaffern aus des Feindes Volck/ als daß man seine eigene Leute dazu gebrauchet/ wo es aber nit seyn kan/ und man nit gewiß versichert ist/ sol man lieber etliche gleich als ob sie abtrünnig worden/
FORTIFICATION 16. Es iſt beſſer man gewehne ſein Kriegs-Volck bald im Anfang zur Arbeit und Vngemach zu leiden/ als wenn es Anfangs des Muͤſſiggangs und der Vp- pigkeit gewohnet/ hernacher aber allererſt an die Arbeit gehen ſol. 37. Jm Kriege ſol man bey vorfallender Gefahr niemals gantz verzagen/ und allen Muth fallen laſſen/ weil ſich das Gluͤck offt endert da ſichs am gefaͤhrlichſ[te]n anlaͤßet/ wo ſichs aber am Hertze und Zuthun ermangeln laͤßet/ da muß noth- wendig alles verlohren gehen. 38. Wenn der Feind geſchlagen und in die Flucht gebracht wird/ ſol man den- ſelben ohn einigen Verzug verfolgen/ und denen Soldaten nicht verſtatten ehe Beute zu machen biß ſie den Feind gaͤntzlich erleget. 39. Seinen Feind ſol man auffs eylfertigſte anfallen als es immer muͤglich/ und ihme nicht Zeit laffen ſeine Macht und Huͤlffe zuſammen zubringen. 40. Wenn ein groſſer Herr im Krieg ein rationalle und lobwuͤrdige That be- gehet/ hat er nicht Vrſache ſich daran zu kehren/ ob es gleich nicht jederman lobet/ und ihm deßwegen von etlichen Vbel nachgeredet wird. 41. Weñ man eine große Stadt einnimt/ ſol den Jnwonern kein Gewehr gelaßẽ werdẽ/ zumal wo ſie zuvor zum Streit gewehnet und mit dem Gewehr umgehen koͤnnen. 42. Durch ſtete gewiſſe Kundſchafft wird oft im Kriege mehr/ als mit der Fauſt verrichtet. 43. Es iſt beſſer man beſteche etliche mit Geld zu Kundſchaffern aus des Feindes Volck/ als daß man ſeine eigene Leute dazu gebrauchet/ wo es aber nit ſeyn kan/ und man nit gewiß verſichert iſt/ ſol man lieber etliche gleich als ob ſie abtruͤnnig worden/
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FORTIFICATION
16. Es iſt beſſer man gewehne ſein Kriegs-Volck bald im Anfang zur Arbeit
und Vngemach zu leiden/ als wenn es Anfangs des Muͤſſiggangs und der Vp-
pigkeit gewohnet/ hernacher aber allererſt an die Arbeit gehen ſol.
37. Jm Kriege ſol man bey vorfallender Gefahr niemals gantz verzagen/ und
allen Muth fallen laſſen/ weil ſich das Gluͤck offt endert da ſichs am gefaͤhrlichſten
anlaͤßet/ wo ſichs aber am Hertze und Zuthun ermangeln laͤßet/ da muß noth-
wendig alles verlohren gehen.
38. Wenn der Feind geſchlagen und in die Flucht gebracht wird/ ſol man den-
ſelben ohn einigen Verzug verfolgen/ und denen Soldaten nicht verſtatten ehe
Beute zu machen biß ſie den Feind gaͤntzlich erleget.
39. Seinen Feind ſol man auffs eylfertigſte anfallen als es immer muͤglich/
und ihme nicht Zeit laffen ſeine Macht und Huͤlffe zuſammen zubringen.
40. Wenn ein groſſer Herr im Krieg ein rationalle und lobwuͤrdige That be-
gehet/ hat er nicht Vrſache ſich daran zu kehren/ ob es gleich nicht jederman lobet/
und ihm deßwegen von etlichen Vbel nachgeredet wird.
41. Weñ man eine große Stadt einnimt/ ſol den Jnwonern kein Gewehr gelaßẽ
werdẽ/ zumal wo ſie zuvor zum Streit gewehnet und mit dem Gewehr umgehen
koͤnnen.
42. Durch ſtete gewiſſe Kundſchafft wird oft im Kriege mehr/ als mit der Fauſt
verrichtet.
43. Es iſt beſſer man beſteche etliche mit Geld zu Kundſchaffern aus des Feindes
Volck/ als daß man ſeine eigene Leute dazu gebrauchet/ wo es aber nit ſeyn kan/
und man nit gewiß verſichert iſt/ ſol man lieber etliche gleich als ob ſie abtruͤnnig
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Zitationshilfe: | Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662/328>, abgerufen am 17.06.2024. |