Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 1. Band: A-L. Berlin, 1898.der schriftstellerische Drang der Frau in der Abfassung von Koch-, Haushaltungs- und Handarbeitsbüchern seinen sichtbaren Ausdruck und seine Befriedigung gefunden.*) Von da ab ist ein Vorwärtsschreiten auf litterarischem Felde wahrnehmbar. Schritt für Schritt, anfänglich zaghaft, unsicher, unter einem männlichen Schild sich verbergend, wird dieses Gebiet von ihr betreten, doch wird sie bald gewahr, dass dasselbe ihr einen guten, fruchtbaren Boden bietet, in welchem die Samenkörner ihres Wissens und ihres Talentes zur üppigen Saat emporkeimen können. In den 70er Jahren wird das litterarische Feld von der Frau schon sehr reich bestellt und die Früchte ihrer Thätigkeit nehmen auf dem litterarischen Markte einen breiten Raum ein. Von da ab wächst der Anteil der Frau an der litterarischen Produktion sehr erheblich, um in den 90er Jahren, insbesonders 1895-97, einen Stand einzunehmen, der, unter Berücksichtigung aller Verhältnisse zwischen Mann und Frau, wohl der schreibenden Frau ein sehr günstiges Zeugnis ausstellt und sie zu grossen Hoffnungen für ihre soziale Stellung in der Zukunft berechtigt. Das Verzeichnis des von Frauen Geschriebenen beginnt in diesem Werke mit dem Jahre 1840, (mit Ausnahme des Verzeichnisses der Pseudonyme, welches weit über 200 Jahre zurückreicht, -) weil die Auslese weiter zurück eine noch zu dürftige ist. Als Quellen für das hier aufgespeicherte Material dienten die Sammelwerke, welche an anderer Stelle namentlich und gewissenhaft genannt sind. Doch diese *) Das sehr sorgfältig und mühsam zusammengestellte Werk von Elise Oelsner "Die Leistungen der deutschen Frau auf wissenschaftlichem Gebiete" (Verlag von Max Lemke in Guhrau 1894) zählt 3 weibliche Namen aus dem 16. Jahrhunderte, 7 aus dem 17. Jahrhunderte, 40 aus dem 18. Jahrhundert. Auf das erste Drittel des 19. Jahrhunderts fallen etwa 48 weibliche Namen, auf das zweite Drittel 60, welche schriftstellernd auf den verschiedensten Gebieten der Litteratur thätig waren. Unterstützt werden diese Zahlen durch eine Statistik aus dem ausgezeichneten Werke "Deutsche Dichterinnen und Schriftstellerinnen in Wort und Bild" herausgegeben von Heinrich Gross, 3 Bände, Verlag von Fr. Thiel, Berlin. Es scheint jedoch, dass obgenannte Werke nicht alle schreibenden Frauen dieser Zeit verzeichnen, denn Schindel behauptet in seinem Vorwort, dass das erste Viertel des 19. Jahrhunderts weit über 550 aufweist, allerdings verzeichnet Schindel auch jene Frauen, die irgend ein ungedruckt gebliebenes Gelegenheitsgedicht verfasst haben.
der schriftstellerische Drang der Frau in der Abfassung von Koch-, Haushaltungs- und Handarbeitsbüchern seinen sichtbaren Ausdruck und seine Befriedigung gefunden.*) Von da ab ist ein Vorwärtsschreiten auf litterarischem Felde wahrnehmbar. Schritt für Schritt, anfänglich zaghaft, unsicher, unter einem männlichen Schild sich verbergend, wird dieses Gebiet von ihr betreten, doch wird sie bald gewahr, dass dasselbe ihr einen guten, fruchtbaren Boden bietet, in welchem die Samenkörner ihres Wissens und ihres Talentes zur üppigen Saat emporkeimen können. In den 70er Jahren wird das litterarische Feld von der Frau schon sehr reich bestellt und die Früchte ihrer Thätigkeit nehmen auf dem litterarischen Markte einen breiten Raum ein. Von da ab wächst der Anteil der Frau an der litterarischen Produktion sehr erheblich, um in den 90er Jahren, insbesonders 1895–97, einen Stand einzunehmen, der, unter Berücksichtigung aller Verhältnisse zwischen Mann und Frau, wohl der schreibenden Frau ein sehr günstiges Zeugnis ausstellt und sie zu grossen Hoffnungen für ihre soziale Stellung in der Zukunft berechtigt. Das Verzeichnis des von Frauen Geschriebenen beginnt in diesem Werke mit dem Jahre 1840, (mit Ausnahme des Verzeichnisses der Pseudonyme, welches weit über 200 Jahre zurückreicht, –) weil die Auslese weiter zurück eine noch zu dürftige ist. Als Quellen für das hier aufgespeicherte Material dienten die Sammelwerke, welche an anderer Stelle namentlich und gewissenhaft genannt sind. Doch diese *) Das sehr sorgfältig und mühsam zusammengestellte Werk von Elise Oelsner »Die Leistungen der deutschen Frau auf wissenschaftlichem Gebiete« (Verlag von Max Lemke in Guhrau 1894) zählt 3 weibliche Namen aus dem 16. Jahrhunderte, 7 aus dem 17. Jahrhunderte, 40 aus dem 18. Jahrhundert. Auf das erste Drittel des 19. Jahrhunderts fallen etwa 48 weibliche Namen, auf das zweite Drittel 60, welche schriftstellernd auf den verschiedensten Gebieten der Litteratur thätig waren. Unterstützt werden diese Zahlen durch eine Statistik aus dem ausgezeichneten Werke »Deutsche Dichterinnen und Schriftstellerinnen in Wort und Bild« herausgegeben von Heinrich Gross, 3 Bände, Verlag von Fr. Thiel, Berlin. Es scheint jedoch, dass obgenannte Werke nicht alle schreibenden Frauen dieser Zeit verzeichnen, denn Schindel behauptet in seinem Vorwort, dass das erste Viertel des 19. Jahrhunderts weit über 550 aufweist, allerdings verzeichnet Schindel auch jene Frauen, die irgend ein ungedruckt gebliebenes Gelegenheitsgedicht verfasst haben.
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der schriftstellerische Drang der Frau in der Abfassung von Koch-, Haushaltungs- und Handarbeitsbüchern seinen sichtbaren Ausdruck und seine Befriedigung gefunden. *)
Von da ab ist ein Vorwärtsschreiten auf litterarischem Felde wahrnehmbar. Schritt für Schritt, anfänglich zaghaft, unsicher, unter einem männlichen Schild sich verbergend, wird dieses Gebiet von ihr betreten, doch wird sie bald gewahr, dass dasselbe ihr einen guten, fruchtbaren Boden bietet, in welchem die Samenkörner ihres Wissens und ihres Talentes zur üppigen Saat emporkeimen können.
In den 70er Jahren wird das litterarische Feld von der Frau schon sehr reich bestellt und die Früchte ihrer Thätigkeit nehmen auf dem litterarischen Markte einen breiten Raum ein. Von da ab wächst der Anteil der Frau an der litterarischen Produktion sehr erheblich, um in den 90er Jahren, insbesonders 1895–97, einen Stand einzunehmen, der, unter Berücksichtigung aller Verhältnisse zwischen Mann und Frau, wohl der schreibenden Frau ein sehr günstiges Zeugnis ausstellt und sie zu grossen Hoffnungen für ihre soziale Stellung in der Zukunft berechtigt.
Das Verzeichnis des von Frauen Geschriebenen beginnt in diesem Werke mit dem Jahre 1840, (mit Ausnahme des Verzeichnisses der Pseudonyme, welches weit über 200 Jahre zurückreicht, –) weil die Auslese weiter zurück eine noch zu dürftige ist. Als Quellen für das hier aufgespeicherte Material dienten die Sammelwerke, welche an anderer Stelle namentlich und gewissenhaft genannt sind. Doch diese
*) Das sehr sorgfältig und mühsam zusammengestellte Werk von Elise Oelsner »Die Leistungen der deutschen Frau auf wissenschaftlichem Gebiete« (Verlag von Max Lemke in Guhrau 1894) zählt 3 weibliche Namen aus dem 16. Jahrhunderte, 7 aus dem 17. Jahrhunderte, 40 aus dem 18. Jahrhundert. Auf das erste Drittel des 19. Jahrhunderts fallen etwa 48 weibliche Namen, auf das zweite Drittel 60, welche schriftstellernd auf den verschiedensten Gebieten der Litteratur thätig waren. Unterstützt werden diese Zahlen durch eine Statistik aus dem ausgezeichneten Werke »Deutsche Dichterinnen und Schriftstellerinnen in Wort und Bild« herausgegeben von Heinrich Gross, 3 Bände, Verlag von Fr. Thiel, Berlin. Es scheint jedoch, dass obgenannte Werke nicht alle schreibenden Frauen dieser Zeit verzeichnen, denn Schindel behauptet in seinem Vorwort, dass das erste Viertel des 19. Jahrhunderts weit über 550 aufweist, allerdings verzeichnet Schindel auch jene Frauen, die irgend ein ungedruckt gebliebenes Gelegenheitsgedicht verfasst haben.
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