Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 1. Band: A-L. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

mit tiefem Verständnisse in die verschiedensten Wissenschaften einführte. Nach dem Tode des Vaters vermochte sie daher auch dessen Lieblingswunsch zu erfüllen, indem sie sich dem Schriftstellerberufe widmete und damit auf eigene Füsse stellte. 1887 vermählte sie sich mit dem Kaufmann Endler in Hannover.

Werke s. Antonie Haupt.

[Endor, Miss]

Endor, Miss. 36 lith. Wahrsagekarten. 32. (17) Berlin 1856, Agentur für Kunstsachen, n -.50

[Engel, Frl. Agnes]

*Engel, Frl. Agnes, Wiesbaden, Tennelbach, ist am 21. Januar 1862 in Güstrow i. M. geboren. Durch Kränklichkeit am regelmässigen Lernen verhindert, hatte sie viel Gelegenheit zum Lesen, Denken und zum Leben in der freien Natur. Der einzige, ihr wert scheinende Umgang war der mit Tieren, welche sie auch als ihre ebenbürtige Lebensgefährten ansah. Menschen waren ihr mit wenigen Ausnahmen sehr unangenehm. Schon mit 15 Jahren flössen ihr die Verse reichlich und ein Volkskalender nahm eine kleine Erzählung von ihr auf. Bald darauf fing sie an Novellen zu schreiben, die im "Salon" und anderen Familienblättern Aufnahme fanden. Mit 20 Jahren erhielt sie in Schwerin einen Rezensentenplatz im Hoftheater und ihre Kunstberichte erhielten in einer auswärtigen Zeitung, an der sie ständige Mitarbeiterin wurde, eine stehende Rubrik. Sie hatte aber nicht allein ästhetische Studien gemacht, sondern mit einzelnen Künsten sich auch praktisch beschäftigt; sie spielte mehrere Instrumente, mit Vorliebe Geige, und hatte Deklamationsunterricht genommen. Als sie aus einem Flugblatt des Internationalen Vereins zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Tierfolter in Dresden die Greuel der Vivisektion kennen lernte, fand ihre Liebe für die Tiere ihren Wirkungskreis: sie stellte sich nunmehr ganz in den Dienst der Tierschutzbestrebungen. Auch trat sie in dieser Zeit dem Vegetarismus näher, wurde selbst Vegetarierin und war für die vegetarische Bewegung thätig. 1888 gab sie eine kleine Jugendzeitschrift "Tier- und Kinderfreund" heraus, die 3 Jahrgänge erlebt hat. Seit 1890 verband sie eine auf tiefster Seelenharmonie beruhende Freundschaft mit Margarete Müller-Herrneck, die sie selbst "die Seele ihrer Thätigkeit" nennt. Mit dieser im Verein widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit dem deutschen Bund gegen den Vogelmassenmord, den sie 1890 gegründet hatte. Als 1895 die Freundin starb, gründete sie zu deren Andenken mit den Töchtern derselben den Margareten-Verein. Vieles Ungedruckte harrt noch der Herausgabe; an Broschuren ist erschienen z.B. "Der Vogelmassenmord", "Über den Taubensport", "Der Friedensengel" etc. Auch Operntexte hat sie geschrieben, die in Musik gesetzt und aufgeführt worden sind. Ausserdem giebt sie "Das Margaretenblatt" heraus, welches die Gemütsbildung durch Erweckung der Liebe zu Natur und Tierwelt anstrebt. Sie ist im Begriff eine Monatsschrift herauszugeben "Der Graalsbote", die alle ethischen Bestrebungen unter einen Gesichtspunkt und zu gegenseitiger Klärung zusammenfassen soll: "Durch Mitleid wissend, der reine Tor."

mit tiefem Verständnisse in die verschiedensten Wissenschaften einführte. Nach dem Tode des Vaters vermochte sie daher auch dessen Lieblingswunsch zu erfüllen, indem sie sich dem Schriftstellerberufe widmete und damit auf eigene Füsse stellte. 1887 vermählte sie sich mit dem Kaufmann Endler in Hannover.

Werke s. Antonie Haupt.

[Endor, Miss]

Endor, Miss. 36 lith. Wahrsagekarten. 32. (17) Berlin 1856, Agentur für Kunstsachen, n –.50

[Engel, Frl. Agnes]

*Engel, Frl. Agnes, Wiesbaden, Tennelbach, ist am 21. Januar 1862 in Güstrow i. M. geboren. Durch Kränklichkeit am regelmässigen Lernen verhindert, hatte sie viel Gelegenheit zum Lesen, Denken und zum Leben in der freien Natur. Der einzige, ihr wert scheinende Umgang war der mit Tieren, welche sie auch als ihre ebenbürtige Lebensgefährten ansah. Menschen waren ihr mit wenigen Ausnahmen sehr unangenehm. Schon mit 15 Jahren flössen ihr die Verse reichlich und ein Volkskalender nahm eine kleine Erzählung von ihr auf. Bald darauf fing sie an Novellen zu schreiben, die im »Salon« und anderen Familienblättern Aufnahme fanden. Mit 20 Jahren erhielt sie in Schwerin einen Rezensentenplatz im Hoftheater und ihre Kunstberichte erhielten in einer auswärtigen Zeitung, an der sie ständige Mitarbeiterin wurde, eine stehende Rubrik. Sie hatte aber nicht allein ästhetische Studien gemacht, sondern mit einzelnen Künsten sich auch praktisch beschäftigt; sie spielte mehrere Instrumente, mit Vorliebe Geige, und hatte Deklamationsunterricht genommen. Als sie aus einem Flugblatt des Internationalen Vereins zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Tierfolter in Dresden die Greuel der Vivisektion kennen lernte, fand ihre Liebe für die Tiere ihren Wirkungskreis: sie stellte sich nunmehr ganz in den Dienst der Tierschutzbestrebungen. Auch trat sie in dieser Zeit dem Vegetarismus näher, wurde selbst Vegetarierin und war für die vegetarische Bewegung thätig. 1888 gab sie eine kleine Jugendzeitschrift »Tier- und Kinderfreund« heraus, die 3 Jahrgänge erlebt hat. Seit 1890 verband sie eine auf tiefster Seelenharmonie beruhende Freundschaft mit Margarete Müller-Herrneck, die sie selbst »die Seele ihrer Thätigkeit« nennt. Mit dieser im Verein widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit dem deutschen Bund gegen den Vogelmassenmord, den sie 1890 gegründet hatte. Als 1895 die Freundin starb, gründete sie zu deren Andenken mit den Töchtern derselben den Margareten-Verein. Vieles Ungedruckte harrt noch der Herausgabe; an Broschuren ist erschienen z.B. »Der Vogelmassenmord«, »Über den Taubensport«, »Der Friedensengel« etc. Auch Operntexte hat sie geschrieben, die in Musik gesetzt und aufgeführt worden sind. Ausserdem giebt sie »Das Margaretenblatt« heraus, welches die Gemütsbildung durch Erweckung der Liebe zu Natur und Tierwelt anstrebt. Sie ist im Begriff eine Monatsschrift herauszugeben »Der Graalsbote«, die alle ethischen Bestrebungen unter einen Gesichtspunkt und zu gegenseitiger Klärung zusammenfassen soll: »Durch Mitleid wissend, der reine Tor.«

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="lexiconEntry">
        <p><pb facs="#f0209"/>
mit tiefem Verständnisse in die verschiedensten Wissenschaften einführte. Nach dem Tode des Vaters vermochte sie daher auch dessen Lieblingswunsch zu erfüllen, indem sie sich dem Schriftstellerberufe widmete und damit auf eigene Füsse stellte. 1887 vermählte sie sich mit dem Kaufmann Endler in Hannover.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Werke s. Antonie Haupt</hi>.</p><lb/>
      </div>
      <div type="lexiconEntry">
        <head>
          <supplied>
            <persName>Endor, Miss</persName>
          </supplied>
        </head><lb/>
        <p><hi rendition="#b">Endor,</hi> Miss. 36 lith. Wahrsagekarten. 32. (17) Berlin 1856, Agentur für Kunstsachen, n &#x2013;.50</p><lb/>
      </div>
      <div type="lexiconEntry">
        <head>
          <supplied>
            <persName>Engel, Frl. Agnes</persName>
          </supplied>
        </head><lb/>
        <p><hi rendition="#b">*Engel,</hi> Frl. Agnes, Wiesbaden, Tennelbach, ist am 21. Januar 1862 in Güstrow i. M. geboren. Durch Kränklichkeit am regelmässigen Lernen verhindert, hatte sie viel Gelegenheit zum Lesen, Denken und zum Leben in der freien Natur. Der einzige, ihr wert scheinende Umgang war der mit Tieren, welche sie auch als ihre ebenbürtige Lebensgefährten ansah. Menschen waren ihr mit wenigen Ausnahmen sehr unangenehm. Schon mit 15 Jahren flössen ihr die Verse reichlich und ein Volkskalender nahm eine kleine Erzählung von ihr auf. Bald darauf fing sie an Novellen zu schreiben, die im »Salon« und anderen Familienblättern Aufnahme fanden. Mit 20 Jahren erhielt sie in Schwerin einen Rezensentenplatz im Hoftheater und ihre Kunstberichte erhielten in einer auswärtigen Zeitung, an der sie ständige Mitarbeiterin wurde, eine stehende Rubrik. Sie hatte aber nicht allein ästhetische Studien gemacht, sondern mit einzelnen Künsten sich auch praktisch beschäftigt; sie spielte mehrere Instrumente, mit Vorliebe Geige, und hatte Deklamationsunterricht genommen. Als sie aus einem Flugblatt des Internationalen Vereins zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Tierfolter in Dresden die Greuel der Vivisektion kennen lernte, fand ihre Liebe für die Tiere ihren Wirkungskreis: sie stellte sich nunmehr ganz in den Dienst der Tierschutzbestrebungen. Auch trat sie in dieser Zeit dem Vegetarismus näher, wurde selbst Vegetarierin und war für die vegetarische Bewegung thätig. 1888 gab sie eine kleine Jugendzeitschrift »Tier- und Kinderfreund« heraus, die 3 Jahrgänge erlebt hat. Seit 1890 verband sie eine auf tiefster Seelenharmonie beruhende Freundschaft mit Margarete Müller-Herrneck, die sie selbst »die Seele ihrer Thätigkeit« nennt. Mit dieser im Verein widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit dem deutschen Bund gegen den Vogelmassenmord, den sie 1890 gegründet hatte. Als 1895 die Freundin starb, gründete sie zu deren Andenken mit den Töchtern derselben den Margareten-Verein. Vieles Ungedruckte harrt noch der Herausgabe; an Broschuren ist erschienen z.B. »Der Vogelmassenmord«, »Über den Taubensport«, »Der Friedensengel« etc. Auch Operntexte hat sie geschrieben, die in Musik gesetzt und aufgeführt worden sind. Ausserdem giebt sie »Das Margaretenblatt« heraus, welches die Gemütsbildung durch Erweckung der Liebe zu Natur und Tierwelt anstrebt. Sie ist im Begriff eine Monatsschrift herauszugeben »Der Graalsbote«, die alle ethischen Bestrebungen unter einen Gesichtspunkt und zu gegenseitiger Klärung zusammenfassen soll: »Durch Mitleid wissend, der reine Tor.«  </p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0209] mit tiefem Verständnisse in die verschiedensten Wissenschaften einführte. Nach dem Tode des Vaters vermochte sie daher auch dessen Lieblingswunsch zu erfüllen, indem sie sich dem Schriftstellerberufe widmete und damit auf eigene Füsse stellte. 1887 vermählte sie sich mit dem Kaufmann Endler in Hannover. Werke s. Antonie Haupt. Endor, Miss Endor, Miss. 36 lith. Wahrsagekarten. 32. (17) Berlin 1856, Agentur für Kunstsachen, n –.50 Engel, Frl. Agnes *Engel, Frl. Agnes, Wiesbaden, Tennelbach, ist am 21. Januar 1862 in Güstrow i. M. geboren. Durch Kränklichkeit am regelmässigen Lernen verhindert, hatte sie viel Gelegenheit zum Lesen, Denken und zum Leben in der freien Natur. Der einzige, ihr wert scheinende Umgang war der mit Tieren, welche sie auch als ihre ebenbürtige Lebensgefährten ansah. Menschen waren ihr mit wenigen Ausnahmen sehr unangenehm. Schon mit 15 Jahren flössen ihr die Verse reichlich und ein Volkskalender nahm eine kleine Erzählung von ihr auf. Bald darauf fing sie an Novellen zu schreiben, die im »Salon« und anderen Familienblättern Aufnahme fanden. Mit 20 Jahren erhielt sie in Schwerin einen Rezensentenplatz im Hoftheater und ihre Kunstberichte erhielten in einer auswärtigen Zeitung, an der sie ständige Mitarbeiterin wurde, eine stehende Rubrik. Sie hatte aber nicht allein ästhetische Studien gemacht, sondern mit einzelnen Künsten sich auch praktisch beschäftigt; sie spielte mehrere Instrumente, mit Vorliebe Geige, und hatte Deklamationsunterricht genommen. Als sie aus einem Flugblatt des Internationalen Vereins zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Tierfolter in Dresden die Greuel der Vivisektion kennen lernte, fand ihre Liebe für die Tiere ihren Wirkungskreis: sie stellte sich nunmehr ganz in den Dienst der Tierschutzbestrebungen. Auch trat sie in dieser Zeit dem Vegetarismus näher, wurde selbst Vegetarierin und war für die vegetarische Bewegung thätig. 1888 gab sie eine kleine Jugendzeitschrift »Tier- und Kinderfreund« heraus, die 3 Jahrgänge erlebt hat. Seit 1890 verband sie eine auf tiefster Seelenharmonie beruhende Freundschaft mit Margarete Müller-Herrneck, die sie selbst »die Seele ihrer Thätigkeit« nennt. Mit dieser im Verein widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit dem deutschen Bund gegen den Vogelmassenmord, den sie 1890 gegründet hatte. Als 1895 die Freundin starb, gründete sie zu deren Andenken mit den Töchtern derselben den Margareten-Verein. Vieles Ungedruckte harrt noch der Herausgabe; an Broschuren ist erschienen z.B. »Der Vogelmassenmord«, »Über den Taubensport«, »Der Friedensengel« etc. Auch Operntexte hat sie geschrieben, die in Musik gesetzt und aufgeführt worden sind. Ausserdem giebt sie »Das Margaretenblatt« heraus, welches die Gemütsbildung durch Erweckung der Liebe zu Natur und Tierwelt anstrebt. Sie ist im Begriff eine Monatsschrift herauszugeben »Der Graalsbote«, die alle ethischen Bestrebungen unter einen Gesichtspunkt und zu gegenseitiger Klärung zusammenfassen soll: »Durch Mitleid wissend, der reine Tor.«

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-05-29T09:41:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-05-29T09:41:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon01_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon01_1898/209
Zitationshilfe: Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 1. Band: A-L. Berlin, 1898, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon01_1898/209>, abgerufen am 09.11.2024.