Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 2. Band: M-Z. Berlin, 1898.gründlichen Unterricht durch Privatlehrer. Ihre Mutter, welche noch heute als 74 jährige Frau den Idealen ihrer Jugend treu, rastlos und unermüdlich für Frauenbildung und Frauenerwerb arbeitet, regte auch in der Tochter früh den Trieb, zur Selbständigkeit und die Begeisterung für die Befreiung und Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes an. Talent und Neigung zum Bühnenberuf führten sie 1874 nach Wien an das Konservatorium. Nach 2 jähriger Studienzeit erhielt sie ein Engagement an das Hoftheater in Karlsruhe. Hier, fand sie 5 Jahre lang einen schönen in jeder Weise befriedigenden künstlerischen Wirkungskreis. Im Sommer 1879 verheiratete sie sich mit ihrem Kollegen, dem Hofopernsänger Albert Stritt. Im Jahre 1881 verliess sie mit ihrem Gatten Karlsruhe und entsagte kurze Zeit darauf der Bühne für immer. Frau St. widmete sich zunächst ihren Hausfrauenpflichten und der Erziehung ihrer beiden Kinder, einem Sohne und einer Tochter. Obgleich sie allen wichtigen Zeitfragen, ganz besonders der sozialen, immer das lebhafteste Interesse entgegenbrachte, war bis 1890 noch wenig von einer deutschen Frauenbewegung an ihr Ohr gedrungen. Erst um diese Zeit war es wieder ihre Mutter, welche ihr Interesse dafür weckte. Diese war nach Erfurt zum Frauentag des Allgemeinen deutschen Frauenvereins gefahren, machte dort die Bekanntschaft von Luise Otto, Auguste Schmidt, Henriette Goldschmidt und anderen Frauen, und interessierte auch ihre Tochter für die Frauenfrage. Fr. St. trat nun in Verbindung mit einigen anderen Frauen in Dresden, die sich jeden Montag in kleinem Kreise versammelten, um sich über die modernen Frauenbestrebungen durch Vorlesung und Besprechung zu unterrichten. Hier empfing sie die Anregung zum eingehenden Studium über diese in das Frauenleben tief einschneidende Bewegung, der sie sich von da ab mit Eifer und Begeisterung widmete. Im Herbst 1891 konstituierte sich diese Vereinigung als "Ortsgruppe des Allgem. deutschen Frauenvereins", welche zunächst nur propagandistisch, durch regelmässige öffentliche Vorträge, Verbreitung von Flugschriften etc. für die Frauenemanzipation wirkte. Im Herbst 1893 ging aus dieser Ortsgruppe der erste Rechtsschutzverein für Frauen hervor, dessen Vorsitzende Fr. St. seit 3 Jahren ist. Auf dem 1891 stattgehabten Frauentage des Allg. d. Frauenvereins hatte Frau St. zum erstenmal, und zwar über "Häusliche Knabenerziehung" öffentlich gesprochen. Das nur auf Zureden ihrer Dresdener Gesinnungsgenossinnen unternommene Wagestück wurde für Frau St. und deren Zukunft entscheidend. Ausser einer ausgebreiteten Vereinsthätigkeit (seit der Generalversammlung in Kassel 1896 gehört sie auch dem Bunde deutscher Frauenvereine als Vorstandsmitglied an) begann sie von da ab als Wanderrednerin im Interesse der Frauenemanzipation ihre vorzügliche Rednergabe in deren Dienste zu stellen. In den letzten Jahren hat sie in vielen grösseren und kleineren Städten auf Einladung von Frauen- und Männervereinen aufklärende Vorträge über Bedeutung und Ziele der Frauenbewegung gehalten und auf allen seither stattgefundenen Frauentagen und Frauenkongressen meist über die Rechtsstellung der Frau und über Rechtsschutz gründlichen Unterricht durch Privatlehrer. Ihre Mutter, welche noch heute als 74 jährige Frau den Idealen ihrer Jugend treu, rastlos und unermüdlich für Frauenbildung und Frauenerwerb arbeitet, regte auch in der Tochter früh den Trieb, zur Selbständigkeit und die Begeisterung für die Befreiung und Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes an. Talent und Neigung zum Bühnenberuf führten sie 1874 nach Wien an das Konservatorium. Nach 2 jähriger Studienzeit erhielt sie ein Engagement an das Hoftheater in Karlsruhe. Hier, fand sie 5 Jahre lang einen schönen in jeder Weise befriedigenden künstlerischen Wirkungskreis. Im Sommer 1879 verheiratete sie sich mit ihrem Kollegen, dem Hofopernsänger Albert Stritt. Im Jahre 1881 verliess sie mit ihrem Gatten Karlsruhe und entsagte kurze Zeit darauf der Bühne für immer. Frau St. widmete sich zunächst ihren Hausfrauenpflichten und der Erziehung ihrer beiden Kinder, einem Sohne und einer Tochter. Obgleich sie allen wichtigen Zeitfragen, ganz besonders der sozialen, immer das lebhafteste Interesse entgegenbrachte, war bis 1890 noch wenig von einer deutschen Frauenbewegung an ihr Ohr gedrungen. Erst um diese Zeit war es wieder ihre Mutter, welche ihr Interesse dafür weckte. Diese war nach Erfurt zum Frauentag des Allgemeinen deutschen Frauenvereins gefahren, machte dort die Bekanntschaft von Luise Otto, Auguste Schmidt, Henriette Goldschmidt und anderen Frauen, und interessierte auch ihre Tochter für die Frauenfrage. Fr. St. trat nun in Verbindung mit einigen anderen Frauen in Dresden, die sich jeden Montag in kleinem Kreise versammelten, um sich über die modernen Frauenbestrebungen durch Vorlesung und Besprechung zu unterrichten. Hier empfing sie die Anregung zum eingehenden Studium über diese in das Frauenleben tief einschneidende Bewegung, der sie sich von da ab mit Eifer und Begeisterung widmete. Im Herbst 1891 konstituierte sich diese Vereinigung als »Ortsgruppe des Allgem. deutschen Frauenvereins«, welche zunächst nur propagandistisch, durch regelmässige öffentliche Vorträge, Verbreitung von Flugschriften etc. für die Frauenemanzipation wirkte. Im Herbst 1893 ging aus dieser Ortsgruppe der erste Rechtsschutzverein für Frauen hervor, dessen Vorsitzende Fr. St. seit 3 Jahren ist. Auf dem 1891 stattgehabten Frauentage des Allg. d. Frauenvereins hatte Frau St. zum erstenmal, und zwar über »Häusliche Knabenerziehung« öffentlich gesprochen. Das nur auf Zureden ihrer Dresdener Gesinnungsgenossinnen unternommene Wagestück wurde für Frau St. und deren Zukunft entscheidend. Ausser einer ausgebreiteten Vereinsthätigkeit (seit der Generalversammlung in Kassel 1896 gehört sie auch dem Bunde deutscher Frauenvereine als Vorstandsmitglied an) begann sie von da ab als Wanderrednerin im Interesse der Frauenemanzipation ihre vorzügliche Rednergabe in deren Dienste zu stellen. In den letzten Jahren hat sie in vielen grösseren und kleineren Städten auf Einladung von Frauen- und Männervereinen aufklärende Vorträge über Bedeutung und Ziele der Frauenbewegung gehalten und auf allen seither stattgefundenen Frauentagen und Frauenkongressen meist über die Rechtsstellung der Frau und über Rechtsschutz <TEI> <text> <body> <div type="lexiconEntry"> <p><pb facs="#f0348"/> gründlichen Unterricht durch Privatlehrer. Ihre Mutter, welche noch heute als 74 jährige Frau den Idealen ihrer Jugend treu, rastlos und unermüdlich für Frauenbildung und Frauenerwerb arbeitet, regte auch in der Tochter früh den Trieb, zur Selbständigkeit und die Begeisterung für die Befreiung und Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes an. Talent und Neigung zum Bühnenberuf führten sie 1874 nach Wien an das Konservatorium. Nach 2 jähriger Studienzeit erhielt sie ein Engagement an das Hoftheater in Karlsruhe. Hier, fand sie 5 Jahre lang einen schönen in jeder Weise befriedigenden künstlerischen Wirkungskreis. Im Sommer 1879 verheiratete sie sich mit ihrem Kollegen, dem Hofopernsänger Albert Stritt. Im Jahre 1881 verliess sie mit ihrem Gatten Karlsruhe und entsagte kurze Zeit darauf der Bühne für immer. Frau St. widmete sich zunächst ihren Hausfrauenpflichten und der Erziehung ihrer beiden Kinder, einem Sohne und einer Tochter. Obgleich sie allen wichtigen Zeitfragen, ganz besonders der sozialen, immer das lebhafteste Interesse entgegenbrachte, war bis 1890 noch wenig von einer deutschen Frauenbewegung an ihr Ohr gedrungen. Erst um diese Zeit war es wieder ihre Mutter, welche ihr Interesse dafür weckte. Diese war nach Erfurt zum Frauentag des Allgemeinen deutschen Frauenvereins gefahren, machte dort die Bekanntschaft von Luise Otto, Auguste Schmidt, Henriette Goldschmidt und anderen Frauen, und interessierte auch ihre Tochter für die Frauenfrage. Fr. St. trat nun in Verbindung mit einigen anderen Frauen in Dresden, die sich jeden Montag in kleinem Kreise versammelten, um sich über die modernen Frauenbestrebungen durch Vorlesung und Besprechung zu unterrichten. Hier empfing sie die Anregung zum eingehenden Studium über diese in das Frauenleben tief einschneidende Bewegung, der sie sich von da ab mit Eifer und Begeisterung widmete. Im Herbst 1891 konstituierte sich diese Vereinigung als »Ortsgruppe des Allgem. deutschen Frauenvereins«, welche zunächst nur propagandistisch, durch regelmässige öffentliche Vorträge, Verbreitung von Flugschriften etc. für die Frauenemanzipation wirkte. Im Herbst 1893 ging aus dieser Ortsgruppe der erste Rechtsschutzverein für Frauen hervor, dessen Vorsitzende Fr. St. seit 3 Jahren ist. Auf dem 1891 stattgehabten Frauentage des Allg. d. Frauenvereins hatte Frau St. zum erstenmal, und zwar über »Häusliche Knabenerziehung« öffentlich gesprochen. Das nur auf Zureden ihrer Dresdener Gesinnungsgenossinnen unternommene Wagestück wurde für Frau St. und deren Zukunft entscheidend. Ausser einer ausgebreiteten Vereinsthätigkeit (seit der Generalversammlung in Kassel 1896 gehört sie auch dem Bunde deutscher Frauenvereine als Vorstandsmitglied an) begann sie von da ab als Wanderrednerin im Interesse der Frauenemanzipation ihre vorzügliche Rednergabe in deren Dienste zu stellen. In den letzten Jahren hat sie in vielen grösseren und kleineren Städten auf Einladung von Frauen- und Männervereinen aufklärende Vorträge über Bedeutung und Ziele der Frauenbewegung gehalten und auf allen seither stattgefundenen Frauentagen und Frauenkongressen meist über die Rechtsstellung der Frau und über Rechtsschutz </p> </div> </body> </text> </TEI> [0348]
gründlichen Unterricht durch Privatlehrer. Ihre Mutter, welche noch heute als 74 jährige Frau den Idealen ihrer Jugend treu, rastlos und unermüdlich für Frauenbildung und Frauenerwerb arbeitet, regte auch in der Tochter früh den Trieb, zur Selbständigkeit und die Begeisterung für die Befreiung und Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes an. Talent und Neigung zum Bühnenberuf führten sie 1874 nach Wien an das Konservatorium. Nach 2 jähriger Studienzeit erhielt sie ein Engagement an das Hoftheater in Karlsruhe. Hier, fand sie 5 Jahre lang einen schönen in jeder Weise befriedigenden künstlerischen Wirkungskreis. Im Sommer 1879 verheiratete sie sich mit ihrem Kollegen, dem Hofopernsänger Albert Stritt. Im Jahre 1881 verliess sie mit ihrem Gatten Karlsruhe und entsagte kurze Zeit darauf der Bühne für immer. Frau St. widmete sich zunächst ihren Hausfrauenpflichten und der Erziehung ihrer beiden Kinder, einem Sohne und einer Tochter. Obgleich sie allen wichtigen Zeitfragen, ganz besonders der sozialen, immer das lebhafteste Interesse entgegenbrachte, war bis 1890 noch wenig von einer deutschen Frauenbewegung an ihr Ohr gedrungen. Erst um diese Zeit war es wieder ihre Mutter, welche ihr Interesse dafür weckte. Diese war nach Erfurt zum Frauentag des Allgemeinen deutschen Frauenvereins gefahren, machte dort die Bekanntschaft von Luise Otto, Auguste Schmidt, Henriette Goldschmidt und anderen Frauen, und interessierte auch ihre Tochter für die Frauenfrage. Fr. St. trat nun in Verbindung mit einigen anderen Frauen in Dresden, die sich jeden Montag in kleinem Kreise versammelten, um sich über die modernen Frauenbestrebungen durch Vorlesung und Besprechung zu unterrichten. Hier empfing sie die Anregung zum eingehenden Studium über diese in das Frauenleben tief einschneidende Bewegung, der sie sich von da ab mit Eifer und Begeisterung widmete. Im Herbst 1891 konstituierte sich diese Vereinigung als »Ortsgruppe des Allgem. deutschen Frauenvereins«, welche zunächst nur propagandistisch, durch regelmässige öffentliche Vorträge, Verbreitung von Flugschriften etc. für die Frauenemanzipation wirkte. Im Herbst 1893 ging aus dieser Ortsgruppe der erste Rechtsschutzverein für Frauen hervor, dessen Vorsitzende Fr. St. seit 3 Jahren ist. Auf dem 1891 stattgehabten Frauentage des Allg. d. Frauenvereins hatte Frau St. zum erstenmal, und zwar über »Häusliche Knabenerziehung« öffentlich gesprochen. Das nur auf Zureden ihrer Dresdener Gesinnungsgenossinnen unternommene Wagestück wurde für Frau St. und deren Zukunft entscheidend. Ausser einer ausgebreiteten Vereinsthätigkeit (seit der Generalversammlung in Kassel 1896 gehört sie auch dem Bunde deutscher Frauenvereine als Vorstandsmitglied an) begann sie von da ab als Wanderrednerin im Interesse der Frauenemanzipation ihre vorzügliche Rednergabe in deren Dienste zu stellen. In den letzten Jahren hat sie in vielen grösseren und kleineren Städten auf Einladung von Frauen- und Männervereinen aufklärende Vorträge über Bedeutung und Ziele der Frauenbewegung gehalten und auf allen seither stattgefundenen Frauentagen und Frauenkongressen meist über die Rechtsstellung der Frau und über Rechtsschutz
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