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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Krater gebildet, sondern dieser besteht aus
einem bloßen Ringe. Auf der Jnsel Santorini
wurde eine große Masse Thonschiefer heraus-
gebracht u. hier kann man die Natur be-
lauschen, was sie noch jetzt thut. Ein Trachit-
kegel konnte aber noch nicht entstehen. Bei
dem Ausbruch von 1709 sahe man daselbst
ganz deutlich keinen Schlacken auswurf, son-
dern einen Felsen sich hervorschieben, aus des-
sen Spalten Feuer strömte. Bei den Azori-
schen Jnseln glaubte man bei der Entstehung
der Vulkane ein Gesetz zu entdecken. Es
entstand 1638 daselbst eine JnselxSabrina
, die 1719
wieder verschwand. 1811 kam dieselbe
wieder. Hienach wurde die Dauer dieser
Erscheinung 81-92 J. Zeit betragen. Die
Tiefe aus den sich die Jnsel erhebt, ist
2-300 Fuß u. da die Erhebung über
das Wasser eben so viel beträgt, so ist
das ganze Reizen u. Sinken 600'. Es
ist möglich daß die Dünste eine gewiße Zeit
erlangen müßen um so kräftig zu wer-
den, einen solchen Dom hervorzuheben.
Erhebung
des Meeresboden

Aehnliche Phänomene zeigen sich häufig im
Meere ohne das Jnseln grade entstehen
. Bei
dem heitersten Wetter erhebt sich zuweilen
ein gewaltiges Tosen u. Brausen im
Meere, daß ich selbst in Lima aufgeschreckt
wurde durch das Getobe des Meeres bei
ganz heiterm Himmel. 1731 kamen eine Menge
todter Fische auf die Oberfläche. An an-
dern Orten war das Meer 3/4 # Ml.
weit im Golf von Mexico erwärmt u.
man kann sich einen Begriff von der untern
Hitze machen, wenn aus so großer Tiefe die

Wärme

Krater gebildet, ſondern dieſer beſteht aus
einem bloßen Ringe. Auf der Jnſel Santorini
wurde eine große Maſſe Thonſchiefer heraus-
gebracht u. hier kañ man die Natur be-
lauſchen, was ſie noch jetzt thut. Ein Trachit-
kegel koñte aber noch nicht entſtehen. Bei
dem Ausbruch von 1709 ſahe man daselbſt
ganz deutlich keinen Schlacken auswurf, ſon-
dern einen Felsen ſich hervorſchieben, aus des-
ſen Spalten Feuer ſtrömte. Bei den Azori-
ſchen Jnſeln glaubte man bei der Entſtehung
der Vulkane ein Geſetz zu entdecken. Es
entſtand 1638 daselbſt eine JnſelxSabrina
, die 1719
wieder verſchwand. 1811 kam dieſelbe
wieder. Hienach wurde die Dauer dieſer
Erſcheinung 81–92 J. Zeit betragen. Die
Tiefe aus den ſich die Jnſel erhebt, iſt
2–300 Fuß u. da die Erhebung über
das Waſſer eben ſo viel beträgt, ſo iſt
das ganze Reizen u. Sinken 600′. Es
iſt möglich daß die Dünſte eine gewiße Zeit
erlangen müßen um ſo kräftig zu wer-
den, einen ſolchen Dom hervorzuheben.
Erhebung
des Meeresboden

Aehnliche Phänomene zeigen ſich häufig im
Meere ohne das Jnſeln grade entſtehen
. Bei
dem heiterſten Wetter erhebt ſich zuweilen
ein gewaltiges Tosen u. Brausen im
Meere, daß ich ſelbſt in Lima aufgeſchreckt
wurde durch das Getobe des Meeres bei
ganz heiterm Him̃el. 1731 kamen eine Menge
todter Fiſche auf die Oberfläche. An an-
dern Orten war das Meer ¾ □ Ml.
weit im Golf von Mexico erwärmt u.
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[207./0211] Krater gebildet, ſondern dieſer beſteht aus einem bloßen Ringe. Auf der Jnſel Santorini wurde eine große Maſſe Thonſchiefer heraus- gebracht u. hier kañ man die Natur be- lauſchen, was ſie noch jetzt thut. Ein Trachit- kegel koñte aber noch nicht entſtehen. Bei dem Ausbruch von 1709 ſahe man daselbſt ganz deutlich keinen Schlacken auswurf, ſon- dern einen Felsen ſich hervorſchieben, aus des- ſen Spalten Feuer ſtrömte. Bei den Azori- ſchen Jnſeln glaubte man bei der Entſtehung der Vulkane ein Geſetz zu entdecken. Es entſtand 1638 daselbſt eine Jnſel, die 1719 wieder verſchwand. 1811 kam dieſelbe wieder. Hienach wurde die Dauer dieſer Erſcheinung 81–92 J. Zeit betragen. Die Tiefe aus den ſich die Jnſel erhebt, iſt 2–300 Fuß u. da die Erhebung über das Waſſer eben ſo viel beträgt, ſo iſt das ganze Reizen u. Sinken 600′. Es iſt möglich daß die Dünſte eine gewiße Zeit erlangen müßen um ſo kräftig zu wer- den, einen ſolchen Dom hervorzuheben. Aehnliche Phänomene zeigen ſich häufig im Meere ohne ds Jnſeln grade entſtehen. Bei dem heiterſten Wetter erhebt ſich zuweilen ein gewaltiges Tosen u. Brausen im Meere, daß ich ſelbſt in Lima aufgeſchreckt wurde durch das Getobe des Meeres bei ganz heiterm Him̃el. 1731 kam eine Menge todter Fiſche auf die Oberfläche. An an- dern Orten war das Meer ¾ □ Ml. weit im Golf von Mexico erwärmt u. man kañ ſich einen Begriff von der untern Hitze machen, weñ aus ſo großer Tiefe die Wärme Sabrina Erhebung des Meeresboden

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 207.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/211>, abgerufen am 27.11.2024.