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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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37. Vorlesung, 12. März 1828

Jn der letzten Vorlesung habe ich mich beschäf-
tigt, die untergegangenen Thier-Arten u. Pflanzen
aufzuzählen die versteinert in ihren Gräbern
ruhen, vom Steinkohlengebirge bis über die
Kreide hinaus. Jm Tertiärgebirge findet man,
wie wir gesehen Pflanzen, unsern Waldbäumen
ähnlich. Jn den frühern Gebirgsarten hingegen
Thiergattungen die von den jetzt lebenden ver-
schieden sind von den Landthiere, besonders den
versteinerte
Landthiere

Pachidermen, hat Cuvier 130 Scelette bereits
aufgezählt, nämlich 60 Arten von Rhinoceros u.
Elephanten, 20 wiederkäuende Thierarten,
32 Arten der reißenden Thiere, Hiänen etc.
die Uebrigen Gattungen sind Vögel, von denen
man wenige versteinert findet, weil sie sich
bei den großen Revolutionen am leichtesten
retten konnten. Je tiefer man eindringt in die
Steinschichten, je unähnl. sind die versteinten
Thierformen denen, die jetzt wir sehen. Die
letzte u. oberste Schicht ist die der Süßwasser-
formationen, die noch in der Bildung begrif-
fen sind u. in welcher sich viele Jnsekten,
namentlich Libellen u. zu weilen 100 Fuß
hohe Schichten von den Früchten der Chara
finden. Es giebt ganze Theile den Erde
wo keine untergegangene Thier u. Pflanzen-
welt zu finden. Dies ist Zb. die scandinavi-
sche Halbinsel, das Westliche Nord-Amerika,
ferner vom Ausfluß des Orinoko bis zum Amazonen-
strom, wo Conglomerate u. alle Kalk-
gebilde mit eng. Spuren fehlen. Vielleicht
daß hier in diesen Gegenden eine spätere
Erkältung eintrat. Es ist viel gestritten
worden, ob es auch versteinerte Menschen Sce-
lette gäbe. Bis jetzt ist von diesen nichts

gefunden
37. Vorlesung, 12. März 1828

Jn der letzten Vorleſung habe ich mich beſchäf-
tigt, die untergegangenen Thier-Arten u. Pflanzen
aufzuzählen die verſteinert in ihren Gräbern
ruhen, vom Steinkohlengebirge bis über die
Kreide hinaus. Jm Tertiärgebirge findet man,
wie wir geſehen Pflanzen, unſern Waldbäumen
ähnlich. Jn den frühern Gebirgsarten hingegen
Thiergattungen die von den jetzt lebenden ver-
ſchieden ſind von den Landthiere, beſonders den
verſteinerte
Landthiere

Pachidermen, hat Cuvier 130 Scelette bereits
aufgezählt, nämlich 60 Arten von Rhinoceros u.
Elephanten, 20 wiederkäuende Thierarten,
32 Arten der reißenden Thiere, Hiänen etc.
die Uebrigen Gattungen ſind Vögel, von denen
man wenige verſteinert findet, weil ſie ſich
bei den großen Revolutionen am leichteſten
retten koñten. Je tiefer man eindringt in die
Steinſchichten, je unähnl. ſind die verſteinten
Thierformen denen, die jetzt wir ſehen. Die
letzte u. oberſte Schicht iſt die der Süßwaſſer-
formationen, die noch in der Bildung begrif-
fen ſind u. in welcher ſich viele Jnſekten,
namentlich Libellen u. zu weilen 100 Fuß
hohe Schichten von den Früchten der Chara
finden. Es giebt ganze Theile den Erde
wo keine untergegangene Thier u. Pflanzen-
welt zu finden. Dies iſt Zb. die ſcandinavi-
ſche Halbinſel, das Weſtliche Nord-Amerika,
ferner vom Ausfluß des Orinoko bis zum Amazonen-
ſtrom, wo Conglomerate u. alle Kalk-
gebilde mit eng. Spuren fehlen. Vielleicht
daß hier in dieſen Gegenden eine ſpätere
Erkältung eintrat. Es iſt viel geſtritten
worden, ob es auch verſteinerte Menſchen Sce-
lette gäbe. Bis jetzt iſt von dieſen nichts

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[221./0238] D. 12 Maerz. Jn der letzten Vorleſung habe ich mich beſchäf- tigt, die untergegangenen Thier-Arten u. Pflanzen aufzuzählen die verſteinert in ihren Gräbern ruhen, vom Steinkohlengebirge bis über die Kreide hinaus. Jm Tertiärgebirge findet man, wie wir geſehen Pflanzen, unſern Waldbäumen ähnlich. Jn den frühern Gebirgsarten hingegen Thiergattung die von den jetzt lebenden ver- ſchieden ſind von den Landthiere, beſonders den Pachidermen, hat Cuvier 130 Scelette bereits aufgezählt, nämlich 60 Arten von Rhinoceros u. Elephanten, 20 wiederkäuende Thierarten, 32 Arten der reißenden Thiere, Hiänen p die Uebrig Gattung ſind Vögel, von denen man wenige verſteinert findet, weil ſie ſich bei den großen Revolutionen am leichteſten retten koñten. Je tiefer man eindringt in die Steinſchichten, je unähnl. ſind die verſteinten Thierformen denen, die jetzt wir ſehen. Die letzte u. oberſte Schicht iſt die der Süßwaſſer- formationen, die noch in der Bildung begrif- fen ſind u. in welcher ſich viele Jnſekten, namentlich Libellen u. zu weilen 100 Fuß hohe Schichten von den Früchten der Chara finden. Es giebt ganze Theile den Erde wo keine untergegangene Thier u. Pflanzen- welt zu finden. Dies iſt Zb. die ſcandinavi- ſche Halbinſel, das Weſtliche Nord-Amerika, ferner vom Ausfluß des Orinoko bis zum Amazonen- ſtrom, wo Conglomerate u. alle Kalk- gebilde mit eng. Spuren fehlen. Vielleicht daß hier in dieſen Gegenden eine ſpätere Erkältung eintrat. Es iſt viel geſtritten worden, ob es auch verſteinerte Menſchen Sce- lette gäbe. Bis jetzt iſt von dieſen nichts gefunden verſteinerte Landthiere

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 221.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/238>, abgerufen am 23.11.2024.