Luftperspective gegeben. - Die Luftperspective wird sehr durch die Beschaffenheit der Luft modificirt. Jn südlichern Ländern haben alle Umrisse einen viel mildern Duft, wie man dies in Sorento schon erblickt. Dieser milde Duft der alle Gegenstände veranlassenumgiebt wird nach Süden hin immer 2. chemische Bestandtheile der Luft. schöner u. schöner. Die chemische Beschaf- fenheit u. Bestandtheile der Luft sind erst in diesem Jahrhundert bekannt ge- worden. Bis zum Jahr 1804 war selbst Lavoisier in dem Jrthum befangen, daß Sauerstoff der Luft = 0,27 betrage. Einem Chemiker aus Spanien Demortie verdanken wir die Entdeckung, daß der Sauerstoff der Atmosphäre nur = 0,21 ist. Es fragt sich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten verschieden ist. So weit unsere Jnstru- mente es anzuzeigen im Stande sind, ist die Quantität des Sauerstoffes bei allen Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die Jnsaluität der Luft wird durch die entzo- gene Quantität des Sauerstoffes nicht ver- anlaßt, so weit wir dies bestimmen können. Jn Opernhäusern u. Hospitälern etc. habe ich Luft genommen, u. sie der chemische Zer- setzung unterworfen, aber stets gefun- den, daß zwar die Quantität der Kohlen- säure verschieden ist, jedoch dieselbe Quantität Sauerstoff stets vorhanden ist. Jn Hospitälern, in denen ein anstecken- der Typhus herrschte, wurden Schwämme mit distillirtem Wasser aufgehängt u. dergl. auch in reiner Luft. Man untersuchte beide nach einigen Stunden u. man sahe auf dem ausfgepreßten Wasser der erstern
sich
Luftperſpective gegeben. – Die Luftperſpective wird ſehr durch die Beſchaffenheit der Luft modificirt. Jn ſüdlichern Ländern haben alle Umriſſe einen viel mildern Duft, wie man dies in Sorento ſchon erblickt. Dieſer milde Duft der alle Gegenſtände veranlaſſenumgiebt wird nach Süden hin im̃er 2. chemiſche Beſtandtheile der Luft. ſchöner u. ſchöner. Die chemiſche Beſchaf- fenheit u. Beſtandtheile der Luft ſind erſt in dieſem Jahrhundert bekañt ge- worden. Bis zum Jahr 1804 war ſelbſt Lavoiſier in dem Jrthum befangen, daß Sauerſtoff der Luft = 0,27 betrage. Einem Chemiker aus Spanien Demortie verdanken wir die Entdeckung, daß der Sauerſtoff der Atmoſphäre nur = 0,21 iſt. Es fragt ſich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten verſchieden iſt. So weit unſere Jnſtru- mente es anzuzeigen im Stande ſind, iſt die Quantität des Sauerſtoffes bei allen Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die Jnſaluität der Luft wird durch die entzo- gene Quantität des Sauerſtoffes nicht ver- anlaßt, ſo weit wir dies beſtim̃en köñen. Jn Opernhäuſern u. Hoſpitälern etc. habe ich Luft genom̃en, u. ſie der chemiſche Zer- ſetzung unterworfen, aber ſtets gefun- den, daß zwar die Quantität der Kohlen- ſäure verſchieden iſt, jedoch dieſelbe Quantität Sauerſtoff ſtets vorhanden iſt. Jn Hoſpitälern, in denen ein anſtecken- der Typhus herrſchte, wurden Schwäm̃e mit diſtillirtem Waſſer aufgehängt u. dergl. auch in reiner Luft. Man unterſuchte beide nach einigen Stunden u. man ſahe auf dem ausfgepreßten Waſſer der erſtern
ſich
<TEI><text><body><divxml:id="Ms_germ_fol_842"prev="#Ms_germ_fol_841"><divtype="session"n="43"><p><pbfacs="#f0288"n="271."/><noteplace="left"><hirendition="#b">Luftperſpective</hi><lb/></note>gegeben. – Die Luftperſpective wird<lb/>ſehr durch die Beſchaffenheit der Luft<lb/>
modificirt. Jn ſüdlichern Ländern haben<lb/>
alle Umriſſe einen viel mildern Duft,<lb/>
wie man dies in <hirendition="#aq">Sorento</hi>ſchon erblickt.<lb/>
Dieſer milde Duft der alle Gegenſtände<lb/><subst><delrendition="#s">veranlaſſen</del><addplace="superlinear">umgiebt</add></subst> wird nach Süden hin im̃er<lb/><noteplace="left"><hirendition="#b">2. chemiſche Beſtandtheile<lb/>
der Luft.</hi><lb/></note>ſchöner u. ſchöner. Die chemiſche Beſchaf-<lb/>
fenheit u. Beſtandtheile der Luft ſind<lb/>
erſt in dieſem Jahrhundert bekañt ge-<lb/>
worden. Bis zum Jahr 1804 war ſelbſt<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11857034X http://d-nb.info/gnd/11857034X">Lavoiſier</persName></hi> in dem Jrthum befangen, daß<lb/>
Sauerſtoff der Luft = 0,27 betrage. Einem<lb/>
Chemiker aus Spanien <hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118930443 http://d-nb.info/gnd/118930443">Demortie</persName></hi> verdanken<lb/>
wir die Entdeckung, daß der Sauerſtoff<lb/>
der Atmoſphäre nur = 0,21 iſt. Es fragt<lb/>ſich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten<lb/>
verſchieden iſt. So weit unſere Jnſtru-<lb/>
mente es anzuzeigen im Stande ſind, iſt<lb/>
die Quantität des Sauerſtoffes bei allen<lb/>
Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die<lb/>
Jnſaluität der Luft wird durch die entzo-<lb/>
gene Quantität des Sauerſtoffes nicht ver-<lb/>
anlaßt, ſo weit wir dies beſtim̃en köñen.<lb/>
Jn Opernhäuſern u. Hoſpitälern <choice><orig><hirendition="#aq">p</hi></orig><regresp="#BF"><hirendition="#aq">etc</hi>.</reg></choice> habe<lb/>
ich Luft genom̃en, u. ſie der chemiſche Zer-<lb/>ſetzung unterworfen, aber ſtets gefun-<lb/>
den, daß zwar die Quantität der Kohlen-<lb/>ſäure verſchieden iſt, jedoch dieſelbe<lb/>
Quantität Sauerſtoff ſtets vorhanden<lb/>
iſt. Jn Hoſpitälern, in denen ein anſtecken-<lb/>
der Typhus herrſchte, wurden Schwäm̃e<lb/>
mit diſtillirtem Waſſer aufgehängt u.<lb/>
dergl. auch in reiner Luft. Man unterſuchte<lb/>
beide nach einigen Stunden u. man ſahe<lb/>
auf dem au<unclearreason="illegible"cert="low"resp="#BF"><subst><delrendition="#ow">s</del><addplace="across">f</add></subst></unclear>gepreßten Waſſer der erſtern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[271./0288]
gegeben. – Die Luftperſpective wird
ſehr durch die Beſchaffenheit der Luft
modificirt. Jn ſüdlichern Ländern haben
alle Umriſſe einen viel mildern Duft,
wie man dies in Sorento ſchon erblickt.
Dieſer milde Duft der alle Gegenſtände
umgiebt wird nach Süden hin im̃er
ſchöner u. ſchöner. Die chemiſche Beſchaf-
fenheit u. Beſtandtheile der Luft ſind
erſt in dieſem Jahrhundert bekañt ge-
worden. Bis zum Jahr 1804 war ſelbſt
Lavoiſier in dem Jrthum befangen, daß
Sauerſtoff der Luft = 0,27 betrage. Einem
Chemiker aus Spanien Demortie verdanken
wir die Entdeckung, daß der Sauerſtoff
der Atmoſphäre nur = 0,21 iſt. Es fragt
ſich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten
verſchieden iſt. So weit unſere Jnſtru-
mente es anzuzeigen im Stande ſind, iſt
die Quantität des Sauerſtoffes bei allen
Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die
Jnſaluität der Luft wird durch die entzo-
gene Quantität des Sauerſtoffes nicht ver-
anlaßt, ſo weit wir dies beſtim̃en köñen.
Jn Opernhäuſern u. Hoſpitälern p habe
ich Luft genom̃en, u. ſie der chemiſche Zer-
ſetzung unterworfen, aber ſtets gefun-
den, daß zwar die Quantität der Kohlen-
ſäure verſchieden iſt, jedoch dieſelbe
Quantität Sauerſtoff ſtets vorhanden
iſt. Jn Hoſpitälern, in denen ein anſtecken-
der Typhus herrſchte, wurden Schwäm̃e
mit diſtillirtem Waſſer aufgehängt u.
dergl. auch in reiner Luft. Man unterſuchte
beide nach einigen Stunden u. man ſahe
auf dem aufgepreßten Waſſer der erſtern
ſich
Luftperſpective
2. chemiſche Beſtandtheile
der Luft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 271.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/288>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.