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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Luftperspective
gegeben. - Die Luftperspective wird
sehr durch die Beschaffenheit der Luft
modificirt. Jn südlichern Ländern haben
alle Umrisse einen viel mildern Duft,
wie man dies in Sorento schon erblickt.
Dieser milde Duft der alle Gegenstände
veranlassenumgiebt wird nach Süden hin immer
2. chemische Bestandtheile
der Luft.

schöner u. schöner. Die chemische Beschaf-
fenheit u. Bestandtheile der Luft sind
erst in diesem Jahrhundert bekannt ge-
worden. Bis zum Jahr 1804 war selbst
Lavoisier in dem Jrthum befangen, daß
Sauerstoff der Luft = 0,27 betrage. Einem
Chemiker aus Spanien Demortie verdanken
wir die Entdeckung, daß der Sauerstoff
der Atmosphäre nur = 0,21 ist. Es fragt
sich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten
verschieden ist. So weit unsere Jnstru-
mente es anzuzeigen im Stande sind, ist
die Quantität des Sauerstoffes bei allen
Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die
Jnsaluität der Luft wird durch die entzo-
gene Quantität des Sauerstoffes nicht ver-
anlaßt, so weit wir dies bestimmen können.
Jn Opernhäusern u. Hospitälern etc. habe
ich Luft genommen, u. sie der chemische Zer-
setzung unterworfen, aber stets gefun-
den, daß zwar die Quantität der Kohlen-
säure verschieden ist, jedoch dieselbe
Quantität Sauerstoff stets vorhanden
ist. Jn Hospitälern, in denen ein anstecken-
der Typhus herrschte, wurden Schwämme
mit distillirtem Wasser aufgehängt u.
dergl. auch in reiner Luft. Man untersuchte
beide nach einigen Stunden u. man sahe
auf dem ausfgepreßten Wasser der erstern

sich

Luftperſpective
gegeben. – Die Luftperſpective wird
ſehr durch die Beſchaffenheit der Luft
modificirt. Jn ſüdlichern Ländern haben
alle Umriſſe einen viel mildern Duft,
wie man dies in Sorento ſchon erblickt.
Dieſer milde Duft der alle Gegenſtände
veranlaſſenumgiebt wird nach Süden hin im̃er
2. chemiſche Beſtandtheile
der Luft.

ſchöner u. ſchöner. Die chemiſche Beſchaf-
fenheit u. Beſtandtheile der Luft ſind
erſt in dieſem Jahrhundert bekañt ge-
worden. Bis zum Jahr 1804 war ſelbſt
Lavoiſier in dem Jrthum befangen, daß
Sauerſtoff der Luft = 0,27 betrage. Einem
Chemiker aus Spanien Demortie verdanken
wir die Entdeckung, daß der Sauerſtoff
der Atmoſphäre nur = 0,21 iſt. Es fragt
ſich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten
verſchieden iſt. So weit unſere Jnſtru-
mente es anzuzeigen im Stande ſind, iſt
die Quantität des Sauerſtoffes bei allen
Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die
Jnſaluität der Luft wird durch die entzo-
gene Quantität des Sauerſtoffes nicht ver-
anlaßt, ſo weit wir dies beſtim̃en köñen.
Jn Opernhäuſern u. Hoſpitälern etc. habe
ich Luft genom̃en, u. ſie der chemiſche Zer-
ſetzung unterworfen, aber ſtets gefun-
den, daß zwar die Quantität der Kohlen-
ſäure verſchieden iſt, jedoch dieſelbe
Quantität Sauerſtoff ſtets vorhanden
iſt. Jn Hoſpitälern, in denen ein anſtecken-
der Typhus herrſchte, wurden Schwäm̃e
mit diſtillirtem Waſſer aufgehängt u.
dergl. auch in reiner Luft. Man unterſuchte
beide nach einigen Stunden u. man ſahe
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[271./0288] gegeben. – Die Luftperſpective wird ſehr durch die Beſchaffenheit der Luft modificirt. Jn ſüdlichern Ländern haben alle Umriſſe einen viel mildern Duft, wie man dies in Sorento ſchon erblickt. Dieſer milde Duft der alle Gegenſtände umgiebt wird nach Süden hin im̃er ſchöner u. ſchöner. Die chemiſche Beſchaf- fenheit u. Beſtandtheile der Luft ſind erſt in dieſem Jahrhundert bekañt ge- worden. Bis zum Jahr 1804 war ſelbſt Lavoiſier in dem Jrthum befangen, daß Sauerſtoff der Luft = 0,27 betrage. Einem Chemiker aus Spanien Demortie verdanken wir die Entdeckung, daß der Sauerſtoff der Atmoſphäre nur = 0,21 iſt. Es fragt ſich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten verſchieden iſt. So weit unſere Jnſtru- mente es anzuzeigen im Stande ſind, iſt die Quantität des Sauerſtoffes bei allen Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die Jnſaluität der Luft wird durch die entzo- gene Quantität des Sauerſtoffes nicht ver- anlaßt, ſo weit wir dies beſtim̃en köñen. Jn Opernhäuſern u. Hoſpitälern p habe ich Luft genom̃en, u. ſie der chemiſche Zer- ſetzung unterworfen, aber ſtets gefun- den, daß zwar die Quantität der Kohlen- ſäure verſchieden iſt, jedoch dieſelbe Quantität Sauerſtoff ſtets vorhanden iſt. Jn Hoſpitälern, in denen ein anſtecken- der Typhus herrſchte, wurden Schwäm̃e mit diſtillirtem Waſſer aufgehängt u. dergl. auch in reiner Luft. Man unterſuchte beide nach einigen Stunden u. man ſahe auf dem aufgepreßten Waſſer der erſtern ſich Luftperſpective 2. chemiſche Beſtandtheile der Luft.

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 271.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/288>, abgerufen am 22.11.2024.