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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Nach der vortreflichen Flora von Schlecht[en-]
dahl
kommen bei Berlin ungefähr 420 genera
auf 1000 Species u. in Frankreich 683 genera
auf 3600 Species. Es ist eine falsche Annahme
wenn man glaubt in Nordamerika wachsen
so viele europäische Pflanzen, umgekehrt könnte
man dasselbe behaupten. Die Aehnlichkeit ist [verlorenes Material - 1 Wort fehlt]
sehr groß u. es sind besondere Species bei ge[nau-]
erer Untersuchung. Auf der Andeskette in
Pensylvanien u. Europa giebt es Species vo[n]
Erdbeeren die große Aehnlichkeit haben u. deshalb
doch nicht gleich sind. Manche Genera bestehen [unleserliches Material - 1 Wort fehlt]
aus zwei Species wie Zb. Platanus, wo ei[ne]
Species von der andern oft 1000 Meilen weit
entfernt ist u. Valisneria. Einige ersetzend
Species sind von solcher Aehnlichkeit v. Zb.
die Nessel, welche man leicht verwechseln ka[nn.]
Wir kommen jetzt zum 4ten Kapitel zur Verbr[ei-]
tung derselben nach der Jdentität der Pflan-
zenarten. Es ist nicht genug Physiker u. Met[e-]
orologe sein um Pflanzen u. Thiere gewiß [zu]
kennen, nicht genug ist es Reisebeschreibungen
zu lesen um zu richtigen Resultaten zu gel[an-]
gen; sondern muß zugleich beschreibender Bo-
taniker u. Zoologe sein um Gewißheit von
jeden Species zu erhalten. Allgemein wur[de]
angenommen, daß Solanum nigrum etc. eine kos[-]
mopolitische Pflanzen sei, welches vollkomme[n]
falsch ist, da sie nicht einmal in Nordamerika
wächst, welches mit Europa so viele Pflanze
gemein hat. Die verschiedenen Species s[ind]
nicht Produckte der Klimate; so wird [un-]
ter den Tropen die Schneegrenze mit der
purpurrothen Blüthen des Rhododendrons
beträgt, dies ist in einer Strecke von
250 Meilen in der Andeskette der Fall,
gleicher Temperatur sollte man glauben
allenthalben wäre dieselbe Species, welche
aber nicht der Fall ist, sondern nur ersetz[en-]
de Formen. Von europäischen Pflanzenformen

wie

Nach der vortreflichen Flora von Schlecht[en-]
dahl
kom̃en bei Berlin ungefähr 420 genera
auf 1000 Species u. in Frankreich 683 genera
auf 3600 Species. Es iſt eine falſche Añahme
weñ man glaubt in Nordamerika wachſen
ſo viele europäiſche Pflanzen, umgekehrt köñte
man daſſelbe behaupten. Die Aehnlichkeit iſt [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
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erer Unterſuchung. Auf der Andeskette in
Penſylvanien u. Europa giebt es Species vo[n]
Erdbeeren die große Aehnlichkeit haben u. deshalb
doch nicht gleich ſind. Manche Genera beſtehen [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
aus zwei Species wie Zb. Platanus, wo ei[ne]
Species von der andern oft 1000 Meilen weit
entfernt iſt u. Valiſneria. Einige erſetzend
Species ſind von ſolcher Aehnlichkeit v. Zb.
die Neſſel, welche man leicht verwechſeln ka[ñ.]
Wir kom̃en jetzt zum 4ten Kapitel zur Verbr[ei-]
tung derſelben nach der Jdentität der Pflan-
zenarten. Es iſt nicht genug Phyſiker u. Met[e-]
orologe ſein um Pflanzen u. Thiere gewiß [zu]
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purpurrothen Blüthen des Rhododendrons
beträgt, dies iſt in einer Strecke von
250 Meilen in der Andeskette der Fall,
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[358./0375] Nach der vortreflichen Flora von Schlechten- dahl kom̃en bei Berlin ungefähr 420 genera auf 1000 Species u. in Frankreich 683 genera auf 3600 Species. Es iſt eine falſche Añahme weñ man glaubt in Nordamerika wachſen ſo viele europäiſche Pflanzen, umgekehrt köñte man daſſelbe behaupten. Die Aehnlichkeit iſt _ ſehr groß u. es ſind beſondere Species bei genau- erer Unterſuchung. Auf der Andeskette in Penſylvanien u. Europa giebt es Species von Erdbeeren die große Aehnlichkeit haben u. deshalb doch nicht gleich ſind. Manche Genera beſtehen _ aus zwei Species wie Zb. Platanus, wo eine Species von der andern oft 1000 Meilen weit entfernt iſt u. Valiſneria. Einige erſetzend Species ſind von ſolcher Aehnlichkeit v. Zb. die Neſſel, welche man leicht verwechſeln kañ. Wir kom̃en jetzt zum 4t Kapitel zur Verbrei- tung derſelben nach der Jdentität der Pflan- zenarten. Es iſt nicht genug Phyſiker u. Mete- orologe ſein um Pflanzen u. Thiere gewiß zu keñen, nicht genug iſt es Reiſebeſchreibungen zu leſen um zu richtigen Reſultaten zu gelan- gen; ſondern muß zugleich beſchreibender Bo- taniker u. Zoologe ſein um Gewißheit von jeden Species zu erhalten. Allgemein wurde angenom̃en, daß Solanum nigrum p eine koſ- mopolitiſche Pflanzen ſei, welches vollkom̃en falſch iſt, da ſie nicht einmal in Nordamerika wächſt, welches mit Europa ſo viele Pflanze gemein hat. Die verſchiedenen Species ſind nicht Produckte der Klimate; ſo wird un- ter den Tropen die Schneegrenze mit der purpurrothen Blüthen des Rhododendrons beträgt, dies iſt in einer Strecke von 250 Meil in der Andeskette der Fall, gleicher Temperatur ſollte man glauben allenthalben wäre dieſelbe Species, welche aber nicht der Fall iſt, ſondern nur erſetzen- de Formen. Von europäiſch Pflanzenformen wie

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 358.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/375>, abgerufen am 22.11.2024.