Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Unterschied zwischen
Thales u. Pythagoras

Thales mehr auf sinnliche Anschauungen
sich bezog, so war die Schule des Pythagoras
mehr dorisch-jtalisch u. zeichnete sich durch
ernste großartige Ansichten aus. Thales

leitete Alles aus dem Urfeuchten ab,
andern von der Luft, Anaximander
verband beide Stoffe. Es waren die
Jdeen des Verdeickens u. Verdünnens,
was wir jetzt attraction u. repulsion
nennen@Eine Tendenz der Analyse a priori
. Unser Planet wurde noch nicht
als ein abgeschlossenes, als ein Ganzes
betrachtet, sondern Alles sichtbar unter
einem Gegenstande nur ins Auge gefaßtx)Es ist dies eine Abläugung der heteroge-
nitaet
der Körper u. eine Annahme ver-
schiedener Kraftäußerungen einer u.
derselben Materie.
.
Empedockles untersuchte die nicht einfa-
chen Stoffe u. endet von tropfbaren,
luftartigen feurigen Elementen, mit welchen
letztern er sich vorzüglich beschäftigt
u. mit den vulkanischen Erscheinungen
Pythagoräischer
Bund

der Pythagor. Bund ist großartig in sein[er]
Erscheinung
. Auch Frauen waren Theilnehmer
von an demselben. Erst in seinem Unter-
gange finden die Mitglieder desselben
an ihre Kenntnisse mitzutheilen. Da
alles hier symbolisch geheimnißvoll er-
scheint, so kann man siein ihn die Philosophie
Philosophie
des Maßes u. der
Harmonie - Mathem.
Symbolik

des Maßes u. der Harmonie suchen.
Es ist gleichsam eine Mathematische
Symbolik
, wo im Hintergrunde alle
Natur Erscheinungen von Maß u. Ziel abhängig

Unterſchied zwiſchen
Thales u. Pythagoras

Thales mehr auf ſiñliche Anſchauungen
ſich bezog, ſo war die Schule des Pythagoras
mehr doriſch-jtaliſch u. zeichnete ſich durch
ernſte großartige Anſichten aus. Thales

leitete Alles aus dem Urfeuchten ab,
andern von der Luft, Anaximander
verband beide Stoffe. Es waren die
Jdeen des Verdeickens u. Verdüñens,
was wir jetzt attraction u. repulſion
neñenEine Tendenz der Analyſe a priori
. Unſer Planet wurde noch nicht
als ein abgeſchloſſenes, als ein Ganzes
betrachtet, ſondern Alles ſichtbar unter
einem Gegenſtande nur ins Auge gefaßtx)Es iſt dies eine Abläugung der heteroge-
nitaet
der Körper u. eine Añahme ver-
ſchiedener Kraftäußerungen einer u.
derſelben Materie.
.
Empedockles unterſuchte die nicht einfa-
chen Stoffe u. endet von tropfbaren,
luftartigen feurigen Elementen, mit welchen
letztern er ſich vorzüglich beſchäftigt
u. mit den vulkaniſchen Erſcheinungen
Pythagoräiſcher
Bund

der Pythagor. Bund iſt großartig in ſein[er]
Erſcheinung
. Auch Frauen waren Theilnehmer
von an demſelben. Erſt in ſeinem Unter-
gange finden die Mitglieder deſſelben
an ihre Keñtniſſe mitzutheilen. Da
alles hier ſymboliſch geheimnißvoll er-
ſcheint, ſo kañ man siein ihn die Philoſophie
Philoſophie
des Maßes u. der
Harmonie – Mathem.
Symbolik

des Maßes u. der Harmonie ſuchen.
Es iſt gleichſam eine Mathematiſche
Symbolik
, wo im Hintergrunde alle
Natur Erſcheinungen von Maß u. Ziel abhängig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div xml:id="Ms_germ_fol_841" next="#Ms_germ_fol_842">
        <div type="session" n="6">
          <p><pb facs="#f0042" n="38."/><note place="left"><hi rendition="#u">Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen<lb/><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118801732 http://d-nb.info/gnd/118801732">Thales</persName> u. <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118597248 http://d-nb.info/gnd/118597248">Pythagoras</persName></hi><lb/></note><hi rendition="#u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118801732 http://d-nb.info/gnd/118801732">Thales</persName> mehr auf &#x017F;in&#x0303;liche An&#x017F;chauungen</hi><lb/>
&#x017F;ich bezog, &#x017F;<hi rendition="#u">o war die Schule des <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118597248 http://d-nb.info/gnd/118597248">Pythagoras</persName><lb/>
mehr dori&#x017F;ch-jtali&#x017F;ch u. zeichnete &#x017F;ich durch<lb/>
ern&#x017F;te großartige An&#x017F;ichten aus. <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118801732 http://d-nb.info/gnd/118801732">Thales</persName></hi><lb/>
leitete Alles aus dem Urfeuchten ab,<lb/>
andern von der Luft, <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118645102 http://d-nb.info/gnd/118645102">Anaximander</persName><lb/>
verband beide Stoffe. Es waren die<lb/>
Jdeen des <unclear reason="illegible" cert="low" resp="#BF">Verd<subst><del rendition="#ow">e</del><add place="across">i</add></subst>ckens</unclear> u. Verdün&#x0303;ens,<lb/>
was wir jetzt <hi rendition="#aq">attraction</hi> u. <hi rendition="#aq">repul&#x017F;ion</hi><lb/>
nen&#x0303;en<note place="left" n="&#xFFFC;">Eine Tendenz der Analy&#x017F;e <hi rendition="#aq">a priori</hi><lb/></note>. Un&#x017F;er Planet wurde noch nicht<lb/>
als ein abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enes, als ein Ganzes<lb/>
betrachtet, &#x017F;ondern Alles &#x017F;ichtbar unter<lb/>
einem Gegen&#x017F;tande nur ins Auge gefaßt<note place="left" n="x)">Es i&#x017F;t dies eine Abläugung der <hi rendition="#aq">heteroge-<lb/>
nita<add place="intralinear"><metamark/>e</add>t</hi> der Körper u. eine An&#x0303;ahme ver-<lb/>
&#x017F;chiedener Kraftäußerungen einer u.<lb/>
der&#x017F;elben Materie.<lb/></note>.<lb/>
Empedockles unter&#x017F;uchte die nicht einfa-<lb/>
chen Stoffe u. endet von tropfbaren,<lb/><choice><abbr>luftartig&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">luftartigen</expan></choice> feurigen <choice><abbr>Element&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Elementen</expan></choice>, mit welchen<lb/>
letztern er &#x017F;ich vorzüglich be&#x017F;chäftigt<lb/>
u. mit den vulkani&#x017F;chen Er&#x017F;cheinungen<lb/><note place="left"><hi rendition="#u">Pythagoräi&#x017F;cher<lb/>
Bund</hi><lb/></note><hi rendition="#u">der Pythagor. Bund i&#x017F;t großartig in <unclear reason="illegible" cert="high" resp="#BF">&#x017F;ein<supplied reason="damage" resp="#BF">er</supplied></unclear><lb/>
Er&#x017F;cheinung</hi>. Auch Frauen waren Theilnehmer<lb/>
von an dem&#x017F;elben. Er&#x017F;t in &#x017F;einem Unter-<lb/>
gange finden die Mitglieder de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
an ihre Ken&#x0303;tni&#x017F;&#x017F;e mitzutheilen. Da<lb/>
alles hier &#x017F;ymboli&#x017F;ch geheimnißvoll er-<lb/>
&#x017F;cheint, &#x017F;<hi rendition="#u">o kan&#x0303; man</hi> <subst><del rendition="#s"><hi rendition="#u">sie</hi></del><add place="superlinear"><hi rendition="#u">in ihn</hi></add></subst> <hi rendition="#u">die Philo&#x017F;ophie</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#u">Philo&#x017F;ophie<lb/>
des Maßes u. der<lb/>
Harmonie &#x2013; Mathem.<lb/>
Symbolik</hi><lb/></note><hi rendition="#u">des Maßes u. der Harmonie &#x017F;uchen.</hi><lb/>
Es i&#x017F;t gleich&#x017F;am <hi rendition="#u">eine Mathemati&#x017F;che<lb/>
Symbolik</hi>, wo im Hintergrunde alle<lb/>
Natur Er&#x017F;cheinungen von Maß u. Ziel abhängig<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38./0042] Thales mehr auf ſiñliche Anſchauungen ſich bezog, ſo war die Schule des Pythagoras mehr doriſch-jtaliſch u. zeichnete ſich durch ernſte großartige Anſichten aus. Thales leitete Alles aus dem Urfeuchten ab, andern von der Luft, Anaximander verband beide Stoffe. Es waren die Jdeen des Verdickens u. Verdüñens, was wir jetzt attraction u. repulſion neñen. Unſer Planet wurde noch nicht als ein abgeſchloſſenes, als ein Ganzes betrachtet, ſondern Alles ſichtbar unter einem Gegenſtande nur ins Auge gefaßt. Empedockles unterſuchte die nicht einfa- chen Stoffe u. endet von tropfbaren, luftartig feurigen Element, mit welchen letztern er ſich vorzüglich beſchäftigt u. mit den vulkaniſchen Erſcheinungen der Pythagor. Bund iſt großartig in ſeiner Erſcheinung. Auch Frauen waren Theilnehmer von an demſelben. Erſt in ſeinem Unter- gange finden die Mitglieder deſſelben an ihre Keñtniſſe mitzutheilen. Da alles hier ſymboliſch geheimnißvoll er- ſcheint, ſo kañ man in ihn die Philoſophie des Maßes u. der Harmonie ſuchen. Es iſt gleichſam eine Mathematiſche Symbolik, wo im Hintergrunde alle Natur Erſcheinungen von Maß u. Ziel abhängig Unterſchied zwiſchen Thales u. Pythagoras Eine Tendenz der Analyſe a priori Es iſt dies eine Abläugung der heteroge- nitaet der Körper u. eine Añahme ver- ſchiedener Kraftäußerungen einer u. derſelben Materie. Pythagoräiſcher Bund Philoſophie des Maßes u. der Harmonie – Mathem. Symbolik

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/42
Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 38.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/42>, abgerufen am 23.11.2024.