Wir kommen in dieser Stunde zum zweiten 2. Beschaffenheit der Materie Abschnitt, zur Beschaffenheit der Materie in Hinsicht ihrer innere Natur. Diese kann 1 starr od. 2. tropfbar flüßig oder 3., elastisch flüßig sein. Auf unserm Erdkörper finden wir diese drei Stoffe vereinigt. Wenn gleich die äußere Rinde starr ist, so kann man sicher folgern, daß im innern der Erde Alles flüßig ist u. in einer Tiefe von nur 48 Meil. schon eine Wärme von 1600° Reaumur, bei der das Eisen schmilzt gefunden wird; ebenmächtig kann man folgern, daß die atmosphärische Luft in den fernsten Räumen noch dichtern Stoffe enthält, nur im geringern Maßeu. dieselben Theile aus denen der Kern der Erde sich verdichtet hat. . Der innere Stoff des Mondes kann füglich mit dem der Aerolithen vergleichen werden, wie ein fester Kern im Dünnen Raume von der Dünnigkeit wdie unter unsern Luftpumpen entsteht. So haben fast alle Nebenplaneten keine Atmosphäre u. bekannt ist es, daß sie in der Zeit ihrer einmaligen Rotation zugleich die Translationsbeweg. um ihren Planeten vollenden, nur bei einiges Trabanten des Jupiters bemerkt man einige Ver- dichtungen der Atmosphäre. Wie der Mond bloß starr ist, so sind andere Gasförmig, wie die Cometen, daß selbst Sterne der sechsten u. siebenten Größe noch durch den dichtesten Kern durch- schimmere u. noch dünner sind die Plane-
Wir kom̃en in dieſer Stunde zum zweiten 2. Beſchaffenheit der Materie Abſchnitt, zur Beſchaffenheit der Materie in Hinſicht ihrer iñere Natur. Dieſe kañ 1 ſtarr od. 2. tropfbar flüßig oder 3., elaſtiſch flüßig ſein. Auf unſerm Erdkörper finden wir dieſe drei Stoffe vereinigt. Weñ gleich die äußere Rinde ſtarr iſt, ſo kañ man ſicher folgern, daß im iñern der Erde Alles flüßig iſt u. in einer Tiefe von nur 48 Meil. ſchon eine Wärme von 1600° Reaumur, bei der das Eiſen ſchmilzt gefunden wird; ebenmächtig kañ man folgern, daß die atmoſphäriſche Luft in den fernſten Räumen noch dichtern Stoffe enthält, nur im geringern Maßeu. dieſelben Theile aus denen der Kern der Erde ſich verdichtet hat. . Der iñere Stoff des Mondes kañ füglich mit dem der Aerolithen vergleichen werden, wie ein feſter Kern im Düñen Raume von der Düñigkeit wdie unter unſern Luftpumpen entſteht. So haben faſt alle Nebenplaneten keine Atmoſphäre u. bekañt iſt es, daß ſie in der Zeit ihrer einmaligen Rotation zugleich die Tranſlationsbeweg. um ihren Planeten vollenden, nur bei einiges Trabanten des Jupiters bemerkt man einige Ver- dichtungen der Atmoſphäre. Wie der Mond bloß ſtarr iſt, ſo ſind andere Gasförmig, wie die Cometen, daß ſelbſt Sterne ⎡der sechſten u. ſiebenten Größe noch durch den dichteſten Kern durch- ſchim̃ere u. noch düñer ſind die Plane-
tariſchen
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[[6]7./0071]
D. 5. Dcbr.
Wir kom̃en in dieſer Stunde zum zweiten
Abſchnitt, zur Beſchaffenheit der Materie
in Hinſicht ihrer iñere Natur. Dieſe
kañ 1 ſtarr od. 2. tropfbar flüßig
oder 3., elaſtiſch flüßig ſein. Auf unſerm
Erdkörper finden wir dieſe drei Stoffe
vereinigt. Weñ gleich die äußere Rinde
ſtarr iſt, ſo kañ man ſicher folgern, daß
im iñern der Erde Alles flüßig iſt u. in
einer Tiefe von nur 48 Meil. ſchon eine
Wärme von 1600° Reaumur, bei der das
Eiſen ſchmilzt gefunden wird; ebenmächtig
kañ man folgern, dß die atmoſphäriſche
Luft in den fernſten Räumen noch dichtern
Stoffe enthält, nur im geringern Maße.
Der iñere Stoff des Mondes kañ füglich
mit dem der Aerolithen vergleichen werden,
wie ein feſter Kern im Düñen Raume
von der Düñigkeit die unter unſern
Luftpumpen entſteht. So haben faſt
alle Nebenplaneten keine Atmoſphäre
u. bekañt iſt es, dß ſie in der Zeit
ihrer einmaligen Rotation zugleich die
Tranſlationsbeweg. um ihren Planeten
vollenden, nur bei einiges Trabanten
des Jupiters bemerkt man einige Ver-
dichtungen der Atmoſphäre. Wie der
Mond bloß ſtarr iſt, ſo ſind andere
Gasförmig, wie die Cometen, daß
ſelbſt Sterne der sechſten u. ſiebenten Größe
noch durch den dichteſten Kern durch-
ſchim̃ere u. noch düñer ſind die Plane-
tariſchen
2. Beſchaffenheit
der Materie
u. dieſelben Theile aus denen der
Kern der Erde ſich verdichtet hat.
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [6]7.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/71>, abgerufen am 26.11.2024.
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