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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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er konnte nun alle Glocken läuten -- er wuste
und gab die angenehmsten Artikel des Testaments,
welche der Fiskal durch die unangenehmen ganz
bestätigte. Der Kandidat handelte solange unge¬
wöhnlich sauft nach einer Beleidigung, bis man
ihn ersuchte, sie zu vergeben. Lukas rief schon
im halben Hören Walten wie toll hinein, um
nur etwas zu reden.

Von zarter Schamröthe durchdrungen er¬
schien dieser -- niemand gab auf ihn Acht --
man stekte im Testamente, ausgenommen Knol.
Dieser hatte gegen den Jüngling seit dessen Vor¬
lesen einen ordentlichen Haß gefaßt -- so wie die
Musik zwar Nachtigallen zum Schlagen reizt,
aber Hunde zum Heulen -- weil ihm der eine
Umstand, daß ein so schlechter poetischer Jurist
mehr als er erben sollte, (was seinen Fiskalischen
Kern anfras) mehr wehe that, als der andere
süs, daß sein Eigennuz selber keinen Erben hätte
auslesen können, der geschikter wäre, die Erb¬
schaft zu verscherzen.

Walt hörte gerührt der Wiederholung und
Forterzählung der ErbAemter und der Erbstücke

er konnte nun alle Glocken laͤuten — er wuſte
und gab die angenehmſten Artikel des Teſtaments,
welche der Fiſkal durch die unangenehmen ganz
beſtaͤtigte. Der Kandidat handelte ſolange unge¬
woͤhnlich ſauft nach einer Beleidigung, bis man
ihn erſuchte, ſie zu vergeben. Lukas rief ſchon
im halben Hoͤren Walten wie toll hinein, um
nur etwas zu reden.

Von zarter Schamroͤthe durchdrungen er¬
ſchien dieſer — niemand gab auf ihn Acht —
man ſtekte im Teſtamente, ausgenommen Knol.
Dieſer hatte gegen den Juͤngling ſeit deſſen Vor¬
leſen einen ordentlichen Haß gefaßt — ſo wie die
Muſik zwar Nachtigallen zum Schlagen reizt,
aber Hunde zum Heulen — weil ihm der eine
Umſtand, daß ein ſo ſchlechter poetiſcher Juriſt
mehr als er erben ſollte, (was ſeinen Fiſkaliſchen
Kern anfras) mehr wehe that, als der andere
ſuͤs, daß ſein Eigennuz ſelber keinen Erben haͤtte
ausleſen koͤnnen, der geſchikter waͤre, die Erb¬
ſchaft zu verſcherzen.

Walt hoͤrte geruͤhrt der Wiederholung und
Forterzaͤhlung der ErbAemter und der Erbſtuͤcke

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[118/0128] er konnte nun alle Glocken laͤuten — er wuſte und gab die angenehmſten Artikel des Teſtaments, welche der Fiſkal durch die unangenehmen ganz beſtaͤtigte. Der Kandidat handelte ſolange unge¬ woͤhnlich ſauft nach einer Beleidigung, bis man ihn erſuchte, ſie zu vergeben. Lukas rief ſchon im halben Hoͤren Walten wie toll hinein, um nur etwas zu reden. Von zarter Schamroͤthe durchdrungen er¬ ſchien dieſer — niemand gab auf ihn Acht — man ſtekte im Teſtamente, ausgenommen Knol. Dieſer hatte gegen den Juͤngling ſeit deſſen Vor¬ leſen einen ordentlichen Haß gefaßt — ſo wie die Muſik zwar Nachtigallen zum Schlagen reizt, aber Hunde zum Heulen — weil ihm der eine Umſtand, daß ein ſo ſchlechter poetiſcher Juriſt mehr als er erben ſollte, (was ſeinen Fiſkaliſchen Kern anfras) mehr wehe that, als der andere ſuͤs, daß ſein Eigennuz ſelber keinen Erben haͤtte ausleſen koͤnnen, der geſchikter waͤre, die Erb¬ ſchaft zu verſcherzen. Walt hoͤrte geruͤhrt der Wiederholung und Forterzaͤhlung der ErbAemter und der Erbſtuͤcke

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/128>, abgerufen am 21.11.2024.