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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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Augen. Der Schulz rief halt, sprang zurük,
und sogleich wieder her mit Kaiser Maximilians
Notariatsordnung, die er ihm in die Tasche stekte.
Drüben vor dem Wirthshause stand der knappe
flinke Student Vult im grünen Reisehut, und
der Wirth, welcher der Familien-Antichrist und
ein Linker war. Das Dorf wuste alles und paßte.
Es war des Universalerben erster Ritt in seinem
Leben. Veronika -- die ihm den ganzen Morgen
Lebensregeln für Eröfnung und Erfüllung des
Testaments vorgezeichnet hatte -- zerrete den
Schimmel am langen Zügel aus dem Stall.
Walt sollte hinauf.

Ueber den Rit und Gaul wurde von der
Welt schon viel gesprochen -- mehr als ein El¬
terleiner versuchte davon ein leidliches Reiter¬
stük zu geben, lieferte aber freilich mehr die rohen
Farbhölzer auf die Leinwand als deren feinsten
Absud -- auch ist das mein erstes Thierstük,
von Belang, das ich in die Gänge dieses Werks
aufhänge und festmache -- --: ich werde dem¬
nach einige Mühe daran wenden, und die gröste
Wahrheit und Pracht.

Augen. Der Schulz rief halt, ſprang zuruͤk,
und ſogleich wieder her mit Kaiſer Maximilians
Notariatsordnung, die er ihm in die Taſche ſtekte.
Druͤben vor dem Wirthshauſe ſtand der knappe
flinke Student Vult im gruͤnen Reiſehut, und
der Wirth, welcher der Familien-Antichriſt und
ein Linker war. Das Dorf wuſte alles und paßte.
Es war des Univerſalerben erſter Ritt in ſeinem
Leben. Veronika — die ihm den ganzen Morgen
Lebensregeln fuͤr Eroͤfnung und Erfuͤllung des
Teſtaments vorgezeichnet hatte — zerrete den
Schimmel am langen Zuͤgel aus dem Stall.
Walt ſollte hinauf.

Ueber den Rit und Gaul wurde von der
Welt ſchon viel geſprochen — mehr als ein El¬
terleiner verſuchte davon ein leidliches Reiter¬
ſtuͤk zu geben, lieferte aber freilich mehr die rohen
Farbhoͤlzer auf die Leinwand als deren feinſten
Abſud — auch iſt das mein erſtes Thierſtuͤk,
von Belang, das ich in die Gaͤnge dieſes Werks
aufhaͤnge und feſtmache — —: ich werde dem¬
nach einige Muͤhe daran wenden, und die groͤſte
Wahrheit und Pracht.

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[127/0137] Augen. Der Schulz rief halt, ſprang zuruͤk, und ſogleich wieder her mit Kaiſer Maximilians Notariatsordnung, die er ihm in die Taſche ſtekte. Druͤben vor dem Wirthshauſe ſtand der knappe flinke Student Vult im gruͤnen Reiſehut, und der Wirth, welcher der Familien-Antichriſt und ein Linker war. Das Dorf wuſte alles und paßte. Es war des Univerſalerben erſter Ritt in ſeinem Leben. Veronika — die ihm den ganzen Morgen Lebensregeln fuͤr Eroͤfnung und Erfuͤllung des Teſtaments vorgezeichnet hatte — zerrete den Schimmel am langen Zuͤgel aus dem Stall. Walt ſollte hinauf. Ueber den Rit und Gaul wurde von der Welt ſchon viel geſprochen — mehr als ein El¬ terleiner verſuchte davon ein leidliches Reiter¬ ſtuͤk zu geben, lieferte aber freilich mehr die rohen Farbhoͤlzer auf die Leinwand als deren feinſten Abſud — auch iſt das mein erſtes Thierſtuͤk, von Belang, das ich in die Gaͤnge dieſes Werks aufhaͤnge und feſtmache — —: ich werde dem¬ nach einige Muͤhe daran wenden, und die groͤſte Wahrheit und Pracht.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/137>, abgerufen am 21.11.2024.