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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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fahren würde. H. Wirth, -- sagte Vult freu¬
dig, dem seine beherrschende Rolle so wohl that,
wie sein sanfter Bruder ohne Stolz -- servier' Er
hier ein reiches Souper, und trag' Er uns ein paar
Flaschen vom besten aufrichtigsten Kräzer auf, den
er auf dem Lager hält."

Walten schlug er einen Spaziergang auf den
benachbarten Herrnhuter Gottesacker vor, wäh¬
rend man fege; ich ziehe droben, fügt' er bei, mein
Flauto traverso heraus, und blase ein wenig in
die Abend-Sonne und über die todten Herrnhuter
hinüber: -- lieben Sie das Flauto? "O wie
sehr gut sind Sie gegen einen fremden Menschen!"
antwortete Walt mit Augen voll Liebe; denn das
Ganze des Flötenspielers verkündigte bei allem
Muthwillen des Bliks und Mundes heimliche
Treue, Liebe und Rechtlichkeit. "Wohl lieb' ich,
fuhr er fort, die Flöte, den Zauberstab, der die
innere Welt verwandelt, wenn er sie berührt, eine
Wünschelruthe, vor der die innere Tiefe aufgeht."
-- "Die wahre Mondare des innern Monds,"
sagte Vult. "Ach sie ist mir noch sonst theuer,"
sagte Walt, und erzählte nun, wie er durch sie

fahren wuͤrde. H. Wirth, — ſagte Vult freu¬
dig, dem ſeine beherrſchende Rolle ſo wohl that,
wie ſein ſanfter Bruder ohne Stolz — ſervier' Er
hier ein reiches Souper, und trag' Er uns ein paar
Flaſchen vom beſten aufrichtigſten Kraͤzer auf, den
er auf dem Lager haͤlt.“

Walten ſchlug er einen Spaziergang auf den
benachbarten Herrnhuter Gottesacker vor, waͤh¬
rend man fege; ich ziehe droben, fuͤgt' er bei, mein
Flauto traverso heraus, und blaſe ein wenig in
die Abend-Sonne und uͤber die todten Herrnhuter
hinuͤber: — lieben Sie das Flauto? „O wie
ſehr gut ſind Sie gegen einen fremden Menſchen!“
antwortete Walt mit Augen voll Liebe; denn das
Ganze des Floͤtenſpielers verkuͤndigte bei allem
Muthwillen des Bliks und Mundes heimliche
Treue, Liebe und Rechtlichkeit. „Wohl lieb' ich,
fuhr er fort, die Floͤte, den Zauberſtab, der die
innere Welt verwandelt, wenn er ſie beruͤhrt, eine
Wuͤnſchelruthe, vor der die innere Tiefe aufgeht.“
— „Die wahre Mondare des innern Monds,“
ſagte Vult. „Ach ſie iſt mir noch ſonſt theuer,“
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[150/0160] fahren wuͤrde. H. Wirth, — ſagte Vult freu¬ dig, dem ſeine beherrſchende Rolle ſo wohl that, wie ſein ſanfter Bruder ohne Stolz — ſervier' Er hier ein reiches Souper, und trag' Er uns ein paar Flaſchen vom beſten aufrichtigſten Kraͤzer auf, den er auf dem Lager haͤlt.“ Walten ſchlug er einen Spaziergang auf den benachbarten Herrnhuter Gottesacker vor, waͤh¬ rend man fege; ich ziehe droben, fuͤgt' er bei, mein Flauto traverso heraus, und blaſe ein wenig in die Abend-Sonne und uͤber die todten Herrnhuter hinuͤber: — lieben Sie das Flauto? „O wie ſehr gut ſind Sie gegen einen fremden Menſchen!“ antwortete Walt mit Augen voll Liebe; denn das Ganze des Floͤtenſpielers verkuͤndigte bei allem Muthwillen des Bliks und Mundes heimliche Treue, Liebe und Rechtlichkeit. „Wohl lieb' ich, fuhr er fort, die Floͤte, den Zauberſtab, der die innere Welt verwandelt, wenn er ſie beruͤhrt, eine Wuͤnſchelruthe, vor der die innere Tiefe aufgeht.“ — „Die wahre Mondare des innern Monds,“ ſagte Vult. „Ach ſie iſt mir noch ſonſt theuer,“ ſagte Walt, und erzaͤhlte nun, wie er durch ſie

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/160>, abgerufen am 25.11.2024.