Stockwerk -- wenn nicht das Van der Kabel¬ sche Testament gewesen wäre; aber durch dieses hob sich der Notar mit seiner Geschichte.
Er wollte den Bruder mit den Notizen da¬ von überraschen; aber dieser versicherte, er wisse schon alles, sei gestern beim Examen gewesen, und unter dem Zanke auf dem Pelzapfelbaum gesessen. --
Der Notar glühte schamroth, daß Vult seinen Zorn-Kaskatellen und seinen Versen zuge¬ horcht; -- "er sei wohl, fragt' er verwirrt, schon mit dem H. van der Harnisch angekommen, der mit dem Kandidaten von ihm gesprochen. "Ja wohl, sagte Vult, denn ich bin jener Edel¬ mann selber." Walt muste fortstaunen und fortfragen, wer ihm denn dem Adel gegeben. "Ich an Kaisersstatt, versezte dieser, gleichsam so als augenblicklicher sächsischer Reichsvikarius des guten Kaisers, es ist freilich nur Vikariats- Adel." -- Walt schüttelte moralisch den Kopf. "Und nicht einmal der, sagte Vult, sondern et¬ was ganz erlaubtes nach Wiarda*), welcher
*) Wiarda über deutsche Vor- und Geschlechtsnamen S. 216. -- 221.
Stockwerk — wenn nicht das Van der Kabel¬ ſche Teſtament geweſen waͤre; aber durch dieſes hob ſich der Notar mit ſeiner Geſchichte.
Er wollte den Bruder mit den Notizen da¬ von uͤberraſchen; aber dieſer verſicherte, er wiſſe ſchon alles, ſei geſtern beim Examen geweſen, und unter dem Zanke auf dem Pelzapfelbaum geſeſſen. —
Der Notar gluͤhte ſchamroth, daß Vult ſeinen Zorn-Kaſkatellen und ſeinen Verſen zuge¬ horcht; — „er ſei wohl, fragt' er verwirrt, ſchon mit dem H. van der Harniſch angekommen, der mit dem Kandidaten von ihm geſprochen. „Ja wohl, ſagte Vult, denn ich bin jener Edel¬ mann ſelber.“ Walt muſte fortſtaunen und fortfragen, wer ihm denn dem Adel gegeben. „Ich an Kaiſersſtatt, verſezte dieſer, gleichſam ſo als augenblicklicher ſaͤchſiſcher Reichsvikarius des guten Kaiſers, es iſt freilich nur Vikariats- Adel.“ — Walt ſchuͤttelte moraliſch den Kopf. „Und nicht einmal der, ſagte Vult, ſondern et¬ was ganz erlaubtes nach Wiarda*), welcher
*) Wiarda uͤber deutſche Vor- und Geſchlechtsnamen S. 216. — 221.
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Stockwerk — wenn nicht das Van der Kabel¬
ſche Teſtament geweſen waͤre; aber durch dieſes
hob ſich der Notar mit ſeiner Geſchichte.
Er wollte den Bruder mit den Notizen da¬
von uͤberraſchen; aber dieſer verſicherte, er wiſſe
ſchon alles, ſei geſtern beim Examen geweſen,
und unter dem Zanke auf dem Pelzapfelbaum
geſeſſen. —
Der Notar gluͤhte ſchamroth, daß Vult
ſeinen Zorn-Kaſkatellen und ſeinen Verſen zuge¬
horcht; — „er ſei wohl, fragt' er verwirrt, ſchon
mit dem H. van der Harniſch angekommen,
der mit dem Kandidaten von ihm geſprochen.
„Ja wohl, ſagte Vult, denn ich bin jener Edel¬
mann ſelber.“ Walt muſte fortſtaunen und
fortfragen, wer ihm denn dem Adel gegeben.
„Ich an Kaiſersſtatt, verſezte dieſer, gleichſam
ſo als augenblicklicher ſaͤchſiſcher Reichsvikarius
des guten Kaiſers, es iſt freilich nur Vikariats-
Adel.“ — Walt ſchuͤttelte moraliſch den Kopf.
„Und nicht einmal der, ſagte Vult, ſondern et¬
was ganz erlaubtes nach Wiarda *), welcher
*) Wiarda uͤber deutſche Vor- und Geſchlechtsnamen
S. 216. — 221.
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/168>, abgerufen am 19.07.2024.
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