Mädgens frei gesagt wird, es gebe auf der Er¬ de kein Herz, keine Tugend und gar nichts. Hier spei' ich, Bruder, auf das schreibende Pu¬ blikum Feuer; Spizbube, so rede ich im Schwanz¬ stern an, Walt, Spizbube, sei wenigstens ehr¬ lich und thue dann, was du willst; da doch dein Unterschied zwischen einem Freund und einem Liebhaber nur der zwischen einem Sau- und ei¬ nem Hunds-Igel ist."
Hier sah Vult lange das Papier, dann Walten an. "Der ist aber?" fragte dieser. -- "So fragt auch mein Schwanzstern, sagte je¬ ner. Keiner nämlich -- Denn es giebt eben keine Schwein-Igel nach Bechstein *), sondern, was man dafür nahm, waren Weibgen oder Jungen. Mit den Schweins-Dächsen ists eben so. Was hilfts, ihr romantischen Autoren, (las Vult weiter und sah immer vom Papier weg, um das Komische mehr zu sagen als, weil ers we¬ nig konnte, vorzulesen) daß ihr euere unterirdi¬ sche Blattseite gegen den Himmel aufstülpet?
*) Dessen Naturgeschichte Deutschlands I. B. 2te Auflage.
Maͤdgens frei geſagt wird, es gebe auf der Er¬ de kein Herz, keine Tugend und gar nichts. Hier ſpei' ich, Bruder, auf das ſchreibende Pu¬ blikum Feuer; Spizbube, ſo rede ich im Schwanz¬ ſtern an, Walt, Spizbube, ſei wenigſtens ehr¬ lich und thue dann, was du willſt; da doch dein Unterſchied zwiſchen einem Freund und einem Liebhaber nur der zwiſchen einem Sau- und ei¬ nem Hunds-Igel iſt.“
Hier ſah Vult lange das Papier, dann Walten an. „Der iſt aber?“ fragte dieſer. — „So fragt auch mein Schwanzſtern, ſagte je¬ ner. Keiner naͤmlich — Denn es giebt eben keine Schwein-Igel nach Bechſtein *), ſondern, was man dafuͤr nahm, waren Weibgen oder Jungen. Mit den Schweins-Daͤchſen iſts eben ſo. Was hilfts, ihr romantiſchen Autoren, (las Vult weiter und ſah immer vom Papier weg, um das Komiſche mehr zu ſagen als, weil ers we¬ nig konnte, vorzuleſen) daß ihr euere unterirdi¬ ſche Blattſeite gegen den Himmel aufſtuͤlpet?
*) Deſſen Naturgeſchichte Deutſchlands I. B. 2te Auflage.
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Maͤdgens frei geſagt wird, es gebe auf der Er¬
de kein Herz, keine Tugend und gar nichts.
Hier ſpei' ich, Bruder, auf das ſchreibende Pu¬
blikum Feuer; Spizbube, ſo rede ich im Schwanz¬
ſtern an, Walt, Spizbube, ſei wenigſtens ehr¬
lich und thue dann, was du willſt; da doch dein
Unterſchied zwiſchen einem Freund und einem
Liebhaber nur der zwiſchen einem Sau- und ei¬
nem Hunds-Igel iſt.“
Hier ſah Vult lange das Papier, dann
Walten an. „Der iſt aber?“ fragte dieſer. —
„So fragt auch mein Schwanzſtern, ſagte je¬
ner. Keiner naͤmlich — Denn es giebt eben
keine Schwein-Igel nach Bechſtein *), ſondern,
was man dafuͤr nahm, waren Weibgen oder
Jungen. Mit den Schweins-Daͤchſen iſts
eben ſo. Was hilfts, ihr romantiſchen Autoren,
(las Vult weiter und ſah immer vom Papier weg,
um das Komiſche mehr zu ſagen als, weil ers we¬
nig konnte, vorzuleſen) daß ihr euere unterirdi¬
ſche Blattſeite gegen den Himmel aufſtuͤlpet?
*) Deſſen Naturgeſchichte Deutſchlands I. B. 2te
Auflage.
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/230>, abgerufen am 16.07.2024.
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