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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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gen, die warmblühenden Mädgen-Stirnen, die
durchschimmernde Gartenrosen unter den weissen
Schleiern, die Arbeitsbeutel, die Goldanker und
Kreuze und andere Gehenke auf ihren Hälsen, und
die Pracht und die Hoffnung und daß noch im¬
mer mehr Leute nachströhmen -- -- O ihr lieben
Menschen, macht euch nur recht viel Lust,
wünsch' ich!" --

Er selber sezte sich an ein einsames Tisch¬
gen, um kein geselliges zu stören. Vom Zucker¬
gus seines stillen Vergnügtseins fest überlegt
saß er daran, sich erfreuend, daß jezt fast in
ganz Europa Sonn- und Lusttag sei, und nichts
begehrend als neue Köpfe, weil er jeden zwischen
die Augen nahm, um auszufühlen, ob er dem
rothen Jüngling angehöre, wornach seiner Seele
alle ihre Blütenblätter standen.

Ein Geistlicher spazierte vorüber, vor dem
er sizend den Hut abnahm, weil er glaubte, daß
Priester, gewohnt durch ihre Rockfarbe jeden
Hut zu bewegen auf dem Lande, jedesmal Schmer¬
zen in der Stadt empfinden müsten, wenn ein
ganz fester vorbei gienge. Der Geistliche sah ihn

gen, die warmbluͤhenden Maͤdgen-Stirnen, die
durchſchimmernde Gartenroſen unter den weiſſen
Schleiern, die Arbeitsbeutel, die Goldanker und
Kreuze und andere Gehenke auf ihren Haͤlſen, und
die Pracht und die Hoffnung und daß noch im¬
mer mehr Leute nachſtroͤhmen — — O ihr lieben
Menſchen, macht euch nur recht viel Luſt,
wuͤnſch' ich!‟ —

Er ſelber ſezte ſich an ein einſames Tiſch¬
gen, um kein geſelliges zu ſtoͤren. Vom Zucker¬
gus ſeines ſtillen Vergnuͤgtſeins feſt uͤberlegt
ſaß er daran, ſich erfreuend, daß jezt faſt in
ganz Europa Sonn- und Luſttag ſei, und nichts
begehrend als neue Koͤpfe, weil er jeden zwiſchen
die Augen nahm, um auszufuͤhlen, ob er dem
rothen Juͤngling angehoͤre, wornach ſeiner Seele
alle ihre Bluͤtenblaͤtter ſtanden.

Ein Geiſtlicher ſpazierte voruͤber, vor dem
er ſizend den Hut abnahm, weil er glaubte, daß
Prieſter, gewohnt durch ihre Rockfarbe jeden
Hut zu bewegen auf dem Lande, jedesmal Schmer¬
zen in der Stadt empfinden muͤſten, wenn ein
ganz feſter vorbei gienge. Der Geiſtliche ſah ihn

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[226/0236] gen, die warmbluͤhenden Maͤdgen-Stirnen, die durchſchimmernde Gartenroſen unter den weiſſen Schleiern, die Arbeitsbeutel, die Goldanker und Kreuze und andere Gehenke auf ihren Haͤlſen, und die Pracht und die Hoffnung und daß noch im¬ mer mehr Leute nachſtroͤhmen — — O ihr lieben Menſchen, macht euch nur recht viel Luſt, wuͤnſch' ich!‟ — Er ſelber ſezte ſich an ein einſames Tiſch¬ gen, um kein geſelliges zu ſtoͤren. Vom Zucker¬ gus ſeines ſtillen Vergnuͤgtſeins feſt uͤberlegt ſaß er daran, ſich erfreuend, daß jezt faſt in ganz Europa Sonn- und Luſttag ſei, und nichts begehrend als neue Koͤpfe, weil er jeden zwiſchen die Augen nahm, um auszufuͤhlen, ob er dem rothen Juͤngling angehoͤre, wornach ſeiner Seele alle ihre Bluͤtenblaͤtter ſtanden. Ein Geiſtlicher ſpazierte voruͤber, vor dem er ſizend den Hut abnahm, weil er glaubte, daß Prieſter, gewohnt durch ihre Rockfarbe jeden Hut zu bewegen auf dem Lande, jedesmal Schmer¬ zen in der Stadt empfinden muͤſten, wenn ein ganz feſter vorbei gienge. Der Geiſtliche ſah ihn

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/236>, abgerufen am 24.11.2024.