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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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Kommt er flammend herunter: so kann er
um 4 Uhr vielleicht schon unter einem am Him¬
mel wallenden Nordschein spazieren gehen, der
für ihn gewiß eine aus dem ewigen Südmorgen
herüber schlagende Aurora ist, oder ein Wald aus
heiligen feurigen Mosis Büschen um Gottes
Thron.

Ists ein anderer Nachmittag, so fahren Gä¬
ste mit erwachsenen Töchtern von Betragen an;
wie die grose Welt, diniert er mit ihnen bei Son¬
nenuntergang um 2 Uhr, und trinkt den Kaffee
bei Mondschein, das ganze Pfarrhaus ist ein
dämmernder Zauberpallast. -- Oder er geht auch
hinüber zum Schulmeister in die Nachmittags¬
schule, und hat alle Kinder seiner Pfarrkinder
gleichsam als Enkel bei Licht um sein Grosvater-
Knie, und ergözet und belehret sie. --

Ist aber das alles nicht: so kann er ja schon
von drei Uhr an in der warmen Dämmerung durch
den starken Mondschein in der Stube auf und ab
watten und etwas Orangenzucker dazu beißen, um
das schöne Welschland mit seinen Gärten auf die
Zunge und vor alle Sinne zu bekommen. Kann

Kommt er flammend herunter: ſo kann er
um 4 Uhr vielleicht ſchon unter einem am Him¬
mel wallenden Nordſchein ſpazieren gehen, der
fuͤr ihn gewiß eine aus dem ewigen Suͤdmorgen
heruͤber ſchlagende Aurora iſt, oder ein Wald aus
heiligen feurigen Moſis Buͤſchen um Gottes
Thron.

Iſts ein anderer Nachmittag, ſo fahren Gaͤ¬
ſte mit erwachſenen Toͤchtern von Betragen an;
wie die groſe Welt, diniert er mit ihnen bei Son¬
nenuntergang um 2 Uhr, und trinkt den Kaffee
bei Mondſchein, das ganze Pfarrhaus iſt ein
daͤmmernder Zauberpallaſt. — Oder er geht auch
hinuͤber zum Schulmeiſter in die Nachmittags¬
ſchule, und hat alle Kinder ſeiner Pfarrkinder
gleichſam als Enkel bei Licht um ſein Grosvater-
Knie, und ergoͤzet und belehret ſie. —

Iſt aber das alles nicht: ſo kann er ja ſchon
von drei Uhr an in der warmen Daͤmmerung durch
den ſtarken Mondſchein in der Stube auf und ab
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[36/0046] Kommt er flammend herunter: ſo kann er um 4 Uhr vielleicht ſchon unter einem am Him¬ mel wallenden Nordſchein ſpazieren gehen, der fuͤr ihn gewiß eine aus dem ewigen Suͤdmorgen heruͤber ſchlagende Aurora iſt, oder ein Wald aus heiligen feurigen Moſis Buͤſchen um Gottes Thron. Iſts ein anderer Nachmittag, ſo fahren Gaͤ¬ ſte mit erwachſenen Toͤchtern von Betragen an; wie die groſe Welt, diniert er mit ihnen bei Son¬ nenuntergang um 2 Uhr, und trinkt den Kaffee bei Mondſchein, das ganze Pfarrhaus iſt ein daͤmmernder Zauberpallaſt. — Oder er geht auch hinuͤber zum Schulmeiſter in die Nachmittags¬ ſchule, und hat alle Kinder ſeiner Pfarrkinder gleichſam als Enkel bei Licht um ſein Grosvater- Knie, und ergoͤzet und belehret ſie. — Iſt aber das alles nicht: ſo kann er ja ſchon von drei Uhr an in der warmen Daͤmmerung durch den ſtarken Mondſchein in der Stube auf und ab watten und etwas Orangenzucker dazu beißen, um das ſchoͤne Welſchland mit ſeinen Gaͤrten auf die Zunge und vor alle Sinne zu bekommen. Kann

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/46>, abgerufen am 21.11.2024.